„Nur wer einen qualifizierten Berufsabschluss nachweisen kann, hat langfristig Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt Barbara Mayerhofer von der Arbeitsagentur Passau bei der der Veranstaltung „Wege in Arbeit, Ausbildung und Berufliche Bildung“, die der gemeinnützige Verein „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ (GLL) organisiert hatte. „Daher versuchen wir auch die Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive davon zu überzeugen, dass sich die zeitliche Investition in eine Ausbildung lohnt.“ Hier bietet die Arbeitsagentur in Zusammenarbeit mit regionalen Bildungsträgern und Berufsschulen vielfältige Kurse und Schulungen an, aber auch Betriebe können z.B. die Bewerber in so genannten MAG (Maßnahme bei einem Arbeitgeber zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung) ohne großes Risiko in der praktischen Arbeit auf ihre Eignung testen.
Aber der Weg in eine Ausbildung ist nicht leicht. Das weiß auch Jakob Schreiner, Leiter des Projektes „FAM – Potenziale nutzen“ des Passauer Wirtschaftsforums. „Wir wollen Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten (FAM) für die Anforderungen des regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktes qualifizieren. Wir versuchen vor allem durch intensive Einzelbetreuung und Deutschunterricht älteren, nicht mehr berufsschulpflichtigen FAM im Alter von 21 bis 40 Jahren in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln.
Dazu braucht es aber starke Partner aus der Wirtschaft. Vor allem das Handwerk hat das Potential der Flüchtlinge und Migranten erkannt, um noch vakante Ausbildungsplätze besetzen zu können. So hat die Handwerkskammer Niederbayern zwei Mitarbeiterinnen, die sich ausschließlich um die Akquise von Ausbildungsplätzen für Asylbewerber und Flüchtlinge kümmern und sowohl den Betrieben als auch den potentiellen Azubis als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. „Wir gehen z.B. auch in die „BAF-Klassen“ an den Berufsschulen oder in Gemeinschaftsunterkünfte und informieren die Flüchtlinge über unser duales System,“ beschreibt Angela Sedlmaier von der HWK ein Teil ihrer Aufgaben. „Und wir geben Arbeitgebern auch den Tipp, ihre Belegschaft ins Boot zu holen, wenn sie einen Flüchtling einstellen. Denn wenn die Belegschaft diesen nicht akzeptiert und vielleicht sogar mobbt, werden Ausbildungen auch abgebrochen.“
Ein weiteres Problem sind natürlich schlechte Deutschkenntnisse. „Um eine Ausbildung beginnen zu können, braucht man eigentlich das Sprachniveau B1“, erklärt Angela Sedlmaier. „Das heißt, jemand muss das Wichtigste in Standardsituationen im Alltag und in der Arbeit verstehen können und selbst einfach und zusammenhängend über vertraute Themen sprechen können.“ Da es ohne Sprache nicht geht, hat der studentische Verein „Chancen gestalten – Changes Passau“ z.B. ein Sprachpatenprojekt für Berufsschüler mit Fluchthintergrund in Kooperation mit der Berufsschule I gestartet, das die Vorsitzende Hannah Fürstenwerth genauer vorstellte. Auch der Verein GLL organisiert im 3. Jahr ein Sprachpatenprojekt für Flüchtlinge.
Aber am besten lernt man die Sprache im persönlichen Miteinander. „Daher sind ehrenamtliche Projekte im Freizeit- und Kulturbereich von unschätzbaren Wert“ sagt Initiatorin Perdita Wingerter von GLL. Um die bestehenden Angebote in der Region sichtbarer zu machen und besser zu vernetzen lädt sie daher alle Organisationen und Personen, die entsprechende Angebote organisieren, zu einem Austausch- und Vernetzungstreffen ein. Es findet am Montag den 18.7. um 18 Uhr in der Universität im Informatikgebäude in der Innstraße 33 im Seminarraum 30 statt. „Schön wäre es, wenn wir an diesem Abend zum Beispiel eine Art Veranstaltungskalender für die nächsten 3 Monate über die vielfältigen Angebote zusammenbekommen. Denn in der Ferienzeit freuen sich Flüchtlinge, Migranten aber auch Einheimische über nette gemeinsame Aktivitäten und interkulturelle Begegnungen.“
Mehr Infos zur Reihe unter: www.gemeinsam-in-europa.de/informationslotsen
