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Montag, April 29, 2024

Bärenrettung aus der Ukraine – Drei Bären aus Kriegsgebiet gerettet

Lesestoff

Zwei einjährige Braunbären und eine Kragenbärin wurden aus der Ukraine gerettet | Einsatzteam der Stiftung für Bären nach hervenaufreibender Aktion in Thüringen angekommen | Alternativer Bärenpark Worbis wird vorerst neues Zuhause

Leinefelde-Worbis. Am 16. März 2022 gegen 17.00 Uhr traf ein fünfköpfiges Einsatzteam der Stiftung für Bären im Alternativen Bärenpark Worbis ein. Hinter ihnen lag eine nervenaufreibende Rettungsaktion aus dem Krisengebiet in der Ukraine. Drei Tage im Ungewissen, zwei schlaflose Nächte und über 2000 Kilometer lagen hinter dem Team um Einsatzleiter Bernd Nonnenmacher. Doch es hat sich gelohnt – insgesamt konnten drei Bären aus der Ukraine gerettet werden. Zwei von ihnen, die einjährigen Braunbären Popeye und Asuka, werden vorerst im Thüringer Tierschutzprojekt der Stiftung für Bären bleiben, die Kragenbärin Malvina findet im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutz Bundes ein neues Zuhause.

Die Aktion ist eine Zusammenarbeit zwischen der Stiftung für Bären, White Rocks Shelter, Bears in Mind Netherlands, Vier Pfoten und dem Deutschen Tierschutzbund und der polnischen Koordinatorin Agnieszka Sergiel.

Hilferuf aus dem Kriegsgebiet

Am Mittwoch, 9. März 2022 erhielt die Stiftung für Bären einen Hilferuf aus der Ukraine. Zahlreiche Einrichtungen in denen Wildtiere leben – darunter auch Tiger, Elefanten, Löwen und Bären – fallen der russischen Armee zum Opfer. Aufgrund der Kriegssituation musste auch das Tierschutzprojekt White Rock Shelter, gut 40 Autominuten von Kiew entfernt, evakuiert werden. Es geht um Leben und Tod.

Zunächst wurden die Bären zur BEARS SANCTUARY DOMAZHYR gebracht, einem Bärenrefugium der Vier Pfoten in der Ukraine nahe der EU-Grenze zu Polen. Doch die Einrichtung ist mit den weiteren Tieren von White Rocks Shelter überfüllt, hier können die Tiere nicht bleiben. Es kam nun zu einer sagenhaften Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Hand in Hand organisierten Tierschutzorganisationen einen Transport aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland, auch die Stiftung für Bären sagte ihre Hilfe zu. Plan: Die Tiere werden von den ukrainischen Tierschützern an die Grenze gebracht und ins Niemandsland zwischen Polen und Ukraine übernommen.

An der Grenze angekommen (Foto: Stiftung für Bären)

Fahrt ins Ungewisse

Ein fünfköpfiges Team um Einsatzleiter Bernd Nonnenmacher brach am Montag, 14. März um 07.00 Uhr im Alternativen Bärenpark Worbis auf Richtung Ukraine. Das Ziel war klar, die Reise ungewiss. Was die Tierschützer erwarteten, bleibt bis zum Schluss im Verborgenen. Wie ist die Situation an der Grenze? Werden die unschuldigen Tiere heil aus der Ukraine kommen? Wie nah rücken die Gefechte Richtung Westen?

Die Bären werden in Domazhyr verladen (Foto: Stiftung für Bären)

Tatsächlich spitzte sich die Lage kurz vor der Abreise zu. Ein Luftangriff auf einen nahegelegenen Militärstützpunkt fand statt. Eine Übernahme im Niemandsland zwischen den Grenzen – wie geplant – war nicht möglich, da eine dortige Übergabe aufgrund EU-Richtlinien nicht mehr zulässig ist. Kurzerhand entschied sich die Stiftung für Bären dafür, die Tiere direkt aus dem Kriegsgebiet abzuholen.

