(von Doris Blöchl)
Unsere Polizei braucht Schutz. Schutz vor körperlichen Angriffen und Attacken aller Art. Bodycams sollen nun die gewünschte Wirkung zeigen und präventiv potentielle Angreifer abschrecken. Diese hätten dann eine Identifizierung zu befürchten und strafrechtliche Konsequenzen. Schau ma mal…
Wenn ein Polizist zum letzten Mittel Notwehr greift, wird ihm selbst der Prozess gemacht, während die Angreifer als wehrlose Opfer dargestellt werden? Wieso müssen sich Einsatzkräfte tatenlos bespucken, mit Gegenständen bewerfen, treten, anpöbeln und abwatschen lassen? Bei all diesen Fragen spricht die Politik nur vom Werteverfall und regt sich pro forma auf. Getan wird wenig zum Schutz der Schützenden. Es wird sich zeigen, ob das Videomaterial, welches eventuell von der Bodycam aufgezeichnet wird, dann wirklich einen Tathergang so deutlich darstellt, dass eine Verurteilung des Täters erfolgt oder ob die eventuell unscharfen Bilder wieder von findigen Verteidigern zu Gunsten des Täters ausgelegt werden. Die Schlupflöcher sind groß, der Spielraum ebenso. Es sinkt also nicht nur der Respekt gegenüber Einsatzkräften, sondern auch das Vertrauen der Normaldenkenden in eine durchsetzungsstarke und gerechte Rechtssprechung, die jene unterstützt und stärkt, die tagtäglich den Kopf hinhalten – übrigens auch für alle Politiker, sobald sich diese in die Öffentlichkeit begeben, vor der sie offensichtlich ebenso viel Angst haben wie vor klaren Entscheidungen.
Während wir offene Diskussionen lostreten über Sicherheit kontra Freiheit beim Thema Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen und eventuell schon bald ebensolche Bedenken in den Raum gestellt werden in Bezug auf die Bodycams, bleibt völlig offen, ob die Täter diese Freiheit überhaupt verdienen. Die Freiheit, unerkannt und unbehelligt zu bleiben, während sich die wirklichen Opfer durchaus nach mehr Sicherheit sehnen.
Wo liegt der gangbare Weg? Wo die goldene Mitte? Ganz sicher nicht im stillschweigenden Hinnehmen von öffentlichen Gewalttaten, die leider immer mehr Nachahmer finden. Da hofft man doch auf ein wenig Transparenz und Sicherheit, die die Bodycams vielleicht bringen werden, denn Angst vor Gewalt beschneidet uns mindestens ebenso in unserer Freiheit wie die Überwachung öffentlicher Plätze.
