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KDFB startet neuen Ausbildungskurs für den Besuchsdienst im Senioren- und Pflegeheim

Passau, 8. September 2020 – Gemeinsam – nicht einsam. Dieses Motto steht über dem Besuchsdienst im Senioren- und Pflegeheim des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) in der Diözese Passau. Im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements lindern die Besuchsdienstleistenden die Einsamkeit älterer Menschen.

Bereits seit 2001 bietet der KDFB den Besuchsdienst an. Damals wie heute ist die Nachfrage groß. Denn es ist traurige Realität, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner in den Heimen nur selten oder gar keinen Besuch empfangen. „Sie sind häufig sehr alleine, weil Familienangehörige nicht mehr in der Nähe leben oder auch schon verstorben sind. Doch Einsamkeit kann krank machen. Genau diesen Bereich decken die Besuchsdienstleistenden ab. Sie schenken Zeit und Aufmerksamkeit“, sagt Besuchsdienstleiterin Birgit Czippek. Wie die Besuche gestaltet werden, ist dabei sehr individuell. Die Bedürfnisse der besuchten Bewohnerinnen und Bewohner stehen im Mittelpunkt. „Manche möchten, dass man sich einfach unterhält, andere, dass man ihnen vorliest. Wieder andere möchten miteinander beten oder spazieren gehen – das ist ganz unterschiedlich“, so Czippek. Aus ihrer Sicht kann sich jede Frau und jeder Mann im Besuchsdienst engagieren, wenn die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden ist, sich gerne auf ältere Menschen einzulassen. Daneben seien Empathie und Zuverlässigkeit wichtige Eigenschaften, die Besuchsdienstleistende mitbringen sollten. „Wichtig ist außerdem, dass man gut zuhören kann und verschwiegen ist. Auch die psychische Belastbarkeit ist sehr wichtig. Grundlegend für dieses Ehrenamt ist zudem, dass man erst gut für sich selber sorgen sollte, bevor man für andere da sein kann.

Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist gelebte Selbstfürsorge.“ Natürlich werden die Besuchsdienstleistenden gut auf ihre Aufgaben vorbereitet. Der KDFB bietet in der Regel einmal jährlich einen Ausbildungskurs an, der auf dieses sinnerfüllte Ehrenamt zugeschnitten ist. „Dabei steht die Vermittlung des nötigen Rüstzeugs im Vordergrund. Doch der Kurs deckt auch ganz grundsätzlich viele Bereiche des Lebens ab“, erklärt Czippek. Themen sind „Sich verständigen – sich verstehen“, „Gelingende Begleitung“, „Sinn- und Glaubensfragen“, „Altsein in unserer Gesellschaft“ sowie „Rolle und Aufgabe des Besuchsdienstes“. Mascha Linke aus Passau hat im vergangenen Jahr erfolgreich an dem Ausbildungskurs teilgenommen. Für sie war der Kurs eine Art Türöffner. „Man hat den Schlüssel in die Hand bekommen, mit dem man die Tür öffnen kann. Es geht damit eine neue Welt auf, die man beim Besuch bei der Seniorin oder dem Senior gemeinsam füllen kann“, so Linke. Entschieden hat sie sich für dieses Ehrenamt nach dem Tod ihrer Eltern, die sie gepflegt hatte. „Ich wollte etwas in dieser Richtung weiter machen“, so Linke. Seit einiger Zeit besucht sie nun wöchentlich eine Dame im Seniorenheim. Die Chemie stimmt offenbar, Mascha Linke sprich von einem harmonischen Verhältnis. „Da wurden einander die richtigen Menschen zur Seite gestellt. Nach einer langsamen Annährung ist es mittlerweile so, dass wir zur Familie gehören. Wir haben Weihnachten miteinander gefeiert, genau wie Geburtstage“, erzählt Linke. Grundsätzlich stellt sie fest: „Es ist auf keinen Fall so, dass man sich selbst aufopfert. Vielmehr ist es ein Geben und Nehmen. Ich lerne viel von meiner Dame, vor allem Demut und positives Denken. Sie erzählt gerne von früher und ich bin der Meinung, als jüngerer Mensch sollte man zuhören. Das ist ein unglaubliches Geschenk.“ Allerdings seien gerade die vergangenen Monate sehr schwierig gewesen. Die Kontaktbeschränkungen, die im Zuge der Corona-Pandemie vorgenommen werden mussten, seien für beide Seiten sehr belastend gewesen. Während des Lockdowns war überhaupt kein Besuch möglich, nun nur nach vorheriger Anmeldung und unter bestimmten Auflagen. „Man darf sich nicht in den Arm nehmen. Damit fehlt etwas sehr Wichtiges. Zudem sind die Ängste in den Heimen groß, weil viele der Bewohnerinnen und Bewohner natürlich mitbekommen, dass sie zur Risikogruppe gehören“, berichtet die Besuchsdienstleistende. Auch Birgit Czippek hat die Entwicklung der vergangenen Monate mit Sorge verfolgt. „Ohne Besuch wird die Einsamkeit in den Heimen immer größer – und das ist nicht gut für die Gesundheit.“ Sie ist froh darüber, dass die Besuchsdienstleistenden nun zumindest in den meisten Heimen grundsätzlich wieder zu ihren „Schützlingen“ kommen dürfen. Doch sie betont auch, dass die Nachfrage weit höher ist als die derzeitige Kapazität. Über Verstärkung im Team wäre Birgit Czippek deshalb sehr dankbar. Sie spricht explizit auch Männer an. „Derzeit ist ein Großteil unserer Besuchsdienstleistenden weiblich. Es gibt aber auch Bewohnerinnen und Bewohner, die gerne von einem Mann besucht werden würde“, so Czippek. Der nächste Ausbildungskurs findet im Herbst im Evangelischen Zentrum St. Matthäus in Passau statt. Er beginnt am 10. Oktober und wird am 17. und 24. Oktober 2020 fortgesetzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro.

Eine Anmeldung bis zum 28. September ist im KDFB-Büro unter Telefon 0851/36361 erforderlich. Die derzeit geltenden Corona-Vorschriften werden selbstverständlich umgesetzt. Weitere Informationen sind auch online unter www.frauenbund-passau.de zu finden.

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