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Rita Hagl-Kehl, MdB und Ruth Müller, MdL informierten sich zur Engerlingplage im Bayerischen Wald

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Berlin/Niederbayern, 29. Oktober 2019: Die beiden SPD-Politikerinnen trafen sich in Grainet mit betroffenen Bauern sowie Vertretern vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Regen, um im gemeinsamen Gespräch Status Quo, Lösungsansätze sowie Perspektiven zu diskutieren.

„Die nachhaltige Landwirtschaft im Bayerwald ist bedroht!“ So begrüßte Grainets Bürgermeister Kaspar Vogl die Teilnehmer des Gesprächs. Die niederbayerischen Bauern – vor allem im Landkreis Freyung-Grafenau – kämpfen seit dem Sommer gegen eine massive Engerlingplage, die sich auch schon im vergangenen Jahr ankündigte. Die hektarweise Zerstörung von Dauergrünlandflächen durch die Maikäferlarven hat enorme Auswirkungen auf die Futtererträge der betroffenen Landwirte: Die Engerlinge fressen Grasnarben von unten her weg und die Landwirte müssen die Felder neu ansäen. Dadurch gehen oftmals mehr als die Hälfte der Futtererträge verloren, was für die betroffenen Betriebe mehrere Tausend Euro Schaden bedeuten kann. Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl, MdB – ehemaliges Mitglied des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Bund – und Ruth Müller, MdL – Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag – haben sich der Problematik angenommen und sich die Situation von betroffenen Bauern schildern lassen.

Eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Müller an die Bayerische Staatsregierung hat ergeben, dass der Ertragsausfall auf den Befallsflächen im Landkreis Freyung-Grafenau zwischen 40 und 70 Prozent liegt. Das Bayerische Landwirtschaftsministerium hat zwar das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Deggendorf mit einer aktuellen Versuchsreihe zur Engerlingsbekämpfung beauftragt, stuft aber Fraßschäden aller Art als natürliches Risiko ein, das nicht unter die Tatbestände fällt, die mit finanziellen staatlichen Soforthilfen unterstützt werden könnten.

(v.li.) Ruth Müller, MdL und Rita Hagl-Kehl, MdB im Gespräch mit Grainets Bürgermeister Kaspar Vogl (Foto: Büro Hagl-Kehl)

Rita Hagl-Kehl mahnte, dass mit dem Befall im Bayerischen Wald „die grüne Lunge Niederbayerns“ bedroht sei.

„Die betroffenen Landwirte sind massivem Druck ausgesetzt und haben keine andere Wahl, als die befallenen Flächen abzufräsen – mit dem einhergehenden Verlust der Futterernte“, zeigte sich auch Ruth Müller betroffen über die derzeitige Ausweglosigkeit der Situation.

Müller hat daher im Bayerischen Landtag einen Berichtsantrag eingereicht, in dem sie die Staatsregierung dazu auffordert, Stellung zu beziehen zum Umfang der Schäden, zu wirksamen Bekämpfungsmöglichkeiten und zur Notwendigkeit von Maßnahmen zur Existenzsicherung der Betriebe. „Die diesjährigen Schäden sind so einschneidend, dass es nicht genügt, sich nur besorgt zu zeigen. Daher fordere ich Ministerin Kaniber auf, die Landwirte in dieser Notsituation auch mit finanziellen Mitteln und nicht nur mit warmen Worten zu unterstützen“, so Müller zu den aktuellen Forderungen der SPD Landtagsfraktion.

Rita Hagl-Kehl, MdB erklärte den Bauern, dass der Bund nur für überregionale Naturkatastrophen zuständig sei. Es müssten mehrere Bundesländer vom Engerlingproblem betroffen sein, damit die Bundesregierung sich einschalten könne. Deshalb sei bisher noch die Bayerische Staatsregierung zuständig. Diese habe eine örtlich begrenzte Notfall-Zulassung für den Einsatz von Melocont-Pilzgerste am Jochberg in Oberbayern zugelassen, was allerdings durch das extrem steile Gelände und die damit zusammenhängende Erosionsgefahr begründet wurde.

Im Fall Freyung-Grafenau verweist die Staatsregierung darauf, dass „Fraßschäden aller Art als natürliches Risiko beim Wirtschaften in und mit der Natur“ gelten würden.  

Markus Niedermeier, Pflanzenbauberater am AELF Regen warnte davor, den Einsatz der kostspieligen Melocont-Pilzgerste als Allheilmittel einzustufen. Diese müsse sich erst im Boden entwickeln und die Rahmenbedingungen müssten für den Schädlingsbekämpfer passen. Dieser bräuchte zudem eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel.

Das Engerlingproblem sei nicht neu, man beschäftige sich damit bereits seit 15 Jahren, so der Experte weiter. Allerdings seien die Fälle bisher überschaubar gewesen. Die 2019 extreme Lage habe bereits im Herbst 2018 mit dem zu warmen und zu trockenen Sommer begonnen: „Der Engerling mag es warm und trocken.“ 232 Betriebe mit einer Fläche von 1549 Hektar haben sich beim AELF als betroffen gemeldet. Die durch die Dürre geschwächten Pflanzen seien anfälliger für den Schädling.

Betroffene Landwirte erzählten, dass sie große Teile ihrer Grünlandflächen doppelt fräsen und durch den Futterausfall dieses zukaufen mussten. Dazu kommen die Neuansaat und die Saatgutkosten. All dies koste Zeit, Geld und Arbeitskraft. Auch sei es nicht zulässig, die Fruchtfolge zu wechseln, da die Grünlandflächen keinen Ackerstatus besitzen.

Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass der Schaden frühzeitig eingedämmt werden müsse. Die beiden SPD-Politikerinnen sagten zu, das Problem in ihre parlamentarische Arbeit mitzunehmen und an konstruktiven und praxistauglichen Lösungen zu arbeiten.

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