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Samstag, April 27, 2024

Den Nationalpark Bayerischer Wald mit den Augen eines Forschers sehen!

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MdL Muthmann hatte zu 7. Gipfelgesprächen eingeladen | Wissenschaftler Jörg Müller Wildnistrails für Rollstuhlfahrer an

Finsterau. Den Nationalpark Bayerischer Wald mit den Augen eines Wissenschaftlers sehen und erleben, das war das Anliegen der 7. „Gipfelgespräche“, zu denen der Freyunger Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann am vergangenen Wochenende eingeladen hatte. Fachkundiger Begleiter auf der Tour, die am Wistlberg begann, über das Hochmoor „Finsterauer Filz“ und die Hammerklause hinauf auf den 1.263 Meter gelegenen Siebensteinkopf führte, war Professor Dr. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald und dort zuständig für das Sachgebiet Naturschutz und Forschung.

Er machte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der Wanderung die Unterschiede zwischen einem typischen Wirtschaftswald, wie im Erweiterungsgebiet bei Mauth, und dem wilden Wald mit seiner beeindruckenden Strukturvielfalt im ‚alten‘ Nationalpark deutlich. Diese „Wildnis pur“ soll bald auch Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern zugänglich sein, einer oft vernachlässigten Gruppe, kündigte Jörg Müller an. Mehrere Pfade, verteilt über den gesamten Nationalpark, sind geplant. „Menschen mit Behinderung sollen gemeinsam mit ihrer Familie oder ihren Freunden echte Wildnis erleben können“, schilderte der stellvertretende Nationalparkchef eines seiner großen Anliegen.

Am frühen Vormittag und bei wunderbarem Herbstwetter machte sich die Wandergruppe auf den Weg. Gleich vier Abgeordnete waren diesmal bei den „Gipfelgesprächen“ dabei: Neben Gastgeber Alexander Muthmann nahmen Christoph Skutella teil, in der FDP-Fraktion des Bayerischen Landtags zuständig für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft, Nicole Bauer, wiedergewählte Bundestagsabgeordnete aus Landshut und der „Newcomer“ Muhanad Al-Halak aus Grafenau, der vor gut einer Woche den Sprung ins Parlament der Bundesrepublik Deutschland geschafft hat.

„Wir haben viel gelernt“, stellten sie nach den Schilderungen und den Diskussionen mit Jörg Müller fest. Ihn freut es, dass die Wissenschaft wieder einen höheren Stellenwert bekommen hat, weil die Politik während der Corona-Pandemie auf ihre Expertise angewiesen war. Das Absterben von Bäumen auf großen Flächen und die damit verbundene Dynamik seien lange genug vorausgesagt, aber nicht ernst genommen worden. „Inzwischen sind wir als Nationalpark mit Borkenkäferdynamik längst aus der Rolle des Exoten heraus und ein internationaler Lernort für nachhaltige Entwicklungen“, stellte Professor Müller fest. Ornithologen aus ganz Deutschland kämen in den Nationalpark, um hier zum Beispiel das seltene Haselhuhn mit seinen fantastischen Tarnfarben zu erleben. Als Highlight bezeichnete der Forscher auch die Birkenmaus, die im Südosten des Nationalparks wiederentdeckt wurde.

„Ein Nationalpark rangiert in der Schutzkategorie weltweit nur an dritter Stelle“, erklärte der Forscher zum Erstaunen mancher Teilnehmer, die von einem ersten Platz ausgegangen waren. „Wir wollen die Menschen hier nicht aussperren, sondern einen attraktiven Naturerholungsraum bieten, gleichzeitig aber die Natur und die Biodiversität schützen, beschrieb Jörg Müller den Abwägungsprozess. Ziel sei es, möglichst unberührte Natur zu bieten. Aber auch Kulturdenkmäler wie die Schachten oder die Klausen werden erhalten. Bauwerke wie die Reschbachklause mit der 36 Meter langen Staumauer seien Beispiele früher Ingenieurskunst. Sie wurden errichtet, um bis in die 1950er Jahre den Holztransport zur Donau zu ermöglichen. Heute bieten sie seltenen Tierarten Lebensraum und sind gleichzeitig Erlebnisraum für Menschen, die vom nahen Siebensteinkopf den Rundumblick auf den Bayerischen Wald und den Böhmerwald genießen. Auf dem Weg wies Jörg Müller auf einen Biberdamm hin, Spuren eines genialen Ökosystem-Ingenieurs von heute. Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat der Biber den Nationalpark besiedelt. Als neuer Lebensraumgestalter leistet er einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung des Artenreichtums. Dadurch kehrte zum Beispiel die Bekassine als Brutvogel in den Nationalpark zurück, berichtete Forscher.

„Bei den Gipfelgesprächen haben wir einen tieferen Einblick in den Nationalpark bekommen. Damit werden Zusammenhänge klarer“, lautete das Fazit eines langjährigen Teilnehmers an der Veranstaltungsreihe. Die Meinung eines Neulings aus Regen: Naturgenuss kombiniert mit einer Fülle von Informationen! Diesem Wanderer gefiel es, mit Experten und Politikern unkompliziert ins Gespräch zu kommen.

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