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Sonntag, April 28, 2024

Dem Luchs mit Intensiv-Monitoring auf der Spur

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Zweijähriges Projekt des Bayerischen Jagdverbandes – 85 Kameras lauern dem heimlichen Jäger auf – Ausweitung des Projektes ist vorgesehen

Mauth. Mit einem umfangreichen konzertierten Projekt wollen der Bayerische Jagdverband (BJV) als Dachverband von rund 160 Kreisgruppen und Jägervereinen und anerkannter Naturschutzverband, die örtliche Jägerschaft der BJV-Kreisgruppe Wolfstein, das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) und der Nationalpark Bayerischer Wald mehr über die Präsenz des Luchses im südlichen Bayerwald in Erfahrung bringen. Dazu werden über zwei Jahre hinweg zahlreiche Beobachtungen gesammelt und ausgewertet. Wissenschaftliche Unterstützung kommt von der Universität Freiburg.

Bei einem Koordinierungsgespräch im Otterhaus in der Ortschaft Mauth wurden nun Einzelheiten des Projektes besprochen. Mit dabei waren Dr. Joachim Reddemann, Hauptgeschäftsführer beim Bayerischen Jagdverband, Manfred Pöschl, Leiter des Mauther Otterhauses und Koordinator des Projektes, Prof. Dr. Marco Heurich, Wildbiologe, Dozent an der Uni Freiburg und Sachgebietsleiter für Besuchermanagement und Wildtiermonitoring im Nationalpark Bayerischer Wald, Katja Schnetz, Studentin an der Universität für Bodenkultur in Wien, und Martin Gahbauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Heurich.

In einem anschließenden Pressegespräch erläuterten Dr. Reddemann aus Feldkirchen bei München und Manfred Pöschl gegenüber der PNP die Vorgehensweise und die Zielsetzung des Projektes. Als Hauptziele wurden dabei definiert: Die Luchs-Population (aktueller Bestand der Tierart) insbesondere in den Privatjagdrevieren zu identifizieren, die Populationsdynamik (Umfang der Fortpflanzung) festzustellen und die Wanderbewegungen bzw. die Streifgebiete festzumachen, speziell bei den jungen Luchsen.

Dr. Reddemann: „Wir möchten genauer wissen, wann und wo der Luchs vorkommt und welches Gebiet er beansprucht. Die Ergebnisse werden dann zu einem besseren Verständnis der Wildbiologie beitragen.“ Die Werthaftigkeit der gewonnenen Erkenntnisse wird durch die wissenschaftliche Begleitung des Projektes durch die Universität Freiburg bekräftigt, wo koordinierend die Auswertung der eingegangenen Einzelinformationen erfolgt.

Dr. Joachim Reddemann, Hauptgeschäftsführer beim Bayerischen Jagdverband (rechts), und der Leiter des Mauther Otterhauses, Manfred Pöschl (links), zeigen neben einem Luchs-Präparat zwei der insgesamt 85 selbstauslösenden Kameras, mit denen die aktuelle Luchspopulation im südlichen Landkreis Freyung-Grafenau überwacht wird (Foto: Fl. Duschl)

Das Beobachtungsgebiet umfasst neben dem Nationalpark Bayerischer Wald mit rund 24 000 Hektar Fläche auch die fünf Hegegemeinschaften der BJV-Kreisgruppe Wolfstein mit weiteren rund 27 000 Hektar. Das Untersuchungsgebiet beträgt somit insgesamt über 50 000 Hektar.

Hauptequipment beim Projekt sind 85 selbstauslösende Kameras (weitere sollen demnächst noch dazukommen), die von 37 Revierinhabern an geeigneten Standorten angebracht wurden.

Die gesamten Meldungen laufen in der so genannten Luchskoordinierungsstelle des Bayerischen Jagdverbands im Otterhaus Mauth zusammen. Der Koordinierungsstelle werden aus der Jägerschaft auch Risse an Wildtieren gemeldet, wenn als Verursacher der Luchs feststeht.

Manfred Pöschl: „In jedem Jagdrevier sind zwei Kameras installiert. Diese sind so angebracht, dass sie Farbfotos von beiden Seiten des Luchses machen. Aufgrund der individuellen Fellzeichnung kann dadurch jedes einzelne Tier eindeutig identifiziert und mit bestehenden Fotos abgeglichen werden.“ Positiver Nebeneffekt ist bei den Fotos sogenannter „Beifang“: Erfasst werden neben Luchsen auch Reh- und Rotwild, Wildschweine, Marder, aber auch invasive Wildarten wie Waschbär und Marderhund usw.

In zweimonatigem Abstand gehen die Meldungen der beteiligten Revierinhabern im Otterhaus Bayern in Mauth ein, wo dessen Leiter Manfred Pöschl eine erste Vorauswahl trifft. Dann werden die gesammelten Daten an die Studierende für Wildtierökologie und Management Frau Katja Schnetz weitergeleitet. Sie übernimmt die wissenschaftliche Auswertung im Rahmen ihrer Masterarbeit. Ihr Hauptbetreuer ist Prof. Heurich von der Universität Freiburg. Erste Ergebnisse sollen schon im Mai des nächsten Jahres veröffentlicht werden.

Durch die bisherigen Beobachtungen weiß man, dass im Dreiländereck Bayerischer Wald-Böhmerwald-Oberösterreich 108 Luchse unterwegs sind (die genaue Zahl ändert sich natürlich laufend). Ihre bevorzugte Beute ist das Reh, daneben auch Hase, kleine Wildschweine sog. Frischlinge usw. Der Luchs braucht im Durchschnitt jede Woche ein Reh.

Rehwild-Abschussplanungen sollten entsprechend des lokalen Luchsbestandes angepasst bzw. Berücksichtigung finden.

Der Luchs unterliegt dem Jagdrecht (ganzjährige Schonzeit) und genießt damit über das Naturschutzrecht hinaus einen doppelten Schutz bzw. ist über dieses streng geschützt. Er unterliegt insofern ebenfalls aber auch der Hegepflicht der Jägerschaft. 

Das Projekt läuft bereits seit dem 1. Mai und wird bis zum 30. April 2022 dauern.

Dr. Reddemann: „Wenn das Projekt erfolgreich ist, möchten wir es auch in weitere Regionen ausdehnen“.

Daneben hat bereits auch der tschechische Jagdverband Interesse an Ergebnissen der Studie angemeldet.

Dr. Reddemann abschließend: „Das ist ein wegweisendes Leuchtturm-Projekt und einmalig, dass eine Jägerschaft so etwas macht. Es ist auch eine Forderung der Jägerschaft, dass man diesbezüglich aktiv wird.“              -fd                 

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