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Samstag, April 27, 2024

Integration: Angebote und Bereitschaft müssen zusammenkommen

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Sitzung der IHK-Vollversammlung in Passau

Die Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Beschäftigung war das Thema bei der Sitzung der IHK-Vollversammlung am Donnerstag in Passau. Deutlich wurde beim Treffen der gewählten Unternehmensvertreter, dass die Wirtschaft ihren Beitrag zur Integration leisten muss und will. Rund 1,2 Millionen Flüchtlinge sind in diesem und vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen, davon sind aktuell 12.500 in Niederbayern untergebracht – für IHK-Präsident Thomas Leebmann ein großes Potenzial für die heimischen Betriebe. Er schilderte aber gleichzeitig auch die Herausforderungen, die sich daraus ergeben. „Wer zu uns kommt, muss bereit sein, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Diese Integrationsbereitschaft muss Hand in Hand gehen mit der Bereitschaft zum Lernen der deutschen Sprache“, sagte Leebmann. Er sprach von einer logischen Abfolge von Integrationsbereitschaft über Spracherwerb bis Ausbildung und Beschäftigung. Dass sich damit eine langfristige Aufgabe stelle, bekräftigten alle Fachleute, die zur Vollversammlung gekommen waren, um sich mit den Unternehmern auszutauschen.

„Ich werbe für Realismus, ich werbe für Zeit“, betonte etwa German Denneborg, als Abteilungsleiter im Bayerischen Kultusministerium verantwortlich für die Berufsschulen. Er schilderte, wie die Berufsschulen mit ihren speziellen Förderklassen für junge Flüchtlinge sowie darauf aufbauenden Programmen die Integration voranbringen. „Es muss darum gehen, den Menschen vor Ort eine Zukunft zu geben“, meinte Denneborg. Ziel sei, den Menschen ein wirtschaftlich selbstbestimmtes Leben zu geben. Regierungspräsident Heinz Grunwald zufolge muss sich diese wirtschaftliche Seite mit einer „innerlichen Integration“ verbinden. „Die Menschen müssen sich als Teil der Gesellschaft fühlen“, nur so könne Integration gelingen. Dafür sei ein gegenseitiges Verständnis der unterschiedlichen Kulturen notwendig, erklärte die Trainerin Andrea von Gleichenstein. Sie bietet unter anderem für die IHK unterschiedliche Schulungen und Seminare zum Thema an – für beide Seiten, also etwa für die Ausbilder in den Betrieben wie für die Flüchtlinge.

 Dr. Markus Kühberger, Leiter Personalmanagement und Berufsausbildung im BMW Werk Landshut, stellte das Integrationsprogramm "WORK HERE" vor. (Foto: IHK Niederbayern)
Dr. Markus Kühberger, Leiter Personalmanagement und Berufsausbildung im BMW Werk Landshut, stellte das Integrationsprogramm „WORK HERE“ vor.
(Foto: IHK Niederbayern)

Maria Amtmann, die die Verbindung zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und den Arbeitsagenturen vor Ort hält, stellte die unterschiedlichen Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit für junge, aber auch ältere Flüchtlinge vor. Einzelne Maßnahmen seien nicht ausreichend, berichtete Amtmann, sie sprach von „Förderketten“. Gleichzeitig stellte sie klar, dass deswegen an den Angeboten für Inländer nicht gespart werde. Einen Eindruck, wie Integration in der Praxis aussehen kann, gab Dr. Markus Kühberger, der bei BMW in Landshut das Integrationsprogramm „WORK HERE betreut. Flüchtlinge werden hier über sechs Wochen an die Arbeitswelt herangeführt und erhalten unter anderem Deutschunterricht sowie eine persönliche 1:1-Betreuung durch BMW-Mitarbeiter. Eine spannende Erfahrung für beide Seiten, schilderte Kühberger: „Man kann in diesem Bereich nie Experte werden, sondern man lernt jeden Tag neues dazu.“ Aber auch er betonte: Jedem Angebot müsse umgekehrt die Bereitschaft zur Integration entgegen gebracht werden. „Dann ist das ein Weg, um beide Seiten besser zusammenzubringen“, sagte Kühberger.

(Bild ganz oben: Ministerialdirigent German Denneborg und IHK-Präsident Thomas Leebmann, stehend von links, vor der Vollversammlung – Foto: IHK Niederbayern)

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