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Dienstag, Mai 7, 2024

„Zeit bedeutet Leben!“

Lesestoff

Ludwig Lankl – Immer noch mittendrin. Statt nur dabei.

Grafenau. In seiner Funktion als Patientenfürsprecher der Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH (Anmerkung: mehr Informationen ganz unten) und im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Patienten-Sprechstunden an den Kliniken-Standorten Freyung, Grafenau und Waldkirchen konnten wir mit Alt-Landrat Ludwig Lankl (geb. 4. Juni 1956 in Wolfesreut, Gemeinde Ringelai) ein Interview führen; über seinen Schicksalsschlag Ende November 2010 und dessen weiteren Verlauf, wie es ihm heute geht, über sein ehrenamtliches Engagement für zahlreiche Organisationen und Institutionen und auch über seinen persönlichen Wunsch, im gesamten Landkreis mehr Defibrillatoren zur Verfügung zu stellen – denn; Zeit bedeutet Leben.

„Womöglich habe ich noch eine Aufgabe zu erfüllen.“

Uns direkt gegenüber sitzt Ludwig Lankl am Schreibtisch. Er strotzt vor Kraft, positiver Energie und Ausstrahlung. Zuvorkommend, freundlich und scharfsinnig wie eh und je. Und wer Ludwig Lankl und seine Vergangenheit nicht kennt, könnte auch nicht meinen, dass da ein Mensch sitzt, der Ende November 2010, inmitten seines Amtes als Landrat von Freyung-Grafenau, einen Herzinfarkt erlitten hat und nur ganz knapp dem Tod entkommen ist. „Die Zeit für mich war noch nicht gekommen“, bemerkt an dieser Stelle Ludwig Lankl, „aus welchen Gründen auch immer. Womöglich habe ich noch eine Aufgabe zu erfüllen.“ Bemerkenswerte und eindringliche Worte, die uns für einen kurzen Augenblick zum Nachdenken zwingen. Breitwillig und ohne vorgehaltene Hand erzählt er uns von diesem (ersten) Schicksalsschlag, von der medizinischen Behandlung im Klinikum Passau, den nachfolgenden Behandlungen im Krankenhaus Grafenau und auch vom persönlichen Entwicklungsprozess mit einer Herzkrankheit umgehen und schlussendlich leben zu müssen. Ebenso, wie er daraus seine persönlichen Konsequenzen ziehen musste und im Oktober 2013 bekanntgab, auf eine erneute Kandidatur als Landrat zu verzichten. Dass ihm damals dieser Entschluss nicht leicht gefallen ist, versteht sich nur von selbst; ein Vollblut-Politiker mit Herz und Seele, wie man es sich heute nur noch wünschen kann.

Echokardiografie am Krankenaus Grafenau

Nicht zuletzt aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus war es Ludwig Lankl in den darauffolgenden Zeiten eine ‚Herzens-Angelegenheit’, sich für den Aufbau einer Kardiologie (Diagnostik, Behandlung und Therapie von verschiedensten Ursachen einer Herzschwäche) bei den FRG-Kliniken im Landkreis stark zu machen und initiierte so, zusammen mit den Verantwortlichen der Kliniken Am Goldenen Steig, was heute am Krankenhaus Grafenau auf höchstem medizinischen Niveau betrieben wird: eine Kardiologie und somit eine weitere notwendige und wichtige Grundversorgung für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis. So ist es heute in Grafenau beispielsweise möglich, mittels modernster Diagnoseverfahren den wahren Zustand eines Herzpatienten herauszufinden und überlebensnotwendige Maßnahmen einzuleiten, die herkömmliche Untersuchungen, wie ein Belastungs-EKG oder eine Herzkatheteruntersuchung, nicht ans Tageslicht bringen können.

