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Donnerstag, Mai 2, 2024

Feuerwehr-Ausbildung muss sich stärker am Bedarf orientieren!

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MdL Alexander Muthmann verlangt  mehr Flexibilität und  Lehrgänge am Standort, um den Antragsstau zu entschärfen

Regensburg/Regen im Bayerischen Wald. Die Feuerwehr-Ausbildung muss sich stärker als bisher am Bedarf orientieren! Das ist die wichtigste Konsequenz, die der FDP-Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann aus mehreren Gesprächen mit Führungskräften der Freiwilligen Feuerwehren zieht. Es ging dabei um die immer noch weit auseinanderklaffende Schere zwischen dem Angebot und der Nachfrage an Ausbildungsplätzen. Der Regener Kreisbrandrat Hermann Keilhofer beklagte das große Defizit bei den  Gruppenführer- und Drehleiterlehrgängen. Stattdessen würden zum Beispiel Drohnenlehrgänge angeboten. „Die brauchen wir nicht“, sagte Keilhofer. Er warf den Feuerwehrschulen und vor allem der Einrichtung in Regensburg mangelnde Flexibilität vor. Leidtragende seien die Feuerwehrleute in der dritten und vierten Reihe. Sie würden bei der Ausbildung immer wieder zurückgestellt, was zu großem Frust führe.

Vor dem Gespräch mit den Feuerwehrführungskräften im Landkreis Regen hatte Alexander Muthmann die Feuerwehrschule in Regensburg besucht, die erste Anlaufstelle für ausbildungswillige Feuerwehrleute aus Niederbayern. Branddirektor Carsten Lidl, im Bayerischen Innenministerium zuständig für fachliche Angelegenheiten der Feuerwehren  und des Katastrophenschutzes, versicherte dabei, dass der Freistaat Bayern verstärkt in seine Feuerwehrschulen investiere, um mehr Kapazitäten zu schaffen. So entstünden zum Beispiel in Geretsried 80 und in Würzburg 52 zusätzliche Einzelzimmer  für Lehrgangsteilnehmer. Damit steige das Angebot von derzeit 330 auf 460 Betten. In Regensburg, der ältesten der drei Feuerwehrschulen, werde seit 2003 gebaut, um auf dem neuesten Stand zu sein. Hier bestünden inzwischen hervorragende Übungsmöglichkeiten, was die Einrichtung wiederum sehr attraktiv mache.

Anhand statistischer Zahlen diskutiert MdL Alexander Muthmann mit Führungskräften der Feuerwehr im Landkreis Regen die Ausbildungssituation. Neben ihm Kreisbrandinspektor Michael List, Kreisbrandrat Hermann Keilhofer, Verbandsvorsitzender Martin Sterl und Kreisbrandinspektor Christian Striedl (von links) – Foto: Heidi Wolf

Schulleiter Rainer Emmerich, sein Stellvertreter Alexander Schröder und Personalratsvorsitzender Michael Gruber berichteten dem Freyunger Abgeordneten, dass sich die personelle Situation seit 2012 erheblich verbessert hat. Seit dieser Zeit seien die Fachlehrer als Beamte im mittleren Dienst eingruppiert, was einen erheblichen Rückgang der Fluktuation zur Folge habe. Damit sei eine Ausbildung auf hohem Niveau gewährleistet.  Emmerich und seine Kollegen räumten allerdings ein, dass der Bedarf an Lehrgangsplätzen aktuell nicht gedeckt werden könne; neue Überlegungen seien notwendig. Carsten Lidl vom Bayerischen Innenministerium brachte es so auf den Punkt: „Die Torte wird nicht größer. Ich kann nur die Stücke anders verteilen!“ Lidl wünschte sich eine engere Abstimmung zwischen den Bezirksregierungen und den Kreisbrandinspektoren vor Ort, die für die Ausbildung zuständig sind. Sie könnten den Bedarf am besten beurteilen.

„Diese Verantwortung nehmen wir wahr“, sagte der Regener Kreisbrandinspektor Michael List, der für das Lehrgangswesen im Landkreis zuständig ist. Innerhalb der Inspektion Regen werde der Bedarf in Abstimmung mit den örtlichen Kommandanten  passgenau ermittelt. List erklärte, dass sich die Situation allmählich verbessere, allerdings gehe das  sehr träge vor sich.  „Taktische Anmeldungen“ nach dem Motto „Ich beantrage fünf Ausbildungsplätze, um wenigstens zwei zu bekommen“ gehörten seit dem Inkrafttreten des neuen Bildungssystems vor zwei Jahren der Vergangenheit an.

Die Forderungen der Feuerwehrführungskräfte im Landkreis Regen: Der Bedarf soll in Abstimmung mit ihnen und der Bezirksregierung ermittelt werden und eine Konzentration auf die Basis-Lehrgänge erfolgen. Als gutes Mittel, den Stau abzubauen, nannten sie  Lehrgänge am Standort: Eine Lehrkraft der Feuerwehrschule halte den Lehrgang vor Ort. Das bedeute einen weitaus geringeren Aufwand  als umgekehrt, wenn sich eine ganze Gruppe auf den Weg machen müsse. Angeregt wurde auch die Teilnahme zum Beispiel an einer Kommandantentagung, um die die Probleme vor Ort zu erfahren. „Wir sind die Profis!“, betonte Kreisbrandrat Hermann Keilhofer.

Das Fazit von MdL Alexander Muthmann: Das verstärkte Engagement für die Ausbildung der Feuerwehrleute  von Seiten des Staates ist ein Schritt in die richtige Richtung; die Anstrengungen müssten aber angesichts des ständig steigenden Ausbildungsbedarfs noch erheblich verstärkt werden. Der Grundsatz „Einmal Feuerwehrmann, ein Leben lang Feuerwehrmann“ gelte längst nicht  mehr. Aus beruflichen und privaten Gründen seien die Führungskräfte in den Feuerwehren nicht mehr zu einem langfristigen Engagement bereit; neue Leute müssten für ihre Aufgabe geschult werden. „Da ist viel Luft nach oben“, stellte Alexander Muthmann fest. Die Regierung müsse gemeinsam mit den Feuerwehrschulen die Angebote weiter präzisieren. Wenn die Kapazitäten nicht reichten, müsse erst der Kernbedarf erfüllt werden. Nur mit wesentlich mehr Flexibilität könne ein nachhaltiges Angebot entwickelt werden.

Ein wichtiges Thema bei dem Gespräch in Regen waren auch die Zuschüsse für den Bau von Feuerwehrgerätehäusern. Die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Kommunen müsste dringend berücksichtigt werden, lautete die klare Meinung der FFW-Führungskräfte. Unter dem Stichwort „gleichwertige Lebensbedingungen“ sei es nicht sinnvoll, alle Kommunen in Bayern, ob arm oder reich, mit dem  gleichen Fördersatz zu unterstützen. Als Beispiele für dringenden Handlungsbedarf wurden die Gemeinden Bayerisch Eisenstein und Böbrach genannt. Die dringend notwendigen Investitionen für die Feuerwehr stellten die Gemeinden vor existenzielle Probleme, berichtete Hermann Keilhofer. In Böbrach laufe zur Zeit eine Debatte, die den Ort spalte. Die Frage laute: Geld entweder für die Feuerwehr oder für die Schule. Beides zusammen sei nicht möglich. Alexander Muthmann versprach: „Ich bleibe an der Sache dran!“

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