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Donnerstag, Mai 2, 2024

Guten Abend, gute Nacht

Lesestoff

Online-Vortrag des KDFB zum Schlaf bei Kindern

Passau. Die einen brauchen viel Zeit und elterliche Zuwendung, um überhaupt in den Schlaf zu finden – die anderen wachen nachts immer wieder auf oder werden von Albträumen geplagt. Schlafprobleme bei Kindern wirken sich zwangsläufig auf den elterlichen Schlaf aus und können zu einer großen Belastung heranwachsen. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in der Diözese Passau hat das Thema im Rahmen eines Online-Vortrags aufgegriffen.

Unter dem Motto „Guten Abend, gute Nacht“ tauchte Diplom-Sozialpädagogin Andrea Reichert von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung in Stadt und Landkreis Passau mit den Teilnehmerinnen tief in die Welt des Kinder-Schlafs eins. „Zunächst möchte ich Verständnis vermitteln, wie Schlaf funktioniert und sich im Laufe der Kindheit verändert. Wenn Schlaf verstehbarer wird, kann man einen anderen Umgang damit entwickeln. Viele Ängste relativieren sich“, erklärte Reichert eingangs. Vor dem Hintergrund evolutionsbiologischer Forschungsergebnisse erklärte sie, dass für Schlaf zunächst eine sichere Umgebung nötig sei. „Viele unserer Instinkte und Verhaltensweisen sind noch auf ein Leben in bedrohlicher Umgebung ausgerichtet. Wer schläft, ist schutzlos und dadurch gefährdet. Unsere Vorfahren mussten zunächst einen geschützten Platz haben, um überhaupt schlafen zu können“, so Reichert. Noch heute sei die Eintrittskarte in den Schlaf immer Sicherheit. „Kleine Kinder können den sicheren Rahmen nicht alleine herstellen. Deshalb hat es die Natur so eingerichtet, dass das Bindungssystem aktiviert wird, wenn Kinder müde werden. Sie orientieren sich dann verstärkt an vertrauten Personen.“ Doch Kinder seien unterschiedlich. Deshalb reiche es manchen schon, wenn die Eltern in der Nähe sind und die Erfahrung gemacht wurde, dass Mama oder Papa bei Bedarf zur Stelle ist. Für andere Kinder können hingegen körperliche Signale wichtig sein. „Grundsätzlich ist das Nähebedürfnis instinktives und wichtiges Verhalten. Kinder, die viel Nähe fordern, lösen bei vielen Eltern aber Verunsicherungen aus, weil sie befürchten, die Kinder könnten unselbstständig werden. Diese Angst ist unbegründet“, stellte Reichert heraus. Wie viel Schlaf ein Kind braucht, hängt vom jeweiligen Alter ab und ist zudem von Kind zu Kind unterschiedlich. Auch mehrere Wachphasen während der Nacht sind gerade bei Babys normal, weil jeder Schlaf gewissen Zyklen unterliegt. Erwachsene werden nachts ebenfalls mehrfach wach, können sich daran meist aber nicht mehr erinnern.

Nach diesen grundsätzlichen Einführungen ging Andrea Reichert auf Schlafstörungen bei Kindern ein. Eine solche Störung liege dann vor, wenn ein Kind mindestens dreimal pro Nacht aufwacht und dies in fünf Nächten pro Woche über mindestens drei Monate hinweg vorkommt. „Bei Säuglingen und Kleinkindern äußern sich Schlafstörungen, wenn sie Schwierigkeiten haben, ohne Hilfe der Eltern einzuschlafen, müde sind, aber dem Schlafbedürfnis nicht nachgeben können oder nach dem Erwachen in der Nacht nicht mehr ohne fremde Hilfe wieder einschlafen können“, so Reichert. Als häufigste Ursache für Schlafstörungen nannte sie die „Beibehaltung dysfunktionaler elterlicher Einschlafhilfen“. Damit sind Methoden gemeint, die in den ersten Monaten hilfreich waren, wie beispielsweise das Einschlafen auf Mamas Arm, sich aber nach einem Reifeschub kontraproduktiv auswirken können. Dann gelte es, einen neuen Rhythmus zu finden, Reize zu reduzieren und familienindividuelle Rituale zu entwickeln. „Leider gibt es kein fertiges Rezept und einfache Pauschallösungen“, stellte Reichert heraus. Bei der Bewältigung von Schlafstörungen könne aber beispielsweise das Führen eines Tagebuchs über den individuellen Schlafbedarf des Kindes helfen, um herauszufinden, welche Rituale und Einschlafhilfen das Kind benötigt. Bei schwerwiegenden Problemen, die die gesamte Familie belasten, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Das Team der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung in Stadt und Landkreis Passau hilft Eltern und Kindern gerne weiter.

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