Und so kam es, dass im November des letzten Jahres während einer Routine-Untersuchung im Krankenhaus Grafenau bei Ludwig Lankl mittels einer zusätzlichen Echokardiografie festgestellt wurde, dass da wiederum eine Verengung einer Arterie festzustellen war, die ein weiterer medizinischer Eingriff unbedingt notwendig machte – trotz unauffälligen und positiven (Spitzen-) Werte im Vorfeld der allgemeinen Herzuntersuchung. „Man kann das aus heutiger Sicht schwer beurteilen, aber vielleicht rettete mir diese 3D-Betrachtung (Echokardiografie) ein weiteres Mal mein Leben“, gibt uns Lankl zu verstehen.
Wie es ihm heute geht, wollen wir natürlich von ihm wissen. „Sehr gut“, versichert uns der Alt-Landrat. „Ich fühle mich bei den zuständigen Ärzten und natürlich auch beim gesamten Personal des Krankenhauses Grafenau in besten Händen.“
Auf unsere Frage hin, ob er denn heute und rückblickend gesehen aus all diesen Schicksalsschlägen auch etwas Positives mitnehmen konnte und kann? „Natürlich! Damals im Jahr 2010 wurde mir unter Zwang aufgezeigt, dass ein neuer Lebensabschnitt begangen werden muss; fernab meines (politischen) Amtes und anderweitigen Verpflichtungen. So gerne ich sie auch alle wahrgenommen und mich dafür eingesetzt habe. So natürlich auch sich mehr Zeit nehmen für die eigene Familie, Freunde und Bekannte. Denn das ist doch wichtig, sehr wichtig. Vielleicht auch, sich im Leben andere Prioritäten zu setzen. Weiterhin sich für das Wohl der Menschen im Landkreis einzusetzen, aber einfach anders.“
Was ihm offensichtlich heute fehlt oder seine Grenzen gesetzt werden? Der Sport, wie kann es anders sein, allem voran das Fußballspielen. „Das ist halt heute aus verständlichen Gründen nicht mehr so ganz möglich.“ Doch hat Ludwig Lankl dafür schon längst andere sportliche Aktivitäten (wieder) gefunden und nimmt sich diesen auch regelmäßig an. Angefangen von gemütlichen Spaziergängen bis hin zu Nordic Walking oder dem Joggen – das alles vor der Haustür, „hier im wunderschönen Bayerischen Wald“, bemerkt er schmunzelnd.

Defibrillatoren retten Leben

Angesprochen auf seine heutigen und vielen (ehrenamtlichen) Tätigkeiten und ob da tatsächlich eine ‚Reduzierung’ seiner Arbeit zum Wohlergehen seiner Gesundheit stattgefunden hätte, gibt uns Lankl – bescheiden, wie er geblieben ist – zu verstehen, dass sei schon so – wobei wir das (gerne) nicht so richtig wahrhaben wollen. So engagiert sich Ludwig Lankl, zum Wohle des gesamten Landkreises und auch darüber hinaus, weiterhin als Vordenker, Macher und bestimmt auch ab und zu als ‚Gewissen’, das es in der heutigen Zeit durchaus braucht.

Gegen Ende dieses, doch auch intimen, Gesprächs war ihm noch eine Sache wichtig zu kommunizieren: Mehr Defibrillatoren sollten auch im Landkreis Freyung-Grafenau an stark frequentierten Stellen und Plätzen installiert werden. Denn was in seinem Heimatort Ringelai (u.a. bei der Sparkasse) schon Realität wurde, kann auch anderswo innert Minuten (oder gar Sekunden) über Leben oder Tod entscheiden.

Ludwig Lankl; trotz diesen Schicksalsschlägen hat er nichts von seinem Charisma verloren. Er ist noch immer ein Repräsentant menschlicher Nächstenliebe, von Gleichheit, Gerechtigkeit und Miteinanderleben. Menschen wie ihn braucht unser Landkreis, braucht unser Land. Ludwig Lankl war in all dieser Zeit niemals abwesend. Er weilt nach wie vor mit Tat und Kraft unter uns. Das ist gut so; hoffentlich noch für eine ganz lange Zeit.

(Foto: MuW/m.wagner)

 

Patietenfürsprecher
Im Juni 2014 ernannte die Geschäftsleitung der Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH Ludwig Lankl zum ehrenamtlichen Patientenfürsprecher. Damit wurde im Klinikum eine persönliche Anlaufstelle für Patienten und Angehörige geschaffen, um ihre Anliegen aber auch Beschwerden direkt adressieren zu können. Mit dieser Ernennung wurde gleichzeitig die Handlungsempfehlung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit zur Einrichtung von Patientenfürsprechern erfüllt.

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