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Dienstag, April 30, 2024

„Um Gotteswillen, schicken Sie uns Sauerstoff!“

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Hilferuf der Adveniat-Partner in Brasilien: Corona-Lage dramatisch

Essen. Die Corona-Lage in der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus ist dramatisch: Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, Pflegepersonal und Mediziner flehen um Sauerstofflieferungen sowie personelle und materielle Unterstützung, berichten die Partner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. „Wir sind in einer fast aussichtlosen Lage“, sagt der Erzbischof von Manaus, Dom Leonardo Steiner, und ruft um Hilfe: „Wir Bischöfe in Amazonien bitten eindringlich: Helfen Sie uns mit Sauerstoff. Die Menschen sollen nicht sterben müssen, weil es an Betten und Sauerstoff fehlt.“

Es gibt Berichte über verzweifeltes Krankenhauspersonal, das mit manuellen Beatmungsgeräten versucht, die Patienten am Leben zu erhalten. Mit mehr als 1.400 Covid-19-Toten in den ersten drei Januar-Wochen erlebt die Millionenstadt im brasilianischen Regenwald einen der schlimmsten Momente ihrer Geschichte. Papst Franziskus drückte den Hinterbliebenen der Covid-Toten im Amazonasgebiet sein Beileid aus und sprach von einem „sehr schwierigen Moment“ für Manaus.

Adveniat-Projektpartner Bischof Johannes Bahlmann, der seit 30 Jahren vor Ort ist, erlebt in der Amazonas-Diözese Óbidos die gesundheitliche Katastrophe aus nächster Nähe mit: „Wir haben sehr viele Tote zu beklagen. Und nicht nur das: Viele leiden Hunger.“ Die Gesundheits- und Notversorgung in den schwer zugänglichen Flussufergemeinden ist nur durch die Hospitalschiffe und Beiboote des Bistums möglich. „Jede Hilfe ist ein großes Licht der Hoffnung“, sagt Bischof Bahlmann in Bezug auf die Unterstützung aus Deutschland. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat leistet sowohl in Óbidos als auch in Manaus Nothilfe und ruft deshalb zu Spenden auf.

Insgesamt hat Brasilien bereits rund 217.000 Covid-Tote zu beklagen und rund 8,8 Millionen registrierte Infektionen zu verzeichnen. Die Experten erwarten in den nächsten Monaten noch einmal eine Verschärfung der Lage, weil die Infektionszahlen in vielen Bundesstaaten wieder deutlich ansteigen.

„Das Ausmaß der Krise ist zum Teil hausgemacht. Das katastrophale Corona-Krisenmanagement der Regierung des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro, der von Beginn an die Gefährlichkeit des Corona-Virus verharmloste und empfohlene Hygienestandards verspotte, findet nun seine Fortsetzung im Chaos um die Beschaffung von Impfstoff“, sagt Klemens Paffhausen, Brasilien-Referent beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Am Wochenende reagierte Bolsonaro mit einem Motorrad-Ausflug auf die vielen Proteste im ganzen Land.

Zudem sei die Amazonas-Metropole Manaus viel zu lange mit den Problemen alleine gelassen worden. Hinzu kommt laut Paffhausen ein Versagen der Politik auf kommunaler und regionaler Ebene. „Die Konsequenzen tragen nun wieder einmal die Ärmsten der Armen“, sagt der Brasilien-Experte und fordert deshalb eine umfassende Untersuchung: „Es ist gut, dass die Justiz Ermittlungen eingeleitet hat, um die Verantwortlichen für diese Versäumnisse in der Gesundheitspolitik zu finden.“

Adveniat arbeitet bei der Corona-Soforthilfe in der Amazonasregion eng mit langjährigen Projektpartnern zusammen. In den Diözesen Manaus und Óbidos unterstützt Adveniat Ordensgemeinschaften, die sich um die Corona-Prävention sowie um die Verteilung von Lebensmitteln, Medikamenten und Hygienekids an arme und benachteiligte Menschen kümmern, die dem Virus und seinen Folgen schutzlos ausgeliefert sind. Auch die von Adveniat direkt unterstützte katholische Kirche in Brasilien hilft Manaus und der Amazonas-Region in dieser schweren Notlage. Die Brasilianische Bischofskonferenz spendete dringend benötigte Sauerstoff-Flaschen für Manaus.

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