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Montag, Mai 6, 2024

Ungeliebtes Anschreiben

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Aktuelle Bewerber/innen-Studie: Ein Drittel aller Kandidatinnen und Kandidaten würden sich ohne Anschreiben öfter bewerben – vor allem jungen Menschen fällt es schwer, sich den Arbeitgebern vorzustellen

Köln. Das Anschreiben in Bewerbungen ist für viele Jobsuchende ein echtes Ärgernis auf dem Weg zum neuen Arbeitgeber. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie der Jobplattform www.joblift.de, für die deutschlandweit 1.050 Kandidatinnen und Kandidaten befragt wurden. Demnach fällt es insgesamt 37 Prozent aller Befragten schwer, ein solches Bewerbungsschreiben zu erstellen. Vor allem jungen Jobsuchenden geht es so – mehr als jede/r Zweite/r (54 Prozent) von ihnen räumt Probleme mit dem Anschreiben ein. Besonders hoch in der Bewerbergunst stehen daher auch Arbeitgeber, die in ihrer Mitarbeitersuche darauf verzichten. Dieses Zugeständnis birgt sogar Chancen auf mehr Bewerbungen. Denn rund ein Drittel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer (32 Prozent) würden sich eigenen Angaben zufolge öfter bewerben, wenn der Verzicht auf das Bewerbungsschreiben die Regel wäre – bei jungen Befragten liegt dieser Anteil gar bei 52 Prozent.

Selbstmarketing und Gehaltsvorstellungen als Pferdefüße

Dabei ist es weniger die Form des Anschreibens als vielmehr deren Inhalt, der Bewerberinnen und Bewerber plagt. Vielen fällt es schwer, sich selbst prägnant in Szene zu setzen. So haben 86 Prozent der Befragten Probleme damit, den eigenen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kandidatinnen und Kandiaten herauszustellen. Fast drei Viertel (74 Prozent) tun sich zudem schwer damit, den eigenen Wert zu beziffern. Zudem weit oben auf der bewerberseitigen Mängelliste: ihren konkreten fachlichen Nutzen für das angeschriebene Unternehmen zu beschreiben sowie eine Begründung dafür zu liefern, warum man sich ausgerechnet bei diesem Arbeitgeber bewirbt. „Unsere Zahlen zeigen: Auf einem Bewerbungsanschreiben zu bestehen, wirkt dabei wie ein Bremsklotz für die eigene Mitarbeitersuche. Gerade in Branchen, in denen Unternehmen vom aktuellen Mangel an Arbeitskräften betroffen sind, ist es daher fast fahrlässig, trotzdem darauf zu bestehen“, so Tobias Welzel, CCO von Joblift.

Den formalen Anforderungen fühlen sich die meisten Teilnehmenden dagegen gewachsen. Ein orthografisch korrektes Anschreiben zu erstellen, empfindet nur jede/r Zehnte als schwierig. Auch alle erforderlichen Dokumente zusammenzutragen, stellt nur für 15 Prozent der Befragten eine Hürde dar. Einzig eine gute Struktur zu finden, bereitet immer noch 29 Prozent Probleme.

Copy & Paste nach der ersten Bewerbung

Um das ungeliebte Anschreiben fertig zu stellen, nehmen sich die Bewerberinnen und Bewerber dann auch nur mäßig viel Zeit. 30 Prozent von ihnen veranschlagen dafür weniger als eine halbe Stunde. Weitere 35 Prozent investieren 30 bis 60 Minuten und 20 Prozent etwas mehr als eine Stunde.

Ist das erste Anschreiben dann einmal erstellt, dient dieser Entwurf vielfach als Blaupause für weitere Bewerbungen. Mehr als jede/r Fünfte (21 Prozent) nutzt gar das exakt gleiche Anschreiben und tauscht nur Adresse und Kontaktperson aus. Ein Viertel (26 Prozent) recyceln mehr als die Hälfte des ersten Anschreibens für folgende und 14 Prozent greifen auf etwa die Hälfte des Inhalts zurück. Mit diesen Zahlen wird das Anschreiben ähnlich oft wiederverwertet wie der Lebenslauf, den 67 Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten nach der ersten Bewerbung erneut nutzen – dann allerdings von A bis Z. „Auch diese Zahlen sollten Arbeitgeber, die weiter ein Anschreiben einfordern, stutzig machen. Denn Texte, die unabhängig vom ausschreibenden Unternehmen nahezu gleich sind, haben natürlich auch wenig bis gar keine Aussagekraft und dienen im Zweifel auch nicht dazu, passende Kandidatinnen und Kandidaten zu filtern“, so Tobias Welzel.


Über die Studie
Für die repräsentative Studie befragte das Marktforschungsunternehmen respondi bundesweit 1.058 Bewerberinnen und Bewerber im Auftrag des Stellenportals Joblift. 51 Prozent der Teilnehmenden waren männlich, 49 Prozent weiblich, 81 Prozent von ihnen arbeiteten zum Zeitpunkt der Online-Befragung in Vollzeit, 19 Prozent in Teilzeit. Der Befragungszeitraum lag im November 2021.

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