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Samstag, Mai 4, 2024

Eine Reise in die Hohe Tatra

Lesestoff

Ungewöhnlich, spannend und wunderschön

Von Rainer Eckelt

„Warum denn in die Ferne schweifen….“ Diese bekannte Anlehnung an einen Vierzeiler von Goethe trifft auf das Reiseziel „Hohe Tatra“ voll zu.

Zugegeben: Das kleinste Hochgebirge der Welt mit einer Länge von rund 56 Kilometern liegt von Passau aus gesehen nun nicht gerade vor der Haustür. Verglichen mit anderen „Traumzielen“ sind die gut 700 Kilometer, beispielsweise bis an den Fuß der Gerlsdorfer Spitze mit 2.655 m die höchsten Erhebung der Gebirgskette, als auch der gesamten Karpaten, jedoch schnell abgefahren. Die Slowakische Republik ist ein heute noch weitgehend unbekanntes Terrain für die westlich orientierte Urlaubs- und Touristikwelt.

„Ostblock“. Eine Vokabel aus der Zeit der Abriegelung, als es die Tschechoslowakei noch gab. Kommunistisch, unter der Herrschaft der Sowjetunion. Bis zur Wende 1989, als die Grenzen auch in diesem Gebiet fielen. Sehr viel ist geschehen seitdem. Seit 1993 ist die Slowakische Republik ein souveräner Binnenstaat. Umgeben von den Staaten Österreich, Tschechien, Ungarn Ukraine und Polen.
Von Wien aus kommend fahren wir zunächst durch die Hauptstadt Bratislava (früher Pressburg) mit rund 430.000 Einwohnern. Und die erste Überraschung traf uns intensiv. Statt Ostblockflair mit Plattenbauten und grauer Tristesse finden sich Stadtautobahnen, Staus zur Berufszeit die den Vergleich mit westdeutschen Städten durchaus standhalten, Geschäftsviertel, Sehenswürdigkeiten, Einkaufszentren modernster Architektur, ein mondänes Regierungs- und Botschaftsviertel, viele Hotels aller Klassen, darunter auch die Luxusabsteige, das „Carlton“, vor.

Fünf große Brücken überragen die Donau. Darunter auch das ehrgeizige Verkehrsprojekt aus der kommunistischen Zeit, die Hängebrücke „Nový Most“. Dem Bau wurde das Jüdische Viertel am Fuße der Pressburg geopfert, eine Bausünde, unter der heute noch viele Hauptstädtler leiden. An den Kais finden sich, ähnlich wie in Passau, viele Flusskreuzfahrtschiffe. Bestens ausgebaute Autobahnen schienen angesichts des geringen Wochenendverkehrs überdimensioniert. Aber wir wurden belehrt, werktags sähe es auf den Schnellstraßen ganz anders aus. Links und rechts der Autobahnen sprangen uns riesige Werbetafeln ins Auge. Sie zeigen an, welche Weltmarken in diesem Land produzieren lassen und es fehlt gefühlt keine der westlichen Topmarken bezüglich Autobau und Technik. Immer wieder waren moderne Überlandzüge zu sehen, kaum eine größere Stadt, in der nicht mindestens eine große Fabrik den größten Arbeitgeber stellt. Es werdenbis heute große Summen in die Sanierung der Kirchen investiert. Spektakulär ist die große Rundkirche in Zidar, nur aus Holz gebaut. Sie bietet 1600 Personen Platz bietet, also mehr als der Passauer Dom. Das Gebirgsmassiv kam langsam näher. Die Hohe Tatra ist Teil des Karpatenbogens, der sich auf einer Gesamtlänge von 1.200 Kilometer, beginnend nördlich von Bratislava bis nach Rumänien erstreckt. Die Slowakei ist ein Gebirgsland. Es ist mit einer Fläche von 49.034 km² etwa so groß wie Niedersachsen und zu 40 Prozent bewaldet.

Etwa 40.000 Tierarten sind dort zu Hause. Darunter auch 800 Bären, 200 Wölfe sowie Luchse, Hirsche, Murmeltiere und Gämsen. Die Behörden tun viel, um ihre Natur zu erhalten. Die Hochgebirgsregion weist nur eine Liftanlage auf, die in zwei Stationen auf die Lomnitzer Spitze (2.645m) fährt. Und bei dieser einen Anlage soll es auch bleiben. Viele Wanderwege führen in eine unberührte Natur. Aber auch hier gelten die Vorsichtsmaßnahmen eines Hochgebirges. Wir hatten großes Glück und konnten an der Mittelstation der Lomitzer Spitze eine fantastische Fernsicht genießen.

Am nächsten Morgen wanderten wir um den Tschirmer See. Von jedem Winkel des Rundgangs lächelte uns die Bergkette der Hohen Tatra an. Es ging weiter nach Altschmecks, und nach Zdiar, einem Bergdorf mit vielen Holzhäusern. Letzte Station war Käsmark mit seiner schönen Altstadt. Die Kirchen, die wir in jeder Stadt besichtigten, boten immer eine willkommene Abkühlung. Die Vielfalt der Landschaften rund um die Hohe Tatra muss man erleben. Das Gebiet ist für alle Urlaubsrichtungen geeignet: Bergsteigen, Radfahren, Wandern, Kultur erleben, Relaxen in einer Umgebung, die ihresgleichen sucht.

Zahlreiche Campingplätze, Urlaubs -Blockhäuser und Hotels aller Kategorien warten auf Gäste. Überall wird saniert, neu gebaut, Straßen werden erneuert. Nach drei Tagen rund um das Gebirgsmassiv präsentierte es sich in seiner vollen Pracht und Länge noch einige Male vom Reisebus aus, denn das Wetterglück blieb auf unserer Seite. Wir konnten viele und bleibende Eindrücke von diesem Trip mitnehmen. Für viele aus unserer Gruppe war es wohl nicht das letzte Mal: Reiseziel Hohe Tatra. Wir waren zwar in den Karpaten, aber von Graf Dracula keine Spur.

Fotos: Eckelt

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