Ostbayern in Europa ist der große Aktionsrahmen von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. Die Freiwilligenagentur wird zehn Jahre alt
(von Tobias Schmidt)
Am vergangenen Samstag feierte Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. sein zehnjähriges Gründungsjubiläum.
Etwa 200 Besucher folgten der Einladung des Vereins in den Großen Rathaussaal der Stadt Passau. Neben Vertretern aus Politik und Wirtschaft waren vor allem Menschen vertreten, die als Ehrenamtliche die Vereinsaktivitäten begleiten. Das heißt: Projekte anregen und sich selbst dort einbringen. Denn Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. ist eine Freiwilligenagentur, versteht sich also selbst als Ort und Akteursbündnis, in welchem eines der wichtigsten demokratischen Gestaltungsprinzipien, die „Subsidiarität“ aktiv gelebt wird. Dieses besagt, dass die Anliegen von Bürgern, Bürgergruppen vorrangig von ihnen selbst geregelt werden sollen, erst dann folgen Selbstverwaltungs-, Gebietskörperschaften und Regierungen. So „tickt“ eine von unten nach oben aktivierte Bürgergesellschaft.
Hält dieser Anspruch einem Realitätstest stand? Sagen wir: Ja, mit Anlaufschwierigkeiten. So berichtete Perdita Wingerter, Geschäftsführerin des Vereins, in ihrer Rückschau, dass man 2008 bei Beantragen der Gemeinnützigkeit auf dem Finanzamt Passau zunächst fragende Blicke erntete. Ein Verein, der bürgerschaftliches Engagement in der Region befördert? Der Menschen schult, ihre Interessen selbst in die Hand zu nehmen? Der Lösungen für soziale Probleme in Projekten aktiv angeht? Das war seinerzeit nicht leicht zu verstehen, auch wenn es Freiwilligenagenturen im Freistaat schon einige Jahrzehnte lang gibt. Die Vielfalt der Aktivitäten und Auszeichnungen gab und gibt dem Verein schließlich recht. Der Internationale Passauer Frauentreff, der Jahrmarkt des Ehrenamts, Interkulturelle Workshops für Kinder, Empowerment von Langzeitarbeitslosen, Schulungen für Ehrenamtliche in Vereinsrecht, Projektentwicklung oder Öffentlichkeitsarbeit etc. um nur einige zu nennen.
Immer wieder gern haben wir in MEIN PASSAU über die Sprachpatenprojekte berichtet, bei denen ehrenamtlich Sprachförderung von Migranten durch Begegnung im Gespräch und eben nicht in einer Unterrichtssituation geleistet wird. Mit 260 ausgebildeten Paten und 600 Kindern an über dreißig Schulen in Stadt und Landkreis vereint der schulbegleitende Zweig dieser Projekte so viele Menschen wie keine Initiative des Vereins zuvor. Der Verein ist unter anderem Träger des Europäischen Bürgerpreises des EU-Parlaments und bekam bereits zweimal den Integrationspreis der Regierung von Niederbayern verliehen.
Ismail Ertug, MdEP und Rainer Haselbeck, Präsident der Regierung von Niederbayern gingen in ihren Statements deshalb auch auf den Europäischen Gedanken ein, den es „nicht nur auf Symposien zu pflegen, sondern auch im Alltag zu leben gelte“ (Haselbeck).
Die Schlussworte des Abends gehörten – ganz der Subsidiarität verpflichtet – Andreas Schrank, Mohammad Bayzeed, Monika Binder, Ankie Visschers, Toni Fischer, Bundesfreiwilligendienstleistende, Sprachpaten, Frauentrefforganisatorinnen, Vorstände, kurz: die bei Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. dem bürgerschaftlichen Engagement verpflichteten, aktiven Bürger.