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Montag, April 29, 2024

Basswikinger mit Aliens an Bord

Lesestoff

Verrückte Sachen gibt’s heuer beim JazzFest Passau. Alle Konzerte eintrittsfrei

(von Tobias Schmidt)

Dreiundzwanzig eintrittsfreie Sommerkonzerte, zwanzig davon open air im Rathausinnenhof veranstaltet der JazzFest Passau e.V. in diesem August.

Eine Bigband- und eine Workshopreihe gingen im Juli voraus, reichlich sechs Wochen also, in denen dank Bürgerengagement und Unterstützung durch Passauer Unternehmen sowie die öffentliche Hand Livemusik vieler Stilistiken von der Swing- und Dixieland-Ära bis zu Funk- und Rockjazz an die frische Luft gelassen werden, um Musikinteressierten aller gesellschaftlichen Schichten kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.

Hier einige ausgewählte Höhepunkte der ersten Augusthälfte:

Mit Vokaljazz von den Kapverdischen Inseln geht es los, Gabriela Mendes & Band (2.8.) präsentieren Caldeira, Morna und mehr, allesamt liedhafte Musik die in der Auseinandersetzung von indigener Tradition und der Musik der ehemaligen Kolonialmacht Portugal entstand.

Per Mathisen (Foto: Schmidt)

Wer skandinavische Sängerinnen wie Kari Bremnes oder Rigmor Gustafsson mag, dem sei unbedingt das Konzert der in der Bundesrepublik lebenden Finnin Tuija Komi mit Klavierbegleiter Stefan Weiser (10.8) empfohlen – diese Frau mit einer tragenden und dabei herrlich aufgeräumten Stimme kann Great American Songbook, nordische Folklore aber auch auf ihre Essenz reduzierte Popsongs zum Besten geben.

Ein wenig skandinavische Weite, einzig mittels Saxophon und Percussion entfaltet, atmet auch die „Heavy Spiritual Music“ des englischen Duos Run Logan Run (4.8.) – dabei kommen Andrew Neil Hayes und Dan Johnson aus jenem grooveorientieren Stall, der auch Sons of Kemet hervorbrachte, was man als Hörer freudig registriert.

Gemeinsam mit drei Musikern der Formation Arthur Sadowsky & The Troubadours (5.8.) aus New York steht Franz Hackl, aus der gleichnamigen Tiroler Blasinstrumentenbauerfamilie stammender Trompeter und Kurator des (glücklicherweise meist zeitgleich stattfindenden) Outreach-Festival in Schwaz, am 5.8. auf der Bühne des Rathausinnenhofs.

Ulf Wakenius (Foto: Lennart Sjöberg)

Bei den jüngeren Formationen seien zwei Septette erwähnt: das erstmals auf Europatournee befindliche italienische Funkjazz-Kollektiv Fake Jam (9.8.) und, Echoboomer aus Österreich – eine Kompositions- und Improvisationswerkstatt mit „Aliens on board“. So zumindest der Titel des kurz vor der Veröffentlichung stehenden Debütalbums.

Die Gruppe um die Bassistin/Komponistin Beate Wiesinger schaut, ebenfalls beim Outreach Festival gut eingespielt, am 12.8. in Passau vorbei. Wem dem beim JazzFest Passau schon aufgetretenen Duo Sain Mus (Cellist Clemens Sainitzer ist bei Echoboomer mit an Bord), oder auch die Kammermusikschrullen des Akkordeonisten Paul Schuberth (war mit Trio akk:zent schon bei JazzFest Passau zu erleben) zu getan ist – hier gibt’s das einmal großformatig.

Ein Highlight der ersten Hälfte dieses Sommerkonzertreigens wird sicherlich das Per „Bass Viking“ Mathisen Super 4tet (7.8.). Ein großartiger, „Basswikinger“ genannter Norweger – der hard hittin’ Grooves aber eben auch den singenden Legatofunk eines Jaco Pastorius beherrscht. Treue Besucher des Inntöne Festivals im oberösterreichischen Diersbach werden sich an den famosen Auftritt seines Trios 2014 erinnern. Momentan noch mit Mike Stern und Rebekka Bakken auf Konzerten unterwegs, folgen dann Termine gemeinsam mit dem tschechischen Keyboarder Daniel Bulatkin und Martin Valihora aus der Slowakei – ehemaliger Tourdrummer von Pianistin Hiromi Uehara. Als Leader dieses Quartetts agiert der Schwede Ulf Wakenius. Elf Jahre war er Gitarrenbegleiter im Quartett Oscar Petersons bis zu dessen Tod 2007. In Passau war er in den letzten zehn Jahren zwei Mal im kleinen Rahmen zu erleben. Jetzt zeigt er, was er im Zusammenspiel mit großen Bassisten drauf hat. Wakenius tieftönende Sparringspartner hießen Niels-Henning Ørsted Pedersen und Ray Brown – es steht mit dem Per „Bass Viking“ Mathisen Super 4tet featuring Ulf Wakenius hier also einiges zu erwarten.

Tuija Komi (Foto: Robert Haas)

Mehr zur zweiten Programmhälfte demnächst. Bitte schon einmal die Funk Modes des Schlagzeugers Joris Dudli vormerken. Man darf sich erneut auf zwei Vokalistinnen freuen und der Düsseldorfer Saxophonist Reiner Witzel trifft zwei seiner großartigen Klavierbegleiter, Andrei Kondakov (14.8.) und Richie Beirach (16.8.) wieder. Beide Gigs gibt es diesen Sommer so nur in Passau. Und auch nur im intimen Rahmen des Café Museum, denn dort steht der benötigte Flügel.

Die Konzerte beim Jazzfest Passau 2018 beginnen um 20 Uhr, sonntags bereits um 18 Uhr im Innenhof des Alten Rathauses (Eingang über die Schrottgasse). Bei schlechter Witterung finden sie im Café Museum, Bräugasse 17, statt. Eintritt frei; weitere Informationen zu jedem einzelnen Musikabend sind online unter www.cafe-museum.de/jazzfest-passau.html abrufbar.  

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