MdL Güll und MdL Roos luden zum Gespräch ein
Am vergangenen Montag durften die SPD-Landtagsabgeordneten Bernhard Roos und Martin Güll, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion, in Vilshofen knapp 30 Vertreter der Schulfamilien in Niederbayern in Vilshofen begrüßen. Beide Abgeordneten wollen mit diesem Gespräch aus der Praxis hören, was los ist an Bayerns Schulen.
Die großen Themen des Gespräches waren die Digitalisierung, der Ganztag und der Lehrermangel.
Die Umstellung auf digitale Lernmittel sei schon in Ordnung. Das Problem dabei sehen die Lehrkräfte allerdings in der Umsetzung. Der Unterschied in der PC-Ausstattung zwischen den Schulen sei zu groß. Einige arbeiten mit veralteten PCs, während wiederum andere bereits heute mit Tablets arbeiten. Hier braucht es bayernweite Standards.
Ein weiteres Problem sehen die Pädagogen in der Wartung und Betreuung der Hardware. Hier fehlt es an IT-Fachkräften. Es könne nicht so weitergehen damit, dass einzelne Lehrkräfte sich um den technischen Support des Netzwerks und der Geräte der Schule kümmerten.
Ein weiteres Thema war die schlechte Ausstattung des Ganztags. Vor allem fehlt es an Förderlehrerinnen und –lehrern, aber auch Sozialarbeitern, die schwächere Schülerinnen und Schüler sowohl im Unterricht als auch in der Nachmittagsbetreuung unterstützen. Mittlerweile findet bis zu viermal die Woche eine solche Betreuung statt, die allein durch das Budget vom Kultusministerium nicht zu stemmen sei. Vielerorts müssen mittlerweile die Kommunen schon die Kosten übernehmen, um ihren Kindern eine angemessene Betreuung bieten zu können.
Das wichtigste und drängendste Thema war der Lehrermangel.
Den Lehrerinnen und Lehrern lag besonders die Altersstruktur innerhalb ihrer Reihen am Herzen. Die ersten Vorläufer der anstehenden Pensionierungen bemerke man bereits heute, so einige Rektoren. In Passau und Umgebung mangelt es am Lehrer-Nachwuchs, da die meisten Lehrer nach Oberbayern versetzt werden, weshalb es an den niederbayerischen Schulen an Lehrern fehlt. Hinzu kommt, dass immer mehr ältere Lehrkräfte erkranken und entsprechend längerfristig ausfallen. Damit der Unterricht nicht komplett ausfallen muss, werden daraufhin Teilzeitkräfte, die sogenannte Mobile Reserve, eingesetzt. Diese haben nur einen befristeten Arbeitsvertrag mit den Schulen und müssen teilweise Unterrichtsstunden geben, für die sie gar nicht ausgebildet sind. „Ein eklatanter Lehrermangel sucht Niederbayern heim“, sagt Bernhard Roos.
Nicht nur die Lehrkräfte werden pensioniert, auch die Schulverwaltung, besonders die Sekretärinnen und Sekretäre, die in Rente gehen, fehlen an den Schulen. Sobald eine Verwaltungskraft in Rente geht, die über viele Jahre an der Schule tätig war und entsprechend die Abläufe kennt, tritt eine sofortige drei monatige Einstellungssperre in Kraft. „In diesen drei Monaten bricht nahezu die komplette Verwaltung in der Schule zusammen“, so ein anwesender Schulrektor.
Roos und Güll fiel vor allem das starke Auseinanderklaffen zwischen der von den Gästen geschilderten Realität und den Schönmalereien der CSU im Landtag auf und versicherten den Gästen, dass sie die Schilderungen sehr ernst nehmen und parlamentarisch tätig werden würden.