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Donnerstag, Mai 2, 2024

Ohne ihn kein musikalisches Barockzeitalter

Lesestoff

Voces8 feiert Claudio Monteverdi beim VocVocal-Finale am 7. April

(von Tobias Schmidt)

Um die Wende zum 17. Jahrhundert stritt man in der geistlichen Musik erbittert um Textverständlichkeit. Der in Blüte stehende mehrstimmige, polyphone Gesang sei dem abträglich, hinfort damit, meinte eine Partei. Ein gewisser Giulio Caccini führte diese von Florenz aus an und ins Generalbasszeitalter hinein. Stimmt gar nicht, das geht alles sehr wohl zusammen, argumentierten die Gegner. Und verwiesen dabei gern auf die hochentwickelte Kontrapunktik und konkret auf Giovanni Palestrinas bis ins 20. Jahrhundert verwendete Papstkrönungsmesse „Missa Papae Marcelli“.

Ein in Cremona der Stadt der Geigenbauer, geborener, am Hof von Mantua beschäftigter junger Musicus heizte die Auseinandersetzungen mit seinen Kompositionen und Streitschriften geschickt an. Später als Kapellmeister am Markusdom in Venedig nutzte er die Fronten des Musikstreits weiter so geschickt, dass er selbst bis heute als Formvollender (nicht aber als Begründer) von Madrigal und Oper gilt, mit der Marienvesper ein kanonisches (wenn auch stilistisch ziemlich buntes) Werk hinterlassen hat, und keine Geschichte des musikalischen Barockzeitalters ohne ihn auskommt (wenn auch nicht an dessen historischem Beginn). Claudio Monteverdi (1567-1643) hatte als Jugendlicher bereits säkulare Madrigale geschrieben und begeisterte sich für die eng und mit keiner Note zuviel an den natürlichen Stimmlagen angelehnte polyphone Satztechnik aus Belgien und den Niederlanden. Die italienische Spätrenaisssance jedoch drängte zurück zur Antike. Genauer gesagt, zur Monodie des antiken Dramas, also zum solistischen Gesang mit Akkordbegleitung.

Claudio Monteverdi, porträtiert von Bernardo Strozzi (c. 1630)

„Nuove musiche“ (ital. „neue Musik“) nannte man das Ganze selbstbewusst, während die Polyphoniker von der „Palestrina-Fraktion“ abschätzig von „seconda pratica“ (ital. „zweite Übung/Musizierpraxis“) sprachen, denn „erstklassig“ war man nur selbst. Monteverdi schlug sich auf die Seite der Erneuerer, entwickelte die intensive Textausdeutung und die sinnliche Darstellung von Gefühlen in der Musik meisterhaft weiter. Und während einige Neuerer noch miteinander rangen, stellte er sich in ordentlich schaumschlägernden Vorreden seiner Partituren als musikalischer Vollender dar, begründete schlüssig, machte sich den einstigen Schmähbegriff „seconda pratica“ zu eigen, und drehte diesen ins Positive – gewiss, der Mann konnte PR!

Beim Abschlusskonzert des Konzertwinters Voc Vocal 2017/18 der Gesellschaft der Musikfreunde Passau e.V. werden unter anderem Monteverdis „Messa a Quattro Voci de Cappella“ (1641) sowie Stücke aus dem 1614 gedruckten sechsten Madrigalbuch „Lagrime d’Amante al Sepolcro dell’Amata“ (ital. „Tränen des Liebenden am Grab der Geliebten“) zu erleben sein, Monteverdis kunstvollem Trauerstück für die Sängerin Caterina Martinelli. Sie wird hier zur Geliebten „Corinna“, welche Monteverdi, der sich hier selbst „Glaucus“ nennt, in sechs Sechszeilern zu fünf Stimmen betrauert. Es singt das englische Vokalensemble Voces8 mit Andrea Halsey, Eleonore Cockerham (Sopran), Barnaby Smith, Chris Wardle (Countertenor), Sam Dressel, Blake Morgan (Tenor) und Rob Clacrk, Jonathan Pacey (Bass).

Voces8 (Foto: Andy Staples)

Das Konzert am Samstag, 7. April 2018 in der Pfarrkirche St. Nikola, Kleiner Exerzierplatz 15 beginnt um 20 Uhr. Karten zu 23,- Euro/ermäßigt 18,- Euro sowie zu 10,- Euro für Schüler, Studenten und Azubis sind ab sofort bei Bücher Pustet Passau sowie unter Tel. 0171 6758567 und karten@musikfreunde-passau.de reservierbar. Ein Freikartenkontingent gibt es für Projektteilnehmer von Kulturkarte Passau. Bitte ebenfalls unter angegebener Telefonnummer melden.

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