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Samstag, April 27, 2024

Grafenau klebt an seinen Ruinen

Lesestoff

Starkbierfest enthüllt: Starke Frauen braucht die Stadt – und mehr Opposition

Haus i. Wald/Grafenau. Selbst der Bärenbock wehrt sich symbolstark gegen die eigene Stadtpolitik. Kein Reinkommen gab es in das Fass für Bürgermeister Alexander Mayer. Zwölfe geschlagen! Oh weh! „Da Bräu und sei Bua“ mussten gar selbst Hand anlegen, damit es süß und stark gehopften Trost vor der Predigt gab. Dann ging die achte Auflage des Grafenauer Starkbierfestes in der Kulturhalle Haus i. Wald aber richtig flüssig über die Bühne.

Viele Hände haben zugepackt, um mit dem Musikverein Schlag, dem Theaterverein Grafenau und der Stadt Grafenau eine Predigt mit Bärtl Bär und ein Singspiel in drei dramatischen Akten zu servieren. Alles wurde offengelegt – im Gegensatz zur wahren Freyunger Gartenschauresonanz. Da vermutete das leibhaftige Wappentier, dass ohnehin weder Wolfsteiner Wolf noch Schönberger Schnappi mit der wahren bärigen Säumerpower mithalten könnten. Kein Wunder, wenn sogar der Bundes-Mega-Star Muhanad Al-Halak von hier stammt. Der könne zwar nicht schwimmen, sei aber dafür mit allen grauen Grafenauer Wassern gewaschen. Aber nach der weißesten Kauleiste der Republik ging es mit der Selbst-Darstellung fast nur noch bergab. Vielleicht sei es doch etwas lähmend, wenn im Rat nur noch Viel-Harmoniker säßen. Statt eines nötigen Rucks blieben zu viele offene Baustellen und werde zu bröslig die Substanz. Selbst der Christbaum am Stadtplatz war nur eine knorrige „Kraxn“. Die Finanzen drohten bald das letzte Rote im schwarz-orangegelben Einigkeitsbrei zu sein. Aber vielleicht erheben sich doch irgendwann die starken Frauen, damit Grafenau „auferstanden aus Ruinen“ anstimmen könnte. Da stellte Bärtl Bär fest: Wenn, dann sorgten nur die Helga, die Johanna, die Hilde und die Dani – die selbst mit vergrößerter Distanz – mit klaren Tönen für bewegende Unruhe.

So stimmten dann ins Klagelied auch die Darsteller des Singspiels in drei dramatischen Akten ein. Vor windigen Investoren warnt der einfache Menschenverstand, aber angebetet wird dennoch ein am bitteren Ende leerer Koffer, aus dem ein paar verführerische Scheine ragen. Was bringen schon Geld und Geltung ohne Hirn? Selbst einen verrückten Trump würde man hier noch tief buckelnd willkommen heißen, wären nicht alle einstigen Ressorts und Restaurants schon mehr zu als offen. Und schließlich wird sich selbst noch um die windschiefe Friedl-Baracke gerauft; Symbol des starrsinnigen Untergangs dafür, dass das schließlich ganz zerfällt, was nicht bei Zeiten angepackt wird. Die abgewählten einstigen Granden der Region aus Land, Kreis und Stadt klebten sich final als graue „No-Future-Generation“ davor an, um sich wenigstens ein letztes Asyl nach dem Mandat zu erstreiten. Der Bärtl musste sie vom Pflaster flexen, damit die „Nationalparkaußenstelle für alle möglichen sonstigen Viechereien“ bewahrt wurde. Das kommunale „happy-end“ blieb zwar dabei aus. Aber der Saal spendete dennoch viel Beifall für einen amüsant überspitzten Blick auf Grafenau. So sorgt das für Lacher, was sonst vielleicht nur zum Weinen wäre.

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