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Donnerstag, Mai 2, 2024

Tod und Trauer aus der Tabuzone holen

Lesestoff

Kooperationsnetz Trauer stellt neue Angebote vor

Passau. Gemeinsam mehr erreichen, Synergieeffekte nutzen und allen voran passgenaue Unterstützung für Trauernde bereithalten: Sämtliche Akteure, die im Raum Passau auf die Trauerbegleitung spezialisiert sind, haben sich vor acht Jahren zum Kooperationsnetz Trauer zusammengeschlossen, um ihre Kräfte zu bündeln. „Das sichtbare Ergebnis der Zusammenarbeit ist unser Flyer, in dem alljährlich bestimmte gemeinsame Angebote präsentiert werden“, sagt Wolfgang Plail vom Referat Hospiz- und Trauerpastoral im Bistum Passau.

Jeder Mensch wird im Laufe des Lebens mit Tod, Abschiednehmen und Trauer konfrontiert. „Das lässt sich nicht ausklammern“, betont Walburga Westenberger, Frauenseelsorgerin und geistliche Beirätin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) in der Diözese Passau. Das Kooperationsnetz setzt sich für eine Enttabuisierung dieser zweifellos schweren Themen ein und möchte sie öffentlich präsent halten. Bei der Gestaltung des Angebots unter dem Motto „Lichtblicke – Themenangebote zu Abschied, Trauer und Lebensmut“ achten die Kooperationspartner seit jeher insbesondere auf Ganzheitlichkeit. Zum einen gibt es Hilfsangebote für Trauernde selbst. Dazu zählt ein ökumenischer Gottesdienst unter der Überschrift „Kommt, atmet auf…“, zu dem alle Personen eingeladen sind, die eines lieben Verstorbenen gedenken möchten. Der Gottesdienst findet am 20. Oktober 2022 um 19 Uhr in der Evangelischen Stadtpfarrkirche St. Matthäus in Passau statt und wird vom Sponti-Chor musikalisch begleitet. Ein weiteres Angebot, das sich explizit an Trauernde richtet, ist ein Gesprächsnachmittag am 23. Oktober 2022 mit Anja Kröninger von der Selbsthilfegruppe „Verwitwet mit Kind“. Der Nachmittag bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen geschützten Raum, um miteinander zu trauern und sich auszutauschen. Kurze Textimpulse und Lockerungsübungen sollen helfen, einen Weg aus dem Gefühlschaos und der Erstarrung zu finden. Weitere Informationen zu Ort und Uhrzeit des Gesprächsnachmittags sind online unter www.vmk-rgb.de zu finden. Im Frühjahr 2023 folgt schließlich ein Angebot, das speziell trauernde Frauen in den Blick nimmt: eine meditative Wanderung an der Ilz unter dem Motto „Wo aus Felsen Bäume wachsen“. „Wir haben festgestellt, dass gerade für Frauen das Gehen eine gute Möglichkeit ist, sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Zudem hält die Natur viele Impulse bereit“, betonen Walburga Westenberger und KDFB-Trauerbegleiterin Birgit Czippek, die die Wanderung leiten werden.

Doch neben Angeboten speziell für Trauernde gibt es zudem Veranstaltungen, die auch für Menschen, die keinen akuten Trauerfall zu bewältigen haben, relevant sind. Denn das Kooperationsnetz appelliert, sich bereits „in guten Zeiten“ mit Tod und Trauer zu beschäftigen. „So baut man sich ein Gerüst für das auf, was jede und jeden betrifft“, ist KDFB-Trauerbegleiterin Renate Pongratz überzeugt. Im November wird ein Vortrag zum Thema „Vorsorge treffen mit Verfügungen und Vollmachten“ organisiert. Willy Knödlseder, Berater für Patientenverfügung und 2. Vorsitzender des Hospizvereins Passau, wird darüber aufklären, warum es wichtig ist, rechtzeitig den eigenen selbstbestimmten Willen schriftlich festzuhalten. Zudem holt das Kooperationsnetz im April 2023 die bekannte Autorin und „Sterbebegleiterin mit Herz und Humor“ Manuela Thoma-Adofo in die Region. Mit ihren Einblicken in das Leben von Hospizhelferinnen und -helfern und dem Buch „Auf dem Weg, den niemand kennt“, möchte sie Ängste nehmen. Die Lesungen mit der Autorin beweisen zudem, dass die Arbeit des Trauernetzwerks über die Grenzen von Stadt und Landkreis Passau hinausstrahlt. „Erstmals kooperieren wir mit dem Hospizverein Freyung-Grafenau. So ist es möglich, dass die Veranstaltung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Passau und Freyung stattfinden kann“, sagt Anne-Marie Ederer vom KDFB.

Der neue Flyer des Kooperationsnetzes Trauer wird in den nächsten Wochen großflächig im Raum Passau und darüber hinaus verteilt und ist zudem online unter www.frauenbund-passau.de abrufbar. Die Kooperationspartner verstehen ihn allerdings nicht nur als Präsentationsplattform für die aktuellen Angebote. Er soll auch ein „Türöffner“ sein. Alle Akteure bieten neben den gemeinsamen Veranstaltungen auch eigene Angebote an, um Trauernde durch schwierige Zeiten zu begleiten. Damit Betroffene wissen, wo es Hilfe gibt, sind die Kontaktdaten der Netzwerkpartner auf der Rückseite des Flyers vermerkt.


Zum Kooperationsnetzwerk gehören das Referat Hospiz- und Trauerpastoral des Bischöflichen Seelsorgeamts, das Evangelische Erwachsenenbildungswerk, der Hospizverein Passau e.V., der KDFB, die Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS), das Referat Frauen, die Telefonseelsorge Passau sowie die Selbsthilfegruppe „Verwitwet mit Kind“.

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