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Dienstag, April 30, 2024

Bayerische Regionalzüge und S-Bahnen waren coronabedingt 2020 pünktlicher

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Schienenpersonennahverkehr im Corona-Jahr

Im Durchschnitt erreichen bayerische Regionalzüge und S-Bahnen eine Pünktlichkeitsquote von 94,1 Prozent (+1,8 Prozentpunkte) / Die Ausfallquote steigt wegen des reduzierten Grundangebots im Frühjahr auf 6,0 Prozent (+3,1 Prozentpunkte)

München. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Schienenpersonennahverkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, hat für 2020 die Zahlen zur Pünktlichkeit vorgelegt. Bayernweit lag die Pünktlichkeitsquote der Regionalzüge und S-Bahnen bei 94,1 Prozent, ein Plus von 1,8 Prozentpunkten gegenüber 2019 (92,3 Prozent). Als pünktlich gewertet werden alle Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben. Insbesondere aufgrund des letztjährigen Lockdowns ist die bayernweite Ausfallquote 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozentpunkte deutlich gestiegen: Von den Verkehrsleistungen1 im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr sind 6 Prozent ausgefallen (2019: 2,9 Prozent).

Corona beeinflusst Ergebnisse maßgeblich

„Die Zahlen sind wegen Corona nur sehr eingeschränkt mit den Ergebnissen aus den Vorjahren vergleichbar“, erklärt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „Die Züge waren auch deshalb pünktlicher, weil wegen Corona zeitweise auch weniger Züge unterwegs waren.“ Knapp die Hälfte aller Zugausfälle im Jahr 2020 gingen auf das von Ende März bis Mitte Mai reduzierte Verkehrsangebot zurück. „Ohne diesen Corona-Sondereffekt lag die Ausfallquote 2020 ungefähr auf dem Niveau des Vorjahrs“, so Fuchs.

Infrastruktur bleibt Hauptgrund für Verspätungen

Bei den Verspätungsursachen gab es keine größeren Verschiebungen. Knapp ein Drittel aller Verspätungsminuten geht auf die Infrastruktur zurück, seien es Störungen (22 Prozent) oder Bauarbeiten (9 Prozent). Neu aufgenommen in die Auswertung hat die BEG das Warten auf verspätete Züge, damit Fahrgäste ihre Anschlusszüge erreichen. 9,7 Prozent aller Verspätungsminuten in Bayern entfallen auf diesen Grund „Anschlusswarten“. Durch die Aufnahme dieser neuen Kategorie sinkt der Anteil aller anderen Gründe; lediglich die externen Einflüsse und gefährliche Ereignisse legten 2020 zu. Auch „gefährliche Ereignisse“, also zum Beispiel Personen im Gleis und Notarzt- oder Polizeieinsätze, hat die BEG neu in die Auswertung aufgenommen und zu den „externen Einflüssen“ hinzugefügt. Die Zunahme dieser Kategorie um 5,7 Prozentpunkte auf 20 Prozent kommt also ebenfalls durch eine Neuordnung der Verspätungsursachen durch die BEG zustande.

Besonders stark konnten im vergangenen Jahr die Netze im Allgäu bei der Pünktlichkeit zulegen. Das lag an der Fertigstellung der Elektrifizierung der Strecke (München –) Geltendorf – Memmingen – Lindau. Diese umfangreichen Bauarbeiten hatten im Jahr 2019 noch zu vielen Verspätungen geführt. Das Netz Alex-Süd legte um fast 10 Prozentpunkte zu und erreichte 2020 eine Pünktlichkeitsquote von 93,4 Prozent. Um jeweils gut 5 Prozentpunkte verbesserten sich das Dieselnetz Ulm (93,3 Prozent) und das Dieselnetz Allgäu (Los 1: 91,9 Prozent, Los 2: 96,3 Prozent). Gegen den bayernweiten Positivtrend verschlechterte sich lediglich ein Netz: die Werdenfelsbahn. Vor allem Langsamfahrstellen über mehrere Monate drückten hier die Pünktlichkeitsquote im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 91,3 Prozent.

Das Netz Alex-Nord legte mit +4,8 Prozentpunkten überdurchschnittlich zu. Dass es mit einer Pünktlichkeitsquote von 83,6 Prozent trotzdem am Ende der Tabelle steht, liegt in erster Linie an den schwierigen Grundbedingungen des Streckennetzes München – Regensburg– Hof/Prag: Es handelt sich um eine für den Regionalverkehr untypisch lange Strecke, mit vielen eingleisigen und teils auch stark ausgelasteten Abschnitten. Generell lässt sich die Leistung der Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Blick auf die Pünktlichkeitswerte nur sehr bedingt vergleichen: Strecken, auf denen Regionalzüge komplett oder überwiegend allein unterwegs sind, schneiden naturgemäß besser ab als Strecken mit Mischverkehr aus Regional-, Fern- und Güterzügen.

Hauptursachen von Zugausfällen

Der Anteil externer Einflüsse und gefährlicher Ereignisse vervierfachte sich nahezu, von 10,3 Prozent im Jahr 2019 auf 40,4 Prozent. In dieser Kategorie wurden 2020 auch Corona-bedingte Einflüsse erfasst. Damit lösten die externen Einflüsse und gefährlichen Ereignisse die Bauarbeiten als häufigste Ausfallursache ab. Entsprechend sank der Beitrag der meisten anderen Ausfallursachen. Nur die personalbedingten Ausfälle, die teilweise auch auf die Pandemie zurückzuführen sind, blieben auf ähnlichem Niveau wie 2019 (+0,3 Prozentpunkte).
Positiv im Vergleich zum bayernweiten Trend bei den Zugausfällen entwickelten sich insbesondere die Netze der Bayerischen Regiobahn: Im Netz Ammersee-Altmühltal verringerte sich die Ausfallquote um 1,3 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent; das Netz Ostallgäu-Lechfeld verbesserte sich um 1,4 Prozentpunkte und erreichte damit die bayernweit niedrigste Quote von 2,0 Prozent. Die Netze der Länderbahn verschlechterten sich dagegen durchgehend. Das lag zum einen am Personalmangel bei diesem Eisenbahnverkehrsunternehmen, vor allem während des ersten Lockdowns. Hinzu kamen bei einzelnen Länderbahn-Netzen Bauarbeiten, insbesondere beim Alex-Süd (Ausfallquote: 17,7 Prozent), aber auch bei der Berchtesgadener Land Bahn, die deshalb mit 18,4 Prozent die höchste Ausfallquote aller bayerischen Netze im Jahr 2020 verzeichnete (+12,0 Prozentpunkte).


1 Insgesamt bestellte die BEG im Jahr 2020 128,5 Millionen Zugkilometer an Verkehrsleistungen. Bei der Berechnung der Pünktlichkeits- und Ausfallquote nicht berücksichtigt sind etwa 2,4 Millionen Zugkilometer im bayerischen Teil von Netzen, bei denen andere Aufgabenträger federführend sind (z. B. Vogtlandnetz, Mitteldeutsche Regiobahn, Aulendorfer Kreuz, Murrbahn, Südhessen-Untermain).

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