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Samstag, April 27, 2024

Glas – Ein Geschenk der Natur

Lesestoff

(von Jens Schörnich)

Freyung. Man glaubt es kaum. Glas ist so alt, wie die Erde selbst. Es ist eines der ältesten Werkstoffe der Menschheitsgeschichte und ein wertvolles Kulturgut. Ein Grund mehr, um im dem von der UNESCO ausgerufenen „Internationalen Jahr des Glases“ seine Geschichte zu beleuchten. Entsprechend hat der Filmemacher Günther Rauch seinen neuen Dokumentarfilm „Glas im Wandel der Zeit“ konzipiert. Darin begibt er sich mit seinem Team auf eine Zeitreise durch die Epochen der Glasherstellung.

Wenn man über Glas erzählt, dann darf die Kunst nicht fehlen. Gerade im bayerisch-böhmischen Raum gibt es Kunsthandwerker, die aus diesem filigranen, manchmal empfindlichen Material herrliche Kunstwerke erstellen. Im Rahmen der Dreharbeiten besuchten die Filmleute unter anderem die bildende Künstlerin Vladimira Tesařova̛. Sie wurde bekannt durch den einzigartigen Glasaltar in der St. Gunther Kirche, Dobrá Voda, Gutwasser. Ganz in der Nähe zeigte sie dem Team zwei weitere, beeindruckende Werke. Für die Kapelle der „Schmerzensreichen Muttergottes“ in Vatětice, Watetitz, schuf sie einen kleinen Glasaltar. Die Kapelle wurde privat von dem Prager IT-Spezialisten Jakub Vinčalek auf den Grundfesten der wohl in den 1970er Jahren geschleiften, ursprünglichen Kapelle errichtet. Zu Recht stolz ist Vladimira Tesařova̛ auf die weltweit größte Glasskulptur des Heiligen Jan von Nepomuk auf der Brücke über die Otava, Wottawa, in Čepice bei Sušice. Die 1,75 Meter hohe Figur ist doppelseitig, so dass Passanten und Paddler sie sehen können.

Der Brückenheilige in Čepice bei Sušice (Foto: Jens Schörnich)

Wie die bildenden Künstler, bekommt auch die alte Volkskunst der Hinterglasmalerei ihren Platz in der 90-minütigen Doku. Im Heimatmuseum Schramlhaus in Freyung zeigte Hannelore Biber vor der Kamera, wie ein Hinterglasbild der „Anna Selbdritt“, der Darstellung der Heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind, entsteht. Das Glas als Malgrund verlangt vom jeweiligen Maler besondere Fertigkeiten. Das Bild wird auf der Rückseite seitenverkehrt und von vorne nach hinten gemalt. Von vorne gesehen, verleiht das Glas dem Bild eine besondere Leuchtkraft. Die Geschichte der Hintergrundmalerei ist fest mit dem Gewerbe der Glashütten verbunden. Alle bekanntgewordenen Malerdörfer im Bayerischen Wald und Böhmen sind in der Nähe einer Glashütte angesiedelt.

In Vatětice interviewte das Team die Künstlerin Vladimira Tesařová (Foto: Jens Schörnich)

Nach wochenlanger Arbeit ist das Filmteam auf der Zielgeraden. Doch wer glaubt, dass das Projekt mit der Dreherei abgeschlossen ist, irrt. Jetzt wird das Material gesichtet, durch Schnitt und Ton so zusammengefügt, dass die einzelnen Szenen ein logisches und harmonisches Gesamtbild ergeben. Am Ende bleibt so eine übersichtliche Anzahl an Szenen übrig, mit welchen eine erste Schnittfassung erstellt wird. Die unterlegte Vertonung hat die Aufgabe, Stimmungen zu verstärken oder zu erzeugen und Sequenzen miteinander zu verbinden. Es bleibt noch viel Arbeit für Günther Rauch, Redakteur Heinrich Vierlinger und Kameramann Josef Sinzinger, bis sie ihr neues Werk „Glas im Wandel der Zeit“ dem Publikum vorstellen können.

Die Kapelle zur „Schmerzensreichen Muttergottes“ ziert ein Glasaltar (Foto: Jens Schörnich)
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