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Donnerstag, Mai 2, 2024

Kinder erleben Syrien jenseits des Krieges

Lesestoff

Syrischer Flüchtling hält interkultureller Workshop für Kinder

„Ein Flüchtling ist jemand, der sein Land verlässt weil Krieg ist.“ „In Syrien ist Krieg. Die Leute haben nichts mehr zu essen. Und viele haben kein Geld mehr, weil sie es für die Reise ausgegeben haben.“ „In Aleppo ist alles kaputt und die Kinder haben Hunger.“ Ayaz Manala Ali, selbst Flüchtling aus Aleppo in Syrien, war überrascht, wie viel die Kinder über die aktuelle Situation in seinem Land wussten. 13 Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren haben seinen interkulturellen Workshop über Syrien im Rahmen der „Ferien am Schloss“ besucht, um mehr über Syrien zu erfahren.

„Ihr kommt immer mit jemanden aus einem anderen Land, der uns dann erklärt, wie es dort in dem Land ist, man lernt, wie die dort reden, was die dort essen und wie die Kinder dort leben,“ erklärt Vincent (8 Jahre) das Konzept der Workshops „Kinder – Erleben – Kulturen“, die der gemeinnützige Verein „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ schon seit 8 Jahren organisiert. Und Vincent nimmt im Ferienprogramm schon im dritten Jahr teil, weil ihm die letzten Workshops über Tschechien, Holland und Polen so gut gefallen haben.

Und Ayaz nahm die Kinder auf eine interkulturelle Reise mit. Zuerst mussten sie auf der Weltkarte erst einmal Syrien finden. Dann fragte ein Kind, wie er denn nach Deutschland gekommen sei und so verfolgten die Kinder gemeinsam auf der Karte, wie er über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich schließlich an der Grenze in Passau landete und seit einem Jahr und 4 Monaten nun hier lebt. Dann lernen die Kinder, wie man sich auf Arabisch begrüßt und ihren Namen schreibt. Dann gab es ganz viele Bilder über Deutschland und Syrien und die Kinder mussten zuordnen, welches Bild zu welchem Land gehört. Ein Bild von Ayaz Geburtsort Afrin hatten sie Deutschland zugeordnet, auch ein typisches Bohnengericht kam ihnen bekannt vor. „So was gibt es auch bei uns zu Hause.“ Anhand der Bilder erzählte Ayaz den Kindern von seiner Heimat, dass zum Beispiel Kinder Uniformen an der Schule anziehen müssen und dass Jungs und Mädchen spätestens mit 10 Jahren getrennt voneinander unterrichtet werden. Dann erklärten die Kinder wiederum Ayaz was auf den Bildern über Deutschland abgebildet waren. „Das sind Schnitzel mit Pommes – mein Lieblingsessen!“ erklärte der fünfjährige Felix. „Das esse ich auch gerne, mindestens einmal pro Woche“, bestätigte ihm Ayaz. Dann ging es nach draußen und die Kinder lernten ein Ballspiel, das Ayaz mit seinen Freunden oft nach der Schule gespielt hat. Krönender Abschluss war das gemeinsame Kochen von „Lahma b ajin“, eine Art arabische Pizza. Die Kinder waren am Ende begeistert: „Es war toll, was wir alles erfahren haben, zum Beispiel wie lang man von Syrien nach Deutschland braucht und dass die Kinder in der Schule das Gleiche tragen müssen“, sagt Anna 8. Die Flucht hatte auch am meisten Felix (5 Jahre) beeindruckt: „Ayaz musste durch viele Länder gehen. Aber am besten hat mir das Pizzamachen Spaß gemacht!“ Johanna hingegen fand es am spannesten etwas auf Arabisch gelernt zu haben und ihren Namen nun auf Arabisch schreiben zu können. „Es gefällt mir über andere Menschen kennenzulernen.“ Vincent und Antoni, beide 8, sind nun zum dritten Mal dabei. „Ich habe jetzt viel über Syrien gelernt.“ Und Antonia sieht die Workshops schon als Vorbereitung auf ihren zukünftigen Traumberuf, sie will nämlich im Hotel arbeiten. „Wenn man in einem Hotel arbeitet muss man viele Sprachen sprechen. Und außerdem will ich mal viel reisen und da möchte ich auch mit vielen Menschen sprechen können.

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Das freut die Organisatorin und Initiatorin der interkulturellen Workshops für Kinder, Perdita Wingerter. „Nun gehen die Kinder nach Hause und verbinden mit Syrien nicht nur Krieg, Hunger, Elend und Gewalt, sondern sie verbinden damit nun auch positive Erinnerungen an schöne Landschaften, großartige Bauten, spielende Kinder, leckeres Essen und nette Menschen wie Ayaz. Das ist uns wichtig.“ Und Ayaz selbst war am Ende sehr gerührt. „Die Kinder haben eine reine Seele. Sie sind so offen und so neugierig und ohne Vorbehalte. Das hat mich tief beeindruckt und bewegt.“

Nächste Woche geht es weiter. Dann lernen die Kleinen die Türkei kennen und Ayaz bietet erneut einen Workshop an, diesmal für die größeren Kinder.

(Fotos: Ayaz Manala Ali beim interkulturellen Workshop für Kinder)

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