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Montag, April 29, 2024

„Wir nehmen die Leute in den Arm“

Lesestoff

Seit über 20 Jahren sind die Klinik-Clowns im Einsatz

Grafenau. Clowns und Lachen ist eine für uns alle selbstverständliche Verbindung. Clowns existieren ja auch nicht erst seit gestern. In prähistorischer Zeit gab es neben den Schamanen bereits eine Clownsfigur, die für das Auflockern der Zeremonien zuständig war. Im Mittelalter konnte sich fast nur ein Hofnarr erlauben, den Herrschenden die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Pausen-Clowns kennt man im engl. Theater seit dem 16. Jahrhundert und natürlich – sind Clowns im Zirkus allgegenwärtig. All diesen Clowns in der Zeitgeschichte ist aber immer eine Eigenschaft gemein: Das Lachen steht im Mittelpunkt.

Lachen ist Balsam für die Seele

Was aber ist mit Menschen, denen es nicht so gut geht? Für die ist ein Lachen seelischer Balsam. Und genau hier setzt die Arbeit der Klinik-Clowns an. Kinderkrankenhäuser, Senioreneinrichtungen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Einrichtungen für behinderte Menschen und sogar Palliativstationen – das Einsatzgebiet der Klinik-Clowns ist gewaltig. An rund 100 Einsatzorten in Bayern sind die Clowns derzeit tätig und der Bedarf ist noch lange nicht gedeckt.

Geschichte der Klinik-Clowns

Angefangen hat es mit der Vereinsgründung Klinik-Clowns Bayern e.V. durch Elisabeth Makepeace im Jahre 1998. Sie hat die Klinik-Clowns in Österreich kennengelernt und war der Meinung, dass so etwas in Bayern genauso möglich wäre. Von Beruf Schauspielerin hatte sie selbst immer gerne die komischen Rollen gespielt. Chaplin-Fan ist sie ebenfalls.

Aber das Thema Krankheit ist schon ein ziemlich sensibler Bereich, welcher erhebliche Anforderungen an einen Clown stellt. Ein intensiver Lernprozess bis zum heutigen Tag war nötig. Dabei eignet sich nicht jeder als Clown. Neben dem sozialen Engagement ist auf jeden Fall eine künstlerische Ausbildung unabdingbar. Das Talent zum Improvisieren und viel Phantasie gehören genauso dazu. Workshops mit internationalen Clowns-Lehrern und manch andere Fortbildungen halfen den Clowns, den hohen Anforderungen gerecht zu werden.

Unterwegs mit den Clowns

Charlotte Liepelt alias Gundi Hupfauer ist schon seit 18 Jahren dabei und damit praktisch ein Urgestein bei den Clowns. Ihre Kollegin Franziska Neppl alias Fanny Punktum ist erst wenige Jahre ein Klinik-Clown. „Jeder bekommt einen Clowns-Namen, den er sich selbst aussucht“, erklärt Charlotte Liepelt. „Die Clownsmaskerade muss zum Namen passen. Die Clownperson, die man darstellt, ist keine Kunstfigur. Man entwickelt quasi seine eigenständige Clownpersönlichkeit“, meint Charlotte Liepelt. „Wir sind übrigens immer zu zweit. Bei unserem sensiblen Arbeitsfeld hat man so die Möglichkeit, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen. Der zweite kann ausgleichend wirken, wenn der erste nicht den richtigen Faden findet.“ Dann ziehen sich die beiden um und schlüpfen in ihre Clownspersönlichkeit.

Improvisationstalente

Mit einigen Utensilien besuchen sie zunächst den Gemeinschaftsraum im BRK-Seniorenwohnheim in Grafenau, ihrem heutigen Arbeitsfeld. Sie haben keine vorgefertigten Gags wie mancher Zirkus-Clown. Nein, mit jedem der anwesenden alten Leuten kommen sie spontan ins Gespräch. Sie improvisieren aus dem Moment heraus. Sie stellen sich auf jede Person individuell ein und schaffen eine emotionale Verbindung. Ganz gleich, ob ein Luftballon kunstvoll aufgeblasen wird, ein kleines Liedchen geträllert oder eine urkomische Clownsgestik – sie haben viele Möglichkeiten in petto, die dem Angesprochenen ein Lächeln entweicht. Meistens wird ein herzhaftes Lachen daraus. Die Leute lachen über den Clown und vergessen für einen Moment ihre Sorgen, Probleme oder sonstige negativen Dinge. Und genau das ist das Ziel.

„Lachen ist gesund“, heißt das Sprichwort. Die mit anwesende Chefin des Hauses Daniela Angerer bestätigt die positive Wirkung der Clowns auf die Bewohner. Sie hat sie deshalb bereits für ein ganzes Jahr gebucht. Die Clowns kommen einmal im Monat zu einem festen Tag für zweieinhalb Stunden. Auch Stimmen aus den anderen Einrichtungen, welche die Clowns besuchen, sind durchwegs positiv. Nicht nur die Besuchten, sondern oft auch deren Angehörige empfinden die Clowns als gelungene Abwechslung. Aber nun führt der Weg unserer zwei Clowns zu bettlägerigen Bewohnern. Sie improvisieren wieder und erreichen auch hier bereits nach wenigen Sätzen ein Lächeln bei dem Angesprochenen.

Übrigens sind alle Klinik-Clowns selbstständige Künstler mit Werkverträgen. Der Verein finanziert sich zum einen aus Spenden und zum anderen mit den Beträgen, die die besuchten Einrichtungen zahlen. Es gibt Förderer, aber weitere Spenden sind jederzeit willkommen. Da der Verein als gemeinnützig anerkannt ist, sind Spendenquittungen kein Problem. Bankverbindung DE947016 9614 0000 0459 00 bei der Freisinger Bank eG.

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