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Sonntag, April 28, 2024

Grenzlandexkursion mit den Ohren

Lesestoff

Mezzosopranistin Marianne Beate Kielland und Countertenor Carlos Mena bei den Europäischen Wochen

(von Tobias Schmidt)

Röhrnbach. Brummeln war gestern. Der „Retter“ aller in ultrahoher Stimmlage singenden Männer heißt: Alfred Deller (1912-1979). Ein Engländer, natürlich mit Kirchenchor-Sozialisation, aber seinen Countertenor, den hatte er vor allem autodidaktisch entwickelt.
Die männliche Singstimme wechselt hierbei anders als beim Tenor früh ins Falsett, über das Zusammenspiel mit der Brustresonanz klingt sie bis hinauf in sonst nur von Primadonnen bevölkerte Tonhöhen. Die hatten seit dem 18. Jahrhundert erst die Countertenöre und schließlich noch die Kastraten aus der weltlichen Musik gedrängt. Ihnen blieben wenige Refugien in der Kirchenmusik, wo dieses Stimmideal im 14. Jahrhundert seinen Ausgang genommen hatte. Doch seit den 1950er Jahren bewirkte Deller Renaissance und Neuinterpretation des solistischen Countertenors quasi im Alleingang.
Hören Sie sich diese Stimme einmal in Aufnahmen von Purcells König Artus oder Bachs h-moll Messe an, und Sie werden verstehen…

Seit einigen Jahren hat Deller viele prominete Nachfolger, ja es ist eine richtige „hohe Mode“ entstanden. Die Festspiele Europäische Wochen Passau präsentieren deshalb am 22. Juli 2017 bei ihrem jährlichen Konzert in der Pfarrkirche St. Michael in Röhrnbach einen „Paribus vocibus“ betitelten Abend meisterhafter verwirrender auraler Grenzlandexkursionen zwischen Frauen- und Männerstimme.

Marianne Beate Kielland (Foto: Christian Palm)

Die norwegische Mezzosopranistin Marianne Beate Kielland, der Countertenor Carlos Mena und Michael Behringer an der Orgel werden Vokalwerke von Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein, einem Vorgänger Bachs im Amt des Leipziger Thomaskantors sowie des Erfurter Bach-Schülers Johann Christian Kittel.
Kielland beherrscht ein umfangreiches Repertoire, das Werke des frühen 17. Jahrhunderts, der Barockoper, der Klassik und Romantik bis hin zur zeitgenössischen Musik umfasst. Auftritte und etwa 40 CD-Aufnahmen spielte sie mit vielen wichtigen Klangkörpern ein. 2012 wurde sie für einen Grammy Award in der Kategorie „Best Classical Vocal Solo“ nominiert.

Der Spanier Carlos Mena studierte an der Schola Cantorum Basiliensis u.a. bei Richard Levitt und René Jacobs ab. Carlos Mena singt als Solist regelmässig mit verschiedenen Alte Musik-Formationen, die ihn durch ganz Europa, die USA, Lateinamerika, Asien und Australien führen. Neben frühen Werken der Operngeschichte widmet sich Mena auch dem zeitgenössischen Musiktheater sowie dem Lied.

Konzertbeginn am 22.07.2017 ist um 19.30 Uhr.
Karten ab 23 Euro sind ab sofort unter der Ticket-Hotline der Festspiele 0851 490831 0 oder per Email kartenzentrale@ew-passau.de oder direkt unter www.ew-passau.de reservierbar.

(Titelbild: Carlos Mena – Foto: Eneko Espino)

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