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Montag, April 29, 2024

Schlafende Sonne

Lesestoff

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2017. Thomas Lehr liest im Scharfrichterhaus

(von Tobias Schmidt)

Es gibt Literaturexegeten, die vergleichen den Berliner Schriftsteller und gelernter Biochemiker Thomas Lehr mit dem österreichischen Erneuerer des Romans im 20. Jahrhundert Robert Musil.
„Schlafende Sonne“, der erste Teil einer Romantrilogie Lehrs, erschien im August bei Hanser; mit diesem Buch wurde Lehr zum insgesamt dritten Mal in die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert (nach „42“ im Jahr 2005 sowie 2010 für „September. Fata Morgana“).
Weil, obschon mit der erzählten Zeit lediglich eines Augusttages des Jahres 2011 angelegt, dieses Buch doch zugleich das 20. Jahrhundert rekapituliert. Ohne Dialoge, und doch persönlich, ja, intim: mit Anspielungen aus Philosophie und Naturwissenschaft gespickt, die komplexe, aus einer Leitmetapher des Buch selbst heraus erwachsene spiralenartige Erzählform und die Handlung sind aufeinander bezogen, 600 Seiten Absage an Erzähltheorie.

Thomas Lehr (Foto: Lilli Kern)

Am Mittwoch, 18. Oktober 2017 liest Lehr im Passauer Scharfrichterhaus aus „Schlafende Sonne“. Darin besucht der Dozent Rudolf Zacharias die Vernissage seiner früheren Studentin und Geliebten Milena Sonntag in Berlin. Sie stammt aus der DDR, ihr Ehemann, ein asexueller Astrophysiker hat eine westdeutsche Sozialisation. Milenas Vernissage wird mehr als eine künstlerische Lebensbilanz, sondern die ihrer Zeit. Mit sprachlicher Kraft werden historische Katastrophen neben die privaten Verwicklungen dreier Menschen gestellt, führen die Spuren von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin – ein grotesk-komisches, tragisches Tableau dieses deutschen Jahrhunderts.

Die von der Buchhandlung Pustet und dem Passauer Pegasus präsentierte Lesung beginnt um 20 Uhr. Karten zu 10 Euro (ermäßigt 8 Euro) sind unter Telefon 0851 56089 13 oder per Email an passau@pustet.de reservierbar.

(Bilder: Thomas Lehr – Fotos: Lilli Kern)

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