In „Quarantäne“ – noch (Foto: Stiftung für Bären)

In der Region Lwiw

Das Team teilte sich auf. Während die Leiterin des Alternativen Bärenparks Worbis Sabrina Schröder mit ihren Kollegen Heike Lindemann und Christopher Schmidt ihr Lager nahe an der Grenze aufbauten, brachen Bernd Nonnenmacher und Rüdiger Schmiedel auf ins Kriegsgebiet. Vor ihnen lag eine surreale Fahrt durch die Region Lwiw. Militär und Milizen waren an jeder Ecke präsent. Doch sie hatten Glück – es blieb ruhig. Sie kamen unbeschwert in Domazhyr an und konnten die Tiere entgegennehmen. Auf ihrer Rückreise zurück in die EU wurden sie dann Opfer bürokratischen Wahnsinns – 13 Stunden vergingen, ehe sie die Grenze endlich passieren durften. Erst am Mittwochmorgen gegen 04.00 Uhr trafen sie wieder auf ihre Kollegen und traten den langen Rückweg an.

Angekommen in Worbis (Foto: Stiftung für Bären)

Bernd Nonnenmacher, Einsatzleiter: „Mit Schrecken wurden wir Zeuge, welches unfassbare Leid – sowohl bei Tier als auch beim Menschen – dieser schreckliche Krieg verursacht. Aber es ist bemerkenswert, welcher Zusammenhalt in dieser Krise entsteht. Unter Einsatz des eigenen Lebens wird Hilfe geleistet. Was möglich ist, wenn Tierschutzorganisationen Hand in Hand und unter enormen Druck zusammenarbeiten, ist überragend. Wir bedanken uns bei den beteiligten Organisationen. Wir stehen in vollster Solidarität mit dem ukrainischen Volk und hoffen von Herzen, dass dieser furchtbare Krieg ein baldiges Ende findet.“

So geht ein großer Dank an die Beteiligten dieser Rettungsaktion: Koen Cuyten von Bears in Mind Netherlands, dem gesamten Team von Vier Pfoten in Domazhyr, dem Team von Vier Pfoten Deutschland, Yegor Yakovlev und Maryna Shkvyria von White Rock Shelter, Patrick Boncourt vom Deutschen Tierschutzbund, das Einsatzteam der Stiftung für Bären Bernd Nonnenmacher, Rüdiger Schmiedel, Sabrina Schröder, Christopher Schmidt und Heike Lindemann.

Teamwork International! (Foto: Stiftung für Bären)

Über die Stiftung für Bären

Die STIFTUNG FÜR BÄREN setzt sich für nachhaltigen Tierschutz und ein Wildtierverbot in Zirkussen sowie gegen die Züchtung von Wildtieren in Gefangenschaft ein. Bildung, Aufklärung und eine clevere Alternative zeigen den Weg in eine Gesellschaft, die im Einklang mit der Natur lebt. Aus dem 1995 gegründeten Aktion Bärenhilfswerk e.V. hervorgegangen, betreibt unsere gemeinnützige Stiftung zwei Parks.

1996 entstand der Alternative Bärenpark Worbis, in dem weltweit das erste Mal Bären und Wölfe in einem Tierschutzprojekt in interaktiver Gemeinschaftshaltung verhaltensgerecht betreut werden. Seit 2010 besteht der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald, in dem sich Braunbärin JURKA, Mutter des 2006 erschossenen BRUNO, und die erste Auffangstation für verwaiste BärenwelpenEuropas befindet. Außerdem beherbergt er zwei Eurasische Luchse. Ebenfalls 2010 rief die STIFTUNG für BÄREN das Projekt „Luchs – ein Waldgeist kehrt zurück“ ins Leben, eine Aufklärungsaktion für die Rückkehr wildlebender Luchse in Nordthüringen

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