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Sonntag, Mai 5, 2024

„Menschen mit Demenz laufen nicht weg“

Lesestoff

Malteser geben Ratgeber heraus

Passau. Laut Polizei werden in Deutschland jeden Tag zwischen 200 und 300 Menschen als vermisst gemeldet. Viele von ihnen sind demenziell erkrankt und orientierungslos und finden deshalb die gewohnten Wege nicht mehr. Zum besseren Umgang mit diesem Personenkreis gibt es bei den Maltesern jetzt kleine Ratgeber.

Landläufig heißt es bei Angehörigen, Freunden, Nachbarn oder Pflegenden, die meist ältere Person sei „weggelaufen“. Für Tanja Petzi, Diözesanausbildungsreferentin bei den Maltesern und Fachkraft für Gerontopsychiatrie, eine falsche Einschätzung der Situation und der erste Fehler bei der Suche nach der oder dem Vermissten: „Menschen mit Demenz laufen nicht weg, weil sie gar nicht die Absicht haben oder das gar aus Bösartigkeit, Trotz oder Aggression heraus tun. Vielmehr sind sie aus einem, für das Umfeld nicht immer ersichtlichen, Grund ‚unterwegs‘ und finden nicht mehr zurück.“

Menschen mit einer Demenz, wie einer Alzheimer-Erkrankung, gehen verloren, weil sie gewohnte Wege und Orte, mitunter sogar die eigene Wohnung, nicht mehr erkennen. Auch sind sie nicht mehr in der Lage, sich neue Wege zu merken. Nicht selten ist auch ihr Tag-Nacht-Rhythmus gestört, so dass sie zu ungewöhnlichen Zeiten körperlich aktiv werden und losgehen.

Mit dem Flyer und der Broschüre „Vermisst – wenn Menschen mit Demenz verloren gehen“ leisten die Malteser Hilfe, um im Falle des Falles gezielt zu suchen oder einer Vermisstenmeldung vorzubeugen. Ihr Rat: Einen ausgefüllten Personenbogen mit aktuellem Foto bereithalten, technische Unterstützung wie GPS-System oder Handyortung nutzen; bekannte Lieblingsorte wie Café, Geschäfte, frühere Wohnung, Kirche oder Friedhof überprüfen und Situationen vermeiden, die ein „Losgehen“ auslösen.

Tanja Petzi rät darüber hinaus: „Vorbeugend sollten der Name, die Adresse oder die Telefonnummer in die Kleidungsstücke geschrieben werden, damit die Person durch Polizei oder andere Helfer identifiziert werden kann.“ Eine übersichtliche Einrichtung, vertraute Möbel und gutes Licht unterstützen die Orientierung in der Wohnung. Ein Windspiel oder eine Klingelmatte können durch ihre akustischen Signale rechtzeitig ein ungeplantes Verlassen der Wohnung anzeigen und so das Verlorengehen vermeiden helfen. „Eher schädlich ist es dagegen, Fenster und Türen abzuschließen, weil sie beim an Demenz erkrankten Menschen zu Panik und Aggression führen können“, warnt Tanja Petzi.

In dem neuen Flyer ist unter anderem der Personenbogen enthalten, der alle wichtigen Angaben enthält, ebenso Ratschläge für den Fall „Und wenn es doch passiert?“, hilfreiche Maßnahmen und die Rubrik „Das kann jeder tun.“ In der Broschüre gibt es zusätzlich noch Informationen zu den Fragen: „Wie entsteht Bewegungsdrang?“ oder „Gibt es vorbeugende Maßnahmen?“

Die Malteser bieten Aus- und Fortbildungen für diesen Themenbereich an.

Flyer und Broschüre können kostenlos bei Tanja Petzi angefordert werden: Tanja.Petzi@malteser.org, Tel. 0851 95666 11. Sie gibt auch gerne weitere Auskünfte zum Thema Demenz.

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