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Freitag, Mai 3, 2024

Ökotipp Frühlingsanfang

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Wenn Garten und Balkone rufen

Berlin. Frühlingszeit heißt Gartenzeit. Sei es im eigenen Garten, im Kleingarten oder auch auf Balkon oder Terrasse – es gibt viel zu tun, und mit der Planung sollte spätestens jetzt begonnen werden. Corinna Hölzel, Pestizidexpertin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat nützliche Tipps parat: „Der Frühling steht in den Startlöchern und die neue Gartensaison beginnt. Unser Plädoyer an alle Gärtnerinnen und Gärtner: Denken Sie daran, insektenfreundlich zu gärtnern.“ Zuerst müssen die Beete und Balkonkästen vorbereitet werden. Den Boden lockern und alte und neue Wildkräuter herauszupfen. Der Boden soll feinkrümelig und glatt geharkt sein, bevor neue Pflanzen gesetzt oder ausgesägt werden. Verblühte Stängel vom Vorjahr sollten jedoch so lange wie möglich stehen bleiben, denn hier haben vielleicht Insekten überwintert. Idealerweise entfernt man sie auf dem Frühblüherbeet eher, um Platz zu machen und auf andere Beeten erst, wenn es Zeit für die neue Saat ist. Hoelzel: „Egal ob Garten oder Balkon: chemisch-synthetische Pestizide haben hier nichts zu suchen.“

Wildkräuter werden gejätet, gegen ungewollte Insekten helfen Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen. Mit pflanzlichen Stärkungsmitteln wie zum Beispiel Brühen oder Jauchen aus Rainfarn, Brennessel, Schachtelhalm, Beinwell oder Schafgarbe hilft man seinen Kulturpflanzen, gesund zu bleiben. „Kleingärten, Privatgärten und kommunale Grünflächen sind mit ihrer Biodiversität Teil des deutschen Kulturerbes und haben enormes Potential für Lebensräume für Insekten, sofern sie pestizidfrei und naturnah bewirtschaftet werden“, führt die BUND-Expertin weiter aus. Rund 4.600 Tonnen Pestizid-Zubereitungen kaufen Hobbygärtnerinnen und -gärtner jährlich, vorrangig Herbizide (2.600 Tonnen), gefolgt von Insektiziden (1.000 Tonnen).

„Insektenfreundliches gärtnern ist auch für Hobbygärtner*innen oder Balkonliebhabende ein wichtiges Thema. Jeder Lebensraum, ja Schutzraum, für Insekten zählt“, sagt Hölzel. „Die Alternativen zum Gifteinsatz sind vielen bekannt und oft viel günstiger. Schon aufgrund der Fehlanwendungen und der Nähe zu Kindern sollte der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden im Haus- und Kleingarten gesetzlich verboten werden.“ 

Der Herbst ist zwar der ideale Zeitpunkt neue Obstbäume oder Beerensträucher zu pflanzen, aber es geht auch noch gut im Frühjahr. In die Pflanzgrube sollte Komposterde hinein. Eine Mulchdecke rund um die frisch gepflanzten Bäume und Sträucher ist hilfreich. Hölzel weiter: „Ab April können dann Kartoffeln in die Erde gelegt werden. Dafür eignen sich übrigens auch Bio-Kartoffeln aus der Küche, die schon zu keimen begonnen haben. Gärtnereien bieten Kohlrabi, Blumenkohl und Salat an. Säen kann man jetzt zum Beispiel Rettich, Radieschen, Möhren, Mangold, Erbsen und Rote Beete. Knoblauchzehen können überall dort in die Erde gesteckt werden, wo noch ein bisschen Platz ist.“

Im März und April ist es außerdem Zeit zum Vorziehen von Pflanzen auf der warmen Fensterbank: Sommerblumen, Paprika, Auberginen und Tomaten brauchen viel Sonne und mehr als nur frühlingshafte Temperaturen. Pflanztöpfe lassen sich aus alten Zeitungen oder Kartons ganz leicht selbst basteln und müssen nicht zugekauft werden. Viele Blumensamen wie Ringelblumen, Tagetes, Trichtermalven, Wicken oder Kapuzinerkresse können im April jedoch auch direkt ins Freiland gesät werden. Gerne auch auf den Grünstreifen vor dem Haus oder rund um die Baumscheibe herum.

Auch Balkone können jetzt bepflanzt und gepflegt werden, dazu Corinna Hölzel: „Widerstandsfähige Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Kresse, Dill, Rucola und Kümmel können bei milden Temperaturen ab März schon im Freien ausgesät werden. Basilikum hingegen mag Wärme, damit sollte noch gewartet werden. Die überwinternden Pflanzen und Kübelpflanzen können umgetopft und zurückgeschnitten werden und dürfen jetzt wieder das Tageslicht genießen.“ Achtung beim Umpflanzen und Neupflanzen in Balkonkästen: „Verzichten Sie auf Torf und kaufen Sie nur torffreie Blumenerde. Ein Großteil aller Jungpflanzen wird auf Torf vorgezogen. Beim Torfabbau verschwinden jedoch einzigartige Ökosysteme und der im Torf gespeicherte Kohlenstoff gelangt als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre.“ 

BUND-Fazit: Biologisch gärtnern hilft nicht nur Bienen, sondern fast der gesamten heimischen Insektenvielfalt. Gärten erfüllen so einen doppelten Zweck: Schön anzusehen und nützlich für den Erhalt unserer Biodiversität.

BUND-Verbrauchertipp: Insektenfreundlich gärtnern

  • Rupfen, jäten, mulchen und pflanzliche Stärkungsmittel einsetzen – chemische Gifte haben im Garten nichts zu suchen
  • Achten Sie bei Neupflanzungen auf heimische Pflanzen und heimisches Saatgut – greifen sie öfters zu Bio-Zierpflanzen 
  • Mähen sie weniger und lassen Randstreifen stehen. Probieren Sie doch mal einen Kräuterrasen aus
  • Und pflegen wilde Ecken und weniger Aufräumen sind gut für jeden Garten. Totholz als Lebensraum, Wasserstellen oder auch Nisthilfen für Wildbienen und Vögel runden den Garten ab

Daten zu Gärten in Deutschland

Deutschland gibt es 17 Millionen Privat- und Kleingärten mit einer Gesamtfläche von 930.000 Hektar. Das entspricht 2,6 Prozent der Gesamtfläche unseres Landes. Eine Million Kleingärten, die in Vereinen organisiert sind, nehmen eine Fläche von 40.000 Hektar ein.

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