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Sonntag, Mai 5, 2024

Regensburger Mediziner erforschen Künstliche Intelligenz im Klinikalltag

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Gemeinsam mit Radiologen, Psychologen und Computerwissenschaftlern aus Deutschland, Kanada und den USA erforschen Mediziner am Universitätsklinikum Regensburg in den nächsten vier Jahren, wie Ärzte und Patienten im Klinikalltag von Künstlicher Intelligenz profitieren können

Regensburg (obx) – Künstliche Intelligenz begleitet uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt. Längst können Autos selbst einparken, Roboter putzen unsere Wohnungen, Sprachassistenten wecken uns am Morgen und ein Großteil unserer Kommunikation läuft via Apps. Diesen technischen Fortschritt macht sich auch die Medizin zu Nutze. Auch hier hat Künstliche Intelligenz längst Einzug gehalten. Roboter unterstützen Ärzte bei Operationen und analysieren Laborproben, spezielle Programme erleichtern Diagnosen und helfen dabei, Behandlungsergebnisse zu verbessern. Gerade in den bildgebenden medizinischen Disziplinen sehen Mediziner und Forscher jedoch noch deutlich Luft nach oben. Forscher am Uni-Klinikum Regensburg wollen das jetzt ändern.

Das Institut für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikums Regensburg erhält 284.000 Euro durch die Volkswagen-Stiftung, um die Nutzung Künstlicher Intelligenz im Krankenhaus zu verbessern. Das Ziel: KI-Anwendungen in der Medizin so zu gestalten, dass zugleich Mitarbeiter entlastet werden und Patienten bestmöglich profitieren, wie Privatdozent Dr. Andreas Schicho, Geschäftsführender Oberarzt des Instituts, deutlich macht. „Künstliche Intelligenz ist bereits jetzt ein fester Bestandteil in der Radiologie, allerdings steckt ihr Einsatz noch in den Kinderschuhen. Im Lungen-CT hilft uns beispielsweise ein System, auch kleinste Knoten sehr zuverlässig zu entdecken. Das Programm schlägt dann vor, die Aufnahmen nochmals gezielt zu analysieren“, so der Oberarzt.  Das Risiko, etwas Wichtiges zu übersehen, sinke dadurch deutlich. Dennoch ersetze dieses System keinen Radiologen. „Denn es arbeitet weder fehlerfrei noch ist es in der Lage, andere Aufgaben zu lösen, als kleinste Lungenknoten zu finden.“ Sein Fazit: „Diese Programme sind so spezialisiert, dass sie für jede noch so einfache andere Frage unbrauchbar sind.“

Das Ziel in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in der Radiologie soll sein, dass Arzt und Patient sich auf die Beurteilung der KI verlassen können und darauf aufbauend weitere Maßnahmen wie Therapien oder Kontrollen festgelegt werden können. „Es wäre eine enorme Erleichterung, wenn uns in naher Zukunft bei verschiedenen Fragestellungen eine verlässliche Unterstützung über KI gewährt würde. Damit würden die ohnehin schon sehr hohen Qualitätsstandards nochmals steigen, was direkt den Patienten zugutekommt“, sagt auch Professor Dr. Christian Stroszczynski, der Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik.  

Bisher wird die KI, neben der Röntgendiagnostik, zum Beispiel in der labormedizinischen Probenanalyse eingesetzt. Dort werden Blutproben vollautomatisch von Robotern und Computern analysiert. Arztbriefe werden schon lange am Computer erstellt und wo die Pflege heute noch mit Papier arbeitet, soll schon bald alles digital sein. „Diese Schnittstellen zwischen Mensch und Computer sind erstaunlich wenig erforscht, dabei kennen wir alle den Frust, wenn das Programm nicht das macht, was es soll“, so Dr. Schicho, der hier eine der größten Baustellen der Digitalisierung im Gesundheitswesen sieht. „Viele Hersteller werfen Programme auf den Markt, ohne je einen Gedanken daran zu verlieren, wie Pflegekräfte, Ärzte oder Patienten damit zurechtkommen. Dabei ist das nur vordergründig eine Frage des Komforts, in Wirklichkeit geht es dabei um nichts weniger als unsere Sicherheit.“  

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