Menschen für den Volkstanz begeistern. Der Münchner Kocherlball schafft genau das. Am 13. August 2017 findet der 1. Passauer Kocherlball statt
(von Tobias Schmidt)
Bereits ab 4 Uhr morgens sollen sich ja die ersten Besucher die besten Plätze am Chinesischen Turm in Münchens Englischen Garten sichern. So hört man sagen. Wenn vom Münchner Kocherlball die Rede ist. Ein Jahr für Jahr immer am dritten Sonntag im Juli von mehreren tausend Menschen besuchtes öffentliches Tanzvergnügen mit Blasmusik. Um 6 Uhr morgens geht es los, viele Tänzer kommen in Tracht oder als Küchen- und Hauspersonal kostümiert, manche auch in Gewandung der vorletzten Jahrhundertwende. Ganz schön spleenig, diese Größstädter!

„Gar nicht spleenig!“, sagt der Kunsthistoriker und ehemalige Intendant der Festspiele Europäische Wochen Passau Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg. „Das war in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunders bei schönem Wetter an jedem Sonntagmorgen so.“ Eine Gelegenheit zum Kennenlernen sei das gewesen, für Dienstleute, Zimmermädchen, Hausdiener, beurlaubte Soldaten oder Köchinnen – daher auch der Name „Kocherlball“.
Also einfache Leute, die von 5 Uhr an ihre wenige freie Zeit fürs Tanzvergnügen nutzten. „Um 8 Uhr war Schluss! Dann ging es zur Messe oder zu den Dienstherren. Münchens elegante Welt tanzte dann an gleicher Stelle nachmittags.“
Jedoch, 1904 kam das Aus für den schönen Brauch. Die Polizei verbot den Kocherlball wegen „unsittlicher Vorkommnisse“.
Die ganze Story zum Nachlesen unter diesem PDF-Link; ‚Mein Passau‘, Ausgabe KW 31/17.
(Titelbild: Seit März 2016 ist die deutsche Volkstanzbewegung ausgezeichnet im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Dass es zur nachhaltigen Pflege auch Veranstaltungen mit stärkerem Eventcharakter braucht, hat der Kocherlball klar gestellt. Klappt das auch in Passau? – Foto: Schmid)