CSU-Abgeordnete weiter im Austausch über die Errichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität Passau und möglichen Alternativen dazu
München/Passau. Die letzte Plenarwoche des Jahres nutzten die Passauer Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder und Prof. Dr. Gerhard Waschler, um im Austausch mit der Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, nochmals wertvolle Anregungen rund um das Thema Gründung einer medizinischen Fakultät an der Universität Passau zu erhalten.
Besonders interessant war das Gespräch vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwicklungen an der Universität Augsburg: Dort wurde vom Freistaat Bayern im Jahr 2013 die Gründung einer medizinischen Fakultät und die hierzu gehörende Umwandlung des kommunalen Klinikums in ein Universitätsklinikum beschlossen und vorangetrieben. Seit Januar 2019 firmiert das bisherige kommunale Klinikum nun als Universitätsklinikum, der Aufbau der Fakultät verläuft parallel dazu.
Aus erster Hand konnte Präsidentin Doering-Manteuffel somit über die besonderen Herausforderungen des Unterfangens berichten – äußerst komplex seien beispielsweise die (arbeits-)rechtlichen und städtebaulichen Fragen gewesen, die sich aus der Überführung des kommunalen Klinikums in die Hände des Freistaats ergeben hätten: Gibt es Bestandsschutz für das bisherige Personal oder eher Personalabbau? Wie und von wem werden erworbene Rentenansprüche erfüllt und wie erfolgt die tarifliche Einstufung der bisherigen Beschäftigten? Wie sind die infrastrukturellen Entwicklungsmöglichkeiten im Hinblick auf Verkehrsanbindungen, neue Wohnungen und auch weitere Klinikumsgrundstücke? Auch die Berufung der neuen Professoren für eine ganze, neu geschaffene Fakultät sei ein organisatorischer Kraftakt, der universitätsintern viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehme. „Der Aufbau einer Universitätsmedizin bedeutet weitaus mehr als nur die Gründung einer zusätzlichen Fakultät, sondern hat nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Universität als Ganzes“, so die Präsidentin. „Ein Projekt dieser Tragweite kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen und die ganze Universität hinter dem Vorhaben steht.“
Von entscheidendem Vorteil für die Neugründung einer Universitätsklinik in Augsburg war, dass das vormalige kommunale Klinikum bereits über ca. 1700 Betten verfügte (und so zu den zehn größten Kliniken Deutschlands gehörte) und als Maximalversorgungsklinikum der 3. Stufe ausgebaut war. Außerdem verfügte die Universität Augsburg unabhängig von einer medizinischen Fakultät mit einer Informatik-Fakultät und einem Zentrum für Umweltwissenschaften bereits über zwei starke Forschungsbereiche, die Starthilfe für den Aufbau der zukunftsträchtigen medizinischen Forschungsschwerpunkte Medizininformatik und Umweltmedizin leisten konnten.
Für MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler zeigt das Beispiel Augsburg eindrücklich, dass wohl der Aufbau eines „Medizincampus Niederbayern“ – nach dem Vorbild des „Medizincampus Oberfranken“ – gegenüber der Errichtung einer eigenständigen medizinischen Fakultät in Passau deutlich realistischer umsetzbar sei: „Das Klinikum Passau verfügt derzeit über rund 670 Betten und muss unabdingbar in den Rang eines Maximalversorgungskrankenhauses gebracht werden, bevor weitere Schritte in Richtung eines Uniklinikums erfolgen können. Es stehen klare Hinweise im Raum, dass der Wissenschaftsrat dies überall als zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Antragstellung sieht.“ Auch MdL Walter Taubeneder hält es im Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung und Sicherstellung der Qualität für zielführender, die Standorte Passau, Deggendorf und gegebenenfalls Straubing, besser zu vernetzen, um beste Voraussetzungen aus der Region heraus zu schaffen. „Zentral ist auch
und besonders, mit einer medizinischen Forschungsstruktur die schnelle und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“, so Taubeneder weiter.
Nach ihren Gesprächen mit den Verantwortlichen de Universitätsklinikums Regensburg, der Universitäts-Kliniken der LMU München und der Uni Augsburg sowie des Klinikums Bayreuth (für den Medizincampus Oberfranken) wollen die CSU-Abgeordneten das kommende Jahr dazu nutzen, um weitere Gespräche u.a. mit international ausgewiesenen Fachleuten zu führen. Am Ende soll eine politische Lösung gefunden werden, die für alle beteiligten Akteure eine machbare und sinnvolle Verbesserung der medizinischen Versorgung Niederbayerns bedeutet. Daher werden alle Erkenntnisse unmittelbar der vom Bayerischen Ministerpräsidenten eingesetzten Projektgruppe zur Verfügung gestellt.