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Montag, April 29, 2024

„Wir dürfen Eltern und Kinder nicht vergessen!“

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Eltern-Kind-Einrichtungen mussten schließen – Hilfe fehlt jetzt und nach Corona-Krise – dringender Appell der Johannesbad Gruppe für finanzielle Entschädigung

  • Präventionsmaßnahmen für Eltern und Kinder derzeit nicht erlaubt.
  • Belastung der Eltern steigt in der aktuellen Lage weiter an.
  • Eltern-Kind-Kliniken fordern finanzielle Unterstützung, um Hilfe zu leisten.

MÜNCHEN/LECHBRUCK. Eltern sind derzeit mehr denn je gefordert: Homeoffice, Homeschooling, keine Kinderbetreuung. „Schon vor der Corona-Krise haben Mütter und Väter unter der Doppelbelastung von Beruf und Familie gelitten“, erklärt Heidi Zink, Leiterin der Johannesbad Klinik Königshof, die Präventionsmaßnahmen für Eltern und Kinder anbietet, „jetzt sind sie noch viel stärker gefordert. Das zehrt an den Nerven und macht im schlimmsten Fall krank!“ Doch die Eltern-Kind-Einrichtungen mussten am 20. März auf Anordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums alle Patienten nach Hause schicken, finanzielle Entschädigung: Fehlanzeige. Viele von ihnen werden die aktuelle Lage nicht überstehen. „Die Politik hat die Eltern-Kind-Einrichtungen beim Rettungsschirm vergessen“, kritisiert Dr. York Dhein, Vorstandsvorsitzender der Johannesbad Gruppe, zu der auch die Lechbrucker Klinik gehört. Denn nach der Corona-Krise werden diese Kliniken mehr denn je gefordert sein. „Schon jetzt wissen wir, dass die aktuelle Lage viele Familien an ihr Limit bringt“, weiß Heidi Zink. York Dhein fordert den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auf, schnell zu handeln: „Jetzt muss Bayern die Eltern-Kind-Einrichtungen retten, damit wir auch in Zukunft Familien helfen können.“

Die Johannesbad Klinik Königshof in Lechbruck ist eine von gut 20 Eltern-Kind-Einrichtungen in Bayern. Die Auslastung in dieser Sparte: 100 Prozent. Seit dem 20. März sind alle Kliniken leergeräumt – auf Anordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums. „In Bayern wurden damit über 1.000 Mütter oder Väter im vergangenen Monat nicht behandelt“, erklärt die Klinikleiterin, „sie leiden unter Erschöpfungssyndromen und Depressionen, unter Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit.“

Leidtragende sind die Kinder

Gerade in der aktuellen Situation haben Eltern, speziell Alleinerziehende noch mehr zu kämpfen. Die Doppelbelastung dupliziert sich nochmals: Arbeit im Homeoffice, Kinderbetreuung, Homeschooling, die eigenen finanziellen Sorgen und sich der Ängste der Kinder annehmen. Und dabei können sie sich wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht einmal mit anderen Familien treffen, austauschen und gegenseitig helfen. „Das bringt die Mütter und Väter weit über die Grenze ihrer Belastbarkeit“, sagt Heidi Zink, „Streit, häusliche Gewalt, Depression sind die Folgen.“ Die Leidtragenden sind vor allem die Kinder. Dafür hat die Johannesbad Klinik Königshof bereits ein eigenes Kinderschutzteam. „Missbrauch bedeutet nicht nur sexueller Missbrauch“, erklärt Heidi Zink, „auch Vernachlässigung oder wenn Eltern – aus welchen Gründen auch immer – den Kinderbedürfnissen nicht gerecht werden.“ Erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten arbeiten gemeinsam mit Eltern und Kinder; sie versuchen, die Interaktion zwischen Müttern oder Vätern und ihren Kindern wieder aufzubauen. „Wir können damit vor allem auf die Bedürfnisse der Schwächsten eingehen“, sagt Heidi Zink.

Bis mindestens 15. Mai müssen die Einrichtungen geschlossen bleiben; anschließend seien die Therapien – wenn überhaupt – nur in kleineren Gruppen mit weniger Patienten möglich. „Das können viele Einrichtungen finanziell nicht leisten; sie stehen vor dem Aus“, warnt York Dhein, der Mitglied im Vorstand des Verbands der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V. (VPKA) ist. Er macht deutlich: „Gerade nach der Pandemie brauchen Mütter und Väter weiter unsere Unterstützung – sogar mehr denn je.“ Doch derzeit ist nicht klar, wie viele Einrichtungen die Zeit der Schließung durchhalten. „Wir müssen diese Struktur jetzt aufrechterhalten, damit wir so schnell wie möglich Eltern und Kinder wieder behandeln können. Dafür brauchen wir finanzielle Unterstützung der bayerischen Staatsregierung“, betont York Dhein. Derzeit gibt es in Bayern etwa 2.700 Betten für Mütter oder Väter und ihre Kinder in gut 20 Einrichtungen.

„Wir haben den bayerischen Ministerpräsiden bereits dringlich aufgefordert, die Eltern-Kind-Einrichtungen unter den Rettungsschirm zu nehmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Johannesbad Gruppe, der seine Forderung noch einmal wiederholt. „Wir dürfen Kinder und Familien in dieser für uns alle schwierigen Zeit nicht vergessen!“

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