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Freitag, Mai 3, 2024

Einhundert Jahre Künstlergemeinschaft „Der Fels“

Lesestoff

Ausstellung im MMK Passau nimmt das expressionistische Werk von Franz Bronstert, Carry Hauser, Fritz Fuhrken, Reinhard Hilker und Georg Philipp Wörlen und die Rolle Passaus dabei in den Blick

(von Tobias Schmidt)

Passau. Zum 100-jährigen Jubiläum der Künstlergemeinschaft „Der Fels“ (1920/21-1927) zeigt das Museum Moderner Kunst Wörlen (MMK) Grafiken und einzelne Gemälde aus seinem reichen Sammlungsbestand. Franz Bronstert, Fritz Fuhrken und Georg Philipp Wörlen hatten sich bereits 1918 in der Kriegsgefangenschaft im nordenglischen Yorkshire kennen gelernt.

Deren „Colsterdaler Expressionismus“ mit seiner stilistischen Nähe zum „Blauen Reiter“ gewinnt unter anderem in Passau neue Konturen. Grund war die räumliche Nähe zu dem insbesondere von Franz Bronstert bewunderten Alfred Kubin und der Umzug Georg Philipp Wörlens nach Passau, wo er mit dem damals ebenfalls in der Dreiflüssestadt wohnhaften Wiener Maler, Dichter und Bühnenbildner Carry Hauser zusammentraf. Hauser trat 1922 wie auch der am Bauhaus in Weimar ausgebildeten Grafiker Reinhard Hilker der Künstlergemeinschaft bei. Alle fünf Mitglieder gingen künsterlisch individuelle Wege, und doch einte sie der Wunsch nach einer Auseinandersetzung mit Themen der Zwischenkriegszeit und Grundsatzfragen menschlicher Existenz.

Carry Hauser „Trinker, Mond und Mädchen“ (Holzschnitt, 1922) – Quelle: MMK Passau

Die Gruppe veranstaltete bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1927 zahlreiche Ausstellungen von Norddeutschland bis Österreich. In der Zeit des Nationalsozialismus gingen die Künstler unterschiedliche Wege: Anpassung an die neuen Machthaber, wobei fraglich ist, ob angedient oder erzwungen (Hilker, Wörlen), Exil (Hauser), Suizid (Fuhrken). Die Passauer Ausstellung thematisiert besonders die expressive Anfangsphase von „Der Fels“, in der die Künstler ihre Kriegserfahrungen verarbeiteten, Aspekte der modernen Großstadt aufzeigten, das Religiöse und das Märchenhafte suchten oder Eindrücke der Stadt Passau festhielten.

Typisch für die Werke sind die prismenartig gebrochenen Formen und die zwischen Traum und Sachlichkeit oszillierenden Motive sowie die stilistischen Anklänge an die Futuristen und an die französische Avantgarde.

Fritz Fuhrken „Stadttor“ aus Passau-Ziklus (Lithografie, 1921) – Quelle: MMK Passau

Die Vernissage wurde pandemiebedingt abgesagt, die Ausstellung selbst kann jedoch von 18. Dezember 2021 bis 27. Februar 2022 jeweils Dienstag bis Sonntag (10-18 Uhr) im MMK Passau besichtigt werden. Eine kurze „After Work“-Führung stehen am 13. Januar 2022 und eine „Slow Art“-Führung mit vertiefter Betrachtung einzelner Exponate am 20. Januar 2022 jeweils um 18 Uhr auf dem Programm.

Beim Museumsbesuch gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske und die 2G-Regel. Es erfolgt daher eine Zugangskontrolle mit Feststellung der Identität und des Impfstatus jedes einzelnen Besuchers sowie Erhebung der Kontaktdaten. Weitere Informationen unter: www.mmk-passau.de

Georg Philipp Wörlen „Freundesreunde, Mitglieder der Fels-Gruppe (Öl auf Leinwand, 1921) – Foto: Toni Scholz
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