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Samstag, April 27, 2024

„Atom-Endlager im Saldenburger Granit wäre Supergau für die Region“

Lesestoff

Kommunalpolitiker und Touristiker schildern  MdB Al-Halak ihre Ängste – FDP-Politiker berichtet vom Umgang mit dem Thema in Schweden – Infotag mit Fachleuten geplant

Neuschönau. „Jetzt mal ehrlich!“ ist der Titel einer Gesprächsreihe, die der Bundestagsabgeordnete Muhanad Al-Halak in lockerer Folge veranstaltet. Das Ziel dabei: er will hören, wie Betroffene zu aktuellen Themen stehen. Diesmal ging es um  die Haltung zu einem möglichen Atom-Endlager im Saldenburger Granit. Als Mitglied des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hatte der FDP-Politiker Mitte Juni 2022 an einer Delegationsreise nach Schweden teilgenommen,  wo in der Gemeinde Östhammar im Süden des Landes 2032 ein Endlager den Betrieb aufnehmen soll. „Die Bevölkerung dort geht sehr pragmatisch mit der Kernkraft und ihren Konsequenzen um“, berichtete Muhanad Al-Halak. Die Meinung von Kommunalpolitikern und Touristikern im Bayerischen Wald aber war eindeutig: Ein solches Projekt wäre der absolute Supergau für eine einmalige Tourismusregion, die auf Gesundheit und Nachhaltigkeit setze.

„Die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre wäre umsonst. In eine Gegend, in der strahlender Müll vergraben ist, kommt kein Mensch mehr“, sagten Alfons Schinabeck, der Bürgermeister von Neuschönau, und Robert Kürzinger,  Geschäftsführer der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Faktoren wie die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf eine Region müssten in dem laufenden Verfahren zur Standortsuche berücksichtigt werden, verlangten die Gesprächsteilnehmer. Es dürften nicht nur geologische Daten bewertet werden; eine Nachbesserung sei dringend nötig.

Nach dem Standortauswahlgesetz zählten bei der Endlagersuche ausschließlich wissenschaftliche Kriterien, nach denen die geologische Beschaffenheit des Untergrunds bewertet werde,  betonte Martin Behringer, Bürgermeister von Thurmannsbang und seit der Gründung vor 23 Jahren Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen ein Endlager im Saldenburger Granit. Er fährt immer wieder zu Veranstaltungen in ganz Deutschland, die das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit anbietet, hätte dabei gerne mehr Unterstützung aus der Region. Er halte es für sinnvoll, Fachleute der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zu einer Informationsveranstaltung in den Landkreis zu holen, damit diese den Stand und den Ablauf des Verfahrens erklärten, sagte MdB Muhanad Al-Halak. Dann könnten die Menschen in der Region den Prozess kritisch-konstruktiv begleiten.  Das Suchverfahren verlaufe trichterförmig in drei Phasen, bis sich schließlich ein Standort als am besten geeignet herausstelle.  „Das soll 2031 der Fall sein, das Endlager 2050 in Betrieb gehen. Die letzte Entscheidung trifft der Bundestag“, stellte der FDP-Politiker fest. Die entscheidende  Frage sei, was sich bei den ober- und unterirdischen Untersuchungen als sicherer herausstelle: Ton, Granit oder Salzstock? 

Martin Behringer  kritisierte, dass der am besten untersuchte Standort Gorleben in dem Suchverfahren von vornherein ausgeschlossen wurde, weil der Salzstock als unsicher gelte. Das schüre vorhandene Vorbehalte in der hiesigen Bevölkerung. Viele Menschen im Bayerischen Wald seien ohnehin der Meinung, dass das Ergebnis schon feststehe, sagte Dirk Rohowski, der Bürgermeister der Gemeinde Zenting: „Im tiefsten Bayerischen Wald, wo der Widerstand am geringsten ist, kommt das Endlager hin!“

Ein Ergebnis der Gesprächsrunde war, dass die geringe Bürgerbeteiligung unbedingt gesteigert und die Aufklärungsarbeit verstärkt werden müsse, denn: „Wenn erst einmal die Bagger aufgefahren sind wie bei Stuttgart 21, ist es zu spät!“ Logistische Unterstützung erwartet sich Martin Behringer von der „Koordinierungsstelle für das Verfahren der Endlagersuche“, die beim Landratsamt Freyung-Grafenau angesiedelt wird und der alle niederbayerischen Landkreise und Städte mit Ausnahme von Landshut angehören. Ein hauptamtlicher Geologe, dessen Stelle gerade ausgeschrieben sei, solle wissenschaftliche Argumente liefern und den Prozess begleiten.

„Dann entsteht hoffentlich mehr Transparenz“, wünschte sich Dirk Rohowski, der nichts davon hält, den atomaren Müll ins Ausland zu verschieben: „Das ist unser Problem und das müssen wir selber lösen.“ Jahrzehntelang sei die Atomkraft genutzt worden, ohne sich ernsthafte Gedanken um eine sichere Entsorgung zu machen. MdB Muhanad Al-Halak ist sich klar darüber, dass sich das Problem mit einer möglichen Laufzeitverlängerung der Atommeiler zusätzlich verschärft. „Aber möglicherweise können wir sonst die Energiesicherheit nicht gewährleisten. Es ist eine zweischneidige Geschichte.“

Das Anliegen von Alfons Schinabeck: „Jetzt müssen wir es besser machen, denn die Energiewende geht nur mit der Bevölkerung, die an regenerativen Energieformen  durchaus verdienen kann“, betonte der Neuschönauer Bürgermeister Alfons Schinabeck. Sein Blick zurück: „Der schnelle Gewinn stand im Vordergrund, nicht die  autarke Versorgung. Wir haben es uns zu bequem gemacht.“

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1 Kommentar

  1. Granit bietet nun leider mal die besten Voraussetzungen für ein atomares Endlager. Vor allem weil der Atommüll hierbei rückholbar bleibt und nicht wie bei Salz „einwächst“. Somit ist der Saldenburger Granit nun mal die beste Endlagerstätte überhaupt. Auch wenn ich das als Anwohner natürlich nicht so schön finde, müssen wir uns doch mit unseren radioaktiven Altlasten befassen. Da der Granit bestens für die Endlagerung geeignet ist, habe ich als Anwohner auch keine Angst vor dem kommendem Endlager.

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