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Donnerstag, Mai 2, 2024

Weil’s daugt: Süffiges Starkbier und süffisante Spitzen

Lesestoff

A rechte Gaudi war’s wieder, das Starkbierspektakel der Innstadt Bierspezialitäten

(von Tobias Schmidt)

Passau. “XXL-Gaudi“, so könnte man das diesjährige Starkbierspektakel der Innstadt Bierspezialitäten wohl am kürzesten beschreiben.
In den Krügen ein Traditionsprodukt, das mit der Zeit zu gehen weiß, auf der Bühne der X-Point Halle ein extra langer Kabarettabend mit einer tragfähigen Mischung aus Bewährtem und Neuem.

Wolfgang Krebs (Foto: Schmidt)

Die diesjährige Starkbierkönigin Alina I. stellte sich ihren Untertanen mit einem selbst getexteten Lied vor. Eine den Musen und frechen Sprüchen gleichermaßen aufgeschlossene Monarchin – was gibt’s Passenderes für eine zünftige Starkbiersaison? Dem souveränen Anstich von Michaela Lang, Gastwirtin aus Bad Füssing, hatte das erste Fass hingegen wenig entgegen zu setzen. “Viereinhalb Schläge“, zählte der vorwitzig aufgelegte Moderator Walter Berndl. Bei den darauf folgenden Kabarettsoli machte Wolfgang Krebs den Anfang. Als Landesvater Horst Seehofer mit Breitseiten gegen die Bundeskanzlerin (“Heuer können Sie mit einer Stimme für und gegen die Kanzlerin stimmen“) und (vornehmlich fränkische) Kabinettskollegen. Als geistvollem Glasinhalt nicht abgeneigter Vereinsfunktionär Schorsch Häberl sprach Krebs einer versammelten Dorfhochzeitsgesellschaft – einschließlich Bräutigam mit Fluchthintergrund – Mut zu. Um dann als Kanzlerin Angela Merkel einen Reiseaufsatz über Ferien im Freistaat zu verlesen. Und doch schoss Wolfgang Krebs auch heuer wieder als Stoiber-Imitator den launigen Vogel ab. Diese Rolle bleibt ihm, doch gewann er auch dem ewig selbstverliebten elder statesman, der gegen den zahm gewordenen Politischen Aschermittwoch anhaspelt (“Aus dem Hochamt des Draufschlagens haben sie einen Hashtag gemacht. Früher wurden Maßkrüge an die Wand geworfen. Jetzt: Zwitschersprüche!“) neue Seiten ab. Das plaudernd, mit nochnchalant um die Ecke kommenden Gags, gewürzte Musikkabarett des Oberpfälzers Helmut A. Binser war ein Volltreffer! Klo-Kommunikationsmalaise mit dem Smartphone, Begebenheiten aus Landgasthöfen oder vom Fußballplatz, die früher vermeintlich einfachere Welt, Binser weiß solch selbstironisches Hinterweltler-Heimatkabarett auf krachert zu bürsten. Darum funktionierte es auch vor großem Publikum.

Helmut A. Binser (Foto: Schmidt)

Die AlpinChicks plauderten nicht aus dem Nähkästchen. Nein, das freche Damentrio setzte gleich drei davon zum Synchronklappern ein. Ebenso wie Staubsauger, Gummihandschuh, Pömpel und mehr, aus denen auf der Bühne flugs Musikinstrumente gebaut waren. Wehe, Mannerleit, wenn Euch noch einmal “Das bisschen Haushalt (macht sich doch von allein)“ entfährt, diese drei finden gewisse in Stück Haushalt, auf dem sie Euch ordentlich den Marsch blasen.

Zum Abschluss dann Manfred Kempinger, der als Verwaltungsfachangestellter Herbert Brettschneider der Passauer Lokalpolitik die Spiegel vorhielt. Die Kostenexplosion der Berufsschule und die sparwürtige Stagnation in der Dreiflüssestadt stellt Kempinger geschickt gegenüber. Höhepunkt dieses Solos: Das Sich-Hineinträumen in den Häuptling “Sitting Urban“, der das Ilztal gegen die Nordtangentenbefürworter besetzt hält. “Weil’s daugt“, lautet der schlichte Werbeslogan des auch heuer wieder gelungenen Innstadt-Doppelbocks.
Dem konnte man sich nach der viereinhalbstündigen Premiere des Bierspektakels nur anschließen: Süffiges Tarkbier und süffisante Spitzen taugen uns sehr wohl!

(Titelbild: O zapft is! Auf zum Kabarettreigen! Von links: Michaela Lang, Starkbierkönigin 2017 Alina I., Friedhelm Feldmeier, Organisator des Starkbierspektakels, Moderator Walter Berndl, Stephan Marold, Direktor der Brauerei Hacklberg – Foto: Schmidt)

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