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Dienstag, Mai 7, 2024

Krankenhausplanung darf nicht zulasten der Fachkliniken gehen

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VPKA-Vorstandsvorsitzender Markus Stark zur Arbeit der Expertenkommission des Deutschen Bundestags

München. Die Situation an vielen der rund 1.900 deutschen Krankenhäuser ist angespannt. Die Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Kriegs, der dramatische Fachkräftemangel sowie eine dauerhafte Unterfinanzierung durch die Bundesländer stellen die Einrichtungen vor große Herausforderungen. Auf der Suche nach Lösungen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Anfang Mai 2022 eine 16-köpfige Kommission einberufen, die Empfehlungen für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausstruktur und -versorgung erarbeiten soll.

Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V. (VPKA) verfolgt deren Arbeit aufmerksam und kritisch. Markus Stark, der 1. Vorsitzende des VPKA, mahnt die Expertenkommission zu äußerst umsichtigem Vorgehen. Es sei von immenser Wichtigkeit, bei der Krankenhausplanung echte Qualitätsparameter vor überbordende Strukturvorgaben zu setzen. Ziele der Krankenhausplanung müssten eine hohe Versorgungsqualität, ein effizienter Einsatz finanzieller Mittel sowie eine flächendeckende Versorgung auch auf dem Land sein.

„Die Expertenkommission erarbeitet Empfehlungen und insbesondere Leitplanken für eine auf bundeseinheitlichen Leistungsgruppen und Versorgungsstufen basierende Krankenhausplanung. Diese sollen die Grundlage für Krankenhausreformen ab dem Jahr 2023 bilden“, erklärt Markus Stark. „Im Fokus stehen die zielgenaue Steigerung der Versorgungsqualität, die Entwicklung einer dauerhaft tragfähigen Investitionsfinanzierung im Krankenhausbereich, die Weiterentwicklung der ambulanten Bedarfsplanung und der stationären Krankenhausplanung zu einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung sowie die Berücksichtigung des Ambulantisierungspotenzials bisher unnötig stationär erbrachter Leistungen bei der Krankenhausplanung.“ Bei alledem gelte es, Aspekte wie Erreichbarkeit und demographische Entwicklung zu berücksichtigen. Ein zentraler Punkt sei auch die Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung. „Hier ist ein nach Versorgungsstufen differenziertes System erlösunabhängiger Vorhaltepauschalen für Primär-, Grund-, Regel-, Maximalversorgung sowie Uniklinika im Gespräch. In diesem Zusammenhang werden auch die immer wieder laut werdenden Forderungen nach einer starken Reduzierung und Zentralisierung von Krankenhäusern diskutiert. Damit soll die Versorgungsqualität verbessert und zugleich eine Verteilung der knappen Personalressourcen auf wenige größere Kliniken ermöglicht werden.“

Grundsätzlich begrüße der VPKA die Bemühungen der Bundesregierung um eine zielgerichtete zukunftsfähige Krankenhausplanung, unterstreicht Stark. „Die Tatsache, dass sich nach mehr als zwei Pandemiejahren viele Kliniken in existenzieller finanzieller Notlage befinden, ist besorgniserregend und erfordert dringend Handeln des Gesetzgebers.“

Der VPKA unterstütze die vom Bund gestellt Forderung nach einer Spezialisierung der Kliniken. Anders als in anderen Bundesländern sei diese in Bayern aber ohnehin bereits gegeben. „Mehr als 50 Prozent der Kliniken in Bayern sind Fachkrankenhäuser mit einem hohen Grad an Spezialisierung. Sie bieten medizinische Leistungen von höchster Qualität an. Dies sind aber nicht zwingend immer die größten Einrichtungen“, stellt er klar. Die Größe lasse keine Aussage darüber zu, wie hoch Spezialisierung und Qualität sind. „Spezialisierung und ein hohes Leistungslevel können genauso gut in kleineren Häusern stattfinden. Im Umkehrschluss machen eine Uniklinik oder ein Maximalversorger nicht zwingend ein gutes Krankenhaus aus.“ Die Krankenhausplanung dürfe keinesfalls zulasten der Fachkliniken gehen. „Das wäre fatal und würde ein Loch in die bayerische Versorgungslandschaft reißen.“ Ein sinnvoller Ansatz sei beispielsweise die Etablierung einer neuen Versorgungsstufe unterhalb der Grundversorger. „Also eine ambulante Klinik, die als erster Anlaufpunkt für die Bevölkerung dient – und das alles unter Wegfall der Sektorengrenzen und im Rahmen und Volumen der alten Budgets.“

Die Krankenhausplanung müsse sich nach den Bedürfnissen der Menschen vor Ort richten. „Die Kliniksituation in Metropolregionen wie München stellt sich vollkommen anders dar als in ländlichen Gebieten. Eine Schließung vieler kleinerer Krankenhäuser und Fachkliniken würde hier zu einer Unterversorgung, auch in Sachen stationärer Notfallversorgung, zum Verlust von Arbeitsplätzen sowie zu langen Anfahrtswegen zur nächsten Klinik führen. Ziel muss aber die Sicherung einer verlässlichen, wohnortnahen und zugleich hochwertigen Gesundheitsversorgung sein.“

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