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Montag, April 29, 2024

Auf der nach oben offenen Retrorockfaktorskala

Lesestoff

Drei Tage bisweilen-angenehm-gestrige Musik von heute. Beim 5. Rosa Laub Festival

(von Tobias Schmidt)

Vornbach am Inn. Aufgeschlossene musikalische Geister jeden Alters mögen sich bitte das Wochenende 7. bis 9. Juli 2017 dick im Kalender vermerken!
Dann nämlich findet auf dem Landgasthof Resch in Vornbach am Inn zum 5. Mal das Festival Rosa Laub statt. Für die Nichteingeweihten: Die Traumfigur einer deutschen Rockoper aus den 1970er Jahren lieh diesem Musikhappening seinen Namen. Vornbach wird jedoch angenehm entspannt heutige Independent Musik gern einwenig in Richtung Weltmusik oder andere Genres hinein ausgelotet. Dass das Festival 2017 auf der nach oben offenen Retrorockfaktorskala hohe Werte erzielt, ist dabei reiner Zufall. Und fünfzig Jahre nach jenem Sommer, als der Pop mit wegweisenden Alben von Jimi Hendrix Experience, The Doors, den Beatles und anderen wegweisenden Bands, „erwachsen wurde“ wohl auch ein guter. Für Fans: Jawohl, heuer lädt der Veranstalter Kunstwerk Passau e.V. für gleich drei Tage nach Vornbach. Ansonsten ist alles wie gewohnt: Hofbühne, Campinggelegenheit vor Ort, puppentheatralisches Entertainment für junge Festivalbesucher mit dem Königlichen Hoftheater Lumumba, DJ-Nacht für nimmersatte Ohren und Tanzbeine, Weißwurstfrühschoppen am Sonntag.

Kërkim (Foto: Kërkim)
MaidaVale (Foto: Sandra Sundler)

Auf einige Musikhighlights sei hingewiesen: JonZ & The Band aus Israel eröffnen am Freitag um 18 Uhr das Festival. Indiefolk für Menschen, die gern auf Berge steigend, von dort über die Welt sinnieren. Nur dass es bei Jenia Vasilenko und Yoav Or eben der Karmel ist und nicht die Appalachen.
Und wenn der Psychedelic Rock des Dresdner Septetts Sir John & The Longbowmen später am Abend mit Sitar und Synths so richtig Fahrt aufnimmt, wird sich so mancher Zuhörer nach einem wohlbekannten, unsichtbaren achten Bandmitglied umschauen: Syd Barrett, erratischer erster Leader Pink Floyds steht hier unüberhörbar Pate.
Das Salzburger Improvisationskollektiv Deneb wird am Ende des ersten Tages den Stummfilm „Der Mann mit der Kamera“ vertonen. Der gilt als formal vollendeteste Arbeit des sowjetischen Regisseurs Dsiga Wertow und zeigt einen Filmemacher, der einen Tag in der Großstadt dokumentiert. Derlei Metakino war 1929 noch unbekannt, der experimentelle Charakter dieses Films besticht aber bis heute.
Das Prager Jiří Maršíček Trio spielt einen gepflegt-kantigen Blues am Samstagnachmittag und bereitet damit den Weg für MaidaVale aus Schweden, die abends noch eine Schippe Powerchordsounds mit 1970s-Videoästhetik der 1980er, dass man sich in einem fort uneins ist, ob das Satire oder schon wieder Kunst ist. Obacht, hier hat selbst die austropoppige Doppelbödigkeit noch eine Falltür.
Das Sound 8 Orchestra stößst ins gleiche Horn und „livevertont“ Super 8-Filmfundstücke nach Art von B-Movie Soundtracks, Easy Listening abgeschmeckt mit einer Prise Psychedelia.

Sir Robin & The Longbowmen (Foto: Dynamite Konzerte)

Vor dem Weißwurst-Brunch und dem Mittelmeermusikmix von Kërkim (übrigens albanisch für: „Suche“) aus Italien steht nach Mitternacht noch die Kush Night mit äthiopischem Jazz, Soul, Funk, HipHop und mehr von den DJs Mono.Mental und Albert Schwarz – Kennern des Münchner Nachtlebens aus der Glockenbachwerkstatt, dem Unter Deck oder Marstall Café bekannt.

FLUT (Foto: Problembär Records)

Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, außerdem erhältlich im Landgasthof Resch Vornbach, im Kaffeewerk in der Passauer Innstadt, im Esskultur Oriental Local in der Schrottgasse, in der Tabakfabrik Passau oder online unter www.kunstwerk-passau.com.
Den Festivalpass gibt’s im Vorverkauf zu 40 Euro/Abendkasse 50 Euro. Vorab erstandende Tagestickets kosten 25 Euro, vor Ort 30 Euro. Das komplette Line-Up mit Klangproben und jeder Menge Vorfreude ist unter www.kunstwerk-passau.com/rosa-laub/ online abrufbar.

(Titelbild: deneb – Foto: Stefan Zenzmaier)

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