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Montag, April 29, 2024

Sauwald-Sommersonnensound

Lesestoff

Internationale Stars beim Inntöne-JazzFestival an diesem Wochenende

(von Tobias Schmidt)

Diersbach/OÖ. An diesem Wochenende, 22. bis 24. Juli 2022 findet wieder das internationale Jazzfestival INNtöne statt. Zum dritten Mal statt an Pfingsten nun unter Sommersonne im Sauwald, statt in der Konzertsaal-Scheune von Paul Zauners Buchmannhof im oberösterreichischen Diersbach nun auf der Wiese gleich nebenan. Viel Klang, regionale Bio-Kulinarik, Kinderbegleitprogramm und Kunst am Hof – diese Zutaten bleiben gleich, nur eben mit noch etwas mehr Blick in die Landschaft als ehedem schon. Und mittendrin der Übertragungswagen von Radio Ö1. Denn das Renommee des Festivals ist derart hoch, dass das gesamte Musikgeschehen aufgezeichnet und einzelne Konzerte von Radiostationen in ganz Europa und sogar in Übersee gesendet werden. Was natürlich am sorgfältig kuratierten Aufgebot an Musikern liegt (vor den Auftritten mancher Stargäste liegen jahrelange Verhandlungen Paul Zauners). Die sich dann hübsch regelmäßig vor Ort verwundert die Augen reiben, wo sie denn da gelandet sind. Weil Zauner und sein Team aber alljährlich auch spannende Trendsetter und Newcomer auf den Hof holen, treffen alle Musiker hier auf ein aufmerksam zuhörendes Publikum.

Alfredo Rodriguez & Richard Bona (Foto: Adam Hart)

Jazzhistorie meets street credibility

Auf New Orleans als eine Wiege des Jazz können sich ja viele Musikfans einigen. Den Klang der Brassbands, des Dixieland Jugs, je einer Prise Ragtime und Zydeco und viel Blues lässt die Formation Tuba Skinny aufleben. Groß besetzt u.a. mit Klarinette, Sousaphone, Horn, Banjo Waschbrett, Akkordeon geht es mit dieser weltweit beliebten „Profi-Staßenmusikerband“ als Festivalauftakt zu den Ursprüngen des Jazz. Suchen Musikfreunde nach kanonischen Liedern der Gattung wird gern auf ein nicht existentes „Buch“ verwiesen: das Great American Songbook, also Standards des Jazzgesangs, die durch die großen Autoren und Stimmern der 1930er bis 1960er Jahre berühmt wurden, und an denen sich bis heute jede Jazzvokalistin und jeder Jazzvokalist abarbeitet. Samara Joy heißt die Mittzwanzigerin, die bei den diesjährigen INNtönen ein solches Konzert bestreiten wird. 2019 gewann sie den Sarah Vaughan International Jazz Competition. Die amerikanischen Hörer haben als schon aufgemerkt. Mal schauen, wann sie hier auf den Titelseiten der Jazzmagazine zu sehen sein wird – es wäre nicht das erste Mal im Anschluss an ein INNtöne Festival… 

Tuba Skinny (Foto: Noe Cugny)

Etwas mehr dem Gospel und dessen weltlichen Bruder, dem Soul, verbunden ist Dana Masters, lange in der Liveband von Van Morrison tätig. Eine Entdeckung! Stars des Festivals sind heuer der Multiinstrumentalist Hermeto Pascoal, der seit den frühen 1970ern den brasilianischen Choro an die internationale Avantgarde anschlussfähig machte und dessen Kompositionen auch von Spitzenorchestern gespielt wurden. Für solche komponiert bisweilen auch der schon mehrfach für den Musikpreis Grammy nominierte Pianist und beim Label BlueNote unter Vertrag stehende Gerald Clayton. Meist sind das spannende Auseinandersetzungen mit der US-amerikanischen Kulturgeschichte. Aber der Mann kann nicht nur Programmmusik, sondern ist auch ein fantastischer Sidemen und Leader kleiner Formationen. Mit seinem Klaviertrio wird Clayton beim Festival zu hören sein. Ebenso wie der aus Kamerun stammende Bassist Richard Bona. Der hat den legendären Jaco Pastorius-Sound drauf, singt und scattet, was erst den großem Joe Zawinul und dann Produzentenlegende Quincy Jones so begeisterte, dass er Bona mit dem aus Kuba stammenden Pianisten Alfredo Rodriguez für eine ziemlich launige Latinjazz-Fusionkapelle zusammen spannte. Bei den INNtönen wird diese in Triobesetzung zu erleben sein. Swing mit afrokaribischem Flair gibt es bei Monty Alexander zu hören; und Jonathan Kreisberg steuert den Klang einer klassischen Jazzgitarre bei.

Gerald Clayton (Foto: Ogata)

Klang aus vielen Regionen der Welt

Ohren Auf! heißt es bei der in unseren Breiten noch nicht bekannten New Yorker Saxophonistin Nicole Glover. Wir sagen einmal so viel: Der Hardbop eines Wynton Marsalis, den sie in dessen Band begleitet, den spielt sie zum Broterwerb, als Leaderin beschreitet sie ganz eigene Wege. „Unerhörte Wege“ beschreitet auch das Duo Hamdelaneh mit Markus Stockhausen an Trompete und Flügelhorn und dem aus dem Iran stammenden Alireza Mortazavi am Santur. Die Konstruktion dieser indo-iranischen Verwandte des Psalterions und mithin des Hackbretts hat Mortazavi für neutönende Musik aus dem westlichen Kulturkreis adaptiert.

Dana Masters (Foto: Gabriele Kelinschmidt Promotions)

Das Jazzfestival INNtöne wagt heuer also sowohl den Rückblick in die Jazzhistorie als auch den Ausblick in fern gelegene Klangwelten. Und kommt dabei doch auch immer wieder in der heimischen, österreichischen Szene an: Die ist heuer vertreten durch Trompeter Mario Rom mit seiner Formation Interzone und Christoph Pepe Auer, der alles von Flöte bis Kontrabassklarinette zum grooven bringt, dass es einfach eine wahre (meist gaaaaanz tief ins Gebein fahrende) Lust ist.

Monty Alexander (Foto: CaterinaMA)

Weitere Programmacts, Anfahrt per Shuttlebus und Kartenvorverkauf sind aktuell auf www.inntoene.com abrufbar.

Samara Joy (Foto: Shervin Lainez)
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