12.4 C
Hutthurm
Montag, April 29, 2024

Niederbayerns Wirtschaft: Angst, dass im Winter das Gas knapp wird

Lesestoff

Ostbayerns Unternehmen fordern von der Politik einen Energie-Masterplan, um Horrorszenarien wie die Drosselung des Gasverbrauchs in den größeren Industriebetrieben zu verhindern

Passau (obx). Die deutsche Wirtschaft ächzt unter den gestiegenen Energiepreisen und sorgt sich um eine sichere Stromversorgung im kommenden Winter: Eine der Regionen, die aufgrund ihrer zum Teil extrem energieintensiven Industriestruktur besonders in Sorge sind, ist Niederbayern. „Es darf keine Denkverbote mehr geben“, sagt Thomas Leebmann, Präsident Industrie- und Handelskammer Niederbayern mit über 80.000 Mitgliedsbetrieben. Er fordert: „Alle Möglichkeiten der Energieproduktion sowie der damit verbundenen Netz- und Speicherinfrastruktur müssen in eine Gesamtbetrachtung eingeschlossen werden.“ So bringe etwa der Ausbau von Wind- und Solarenergie nichts, wenn nicht gleichzeitig Spitzen in der Stromproduktion sinnvoll abgefedert und umgekehrt Lücken effektiv geschlossen werden.

„Die Energiethematik trifft nicht allein die energieintensive Industrie, denn unsere Wirtschaft ist eng verflochten und sehr vieles baut aufeinander auf“, sagte Leebmann jetzt bei einer Vollversammlung der Kammer in Passau. Mit Blick auf die Zukunft dürften nicht nur Gas und Öl thematisiert werden. „Es stellen sich sehr grundlegende Fragen der Energiepolitik, der Versorgungssicherheit und vor allem auch der Preisentwicklung“, verdeutlichte er.

Die Betrachtung eines einzelnen Energieträgers für sich greift nach seinen Worten zu kurz. Die IHK habe sich daher einerseits schon sehr früh und deutlich gegen ein Embargo auf russisches Gas ausgesprochen. Potenzial sehen die Unternehmer in den Energiequellen Biogas und Wasserstoff ebenso wie in Wasserkraftwerken oder in der Geothermie.

Bayerns Energiewirtschaft rechnet nach eigenen Aussagen damit, dass Gas im Winter knapp wird: „Wir bereiten uns seitens der Energiewirtschaft auf eine Gasmangellage vor“, sagte Markus Leczycki, Leiter des Kommunalmanagements beim Netzbetreiber Bayernwerk. Bezogen auf die aktuelle Lage der Gasversorgung gab er zunächst Entwarnung, es gebe keinerlei Engpässe. Allerdings: Bayern decke momentan 90 Prozent des Bedarfs durch russisches Erdgas. Daraus ergebe sich eine hohe Abhängigkeit, die kurzfristig nicht zu lösen sei.

Was passiert, wenn Gas in Bayern tatsächlich knapp wird? Dann gilt ein Stufenplan. Dieser sieht unter anderem vor, dass die vorhandene Gasmenge bundesweit verteilt und die Abhängigkeit Bayerns damit etwas ausgeglichen wird. Bei der praktischen Umsetzung des Stufenplans – bis hin zur Drosselung des Gasverbrauchs der größeren Industriebetriebe – seien aber noch Worten Leczycki noch immer viele Fragen offen. Die IHK-Organisation steht dazu nach eigenen Angaben im ständigen Austausch mit der verantwortlichen Bundesnetzagentur. Das Ziel: ein für die Wirtschaft so wenig belastendes Szenario wie möglich zu erreichen.

Energie-Experte Markus Leczycki plädiert dafür, stärker zu diversifizieren – sowohl bei der Vielfalt der Energieträger als auch bei den internationalen Partnern in der Energieversorgung. Dafür brauche es, anders als bisher, einen politischen „Masterplan.“ Seine Überzeugung: Der notwendige schnelle Ausbau der Erneuerbaren Energien sei nur dann sinnvoll, wenn er mit dem Ausbau von Netzen und Speichern verbunden und synchronisiert wird. Dieser Ansatz würde von den Regierungen auf Bundes- wie Landesebene zu sehr vernachlässigt, so Leczycki. Die Forderung der Unternehmer war daher eindeutig: Gerade in dem für die Wirtschaft so wichtigen Bereich der Energieversorgung sowie des Netzausbaus müssten bei Bürokratie, Planungs- und Genehmigungsverfahren endlich die Bremsen gelöst werden.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge