10.9 C
Hutthurm
Montag, April 29, 2024

Ein Paket, das große Chancen birgt

Lesestoff

Das Potential von Rinchnach

Rinchnach. Die 1000-jährige Geschichte ist für die Klostergemeinde Rinchnach ein besonderes Pfund. „Wir haben kulturell großes Potential“, ist die Bürgermeisterin überzeugt. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich verwies in dem gemeinsamen Gespräch vor Ort darauf, dass die Kulturstiftung des Bezirks die Ausstellung im Roten Schulhaus unterstütze und betonte, dass sich die Gemeinde auch bei anderen kulturellen Angeboten an den Bezirk wenden könne. „Dem Bezirk ist es wichtig, auch die Kultur außerhalb der großen Orte in Niederbayern zu fördern, denn sie ist ein Standortfaktor für die Kommunen“, so Heinrich.

Immer mehr Menschen würden sich in Zukunft frei entscheiden können, wo sie arbeiten wollen. Die Landschaft, die Weite, die Lebensqualität der Region – und eben auch die besondere Geschichte eines Ortes sowie das kulturelle Angebot bilden ein „Paket, das große Chancen birgt“, sind sich die beiden Kommunalpolitiker einig. Die Bewerbung als „Smarte Kommune“ habe man vor demselben Hintergrund umgesetzt, im Herbst startet das Projekt, informierte Simone Hilz.

Doch der Spagat zwischen den Pflichtleistungen der Gemeinde und den freiwilligen Leistungen, etwa in Form von Kulturangeboten sei kein leichter. Zumal es in Rinchnach derzeit einiges zu tun gibt. „Wir brauchen ein neues Feuerwehrhaus, das auf 2,5 Millionen geschätzt wird und wir müssen unbedingt den Kindergarten erweitern, weil rund 30 Plätze fehlen“, so die Bürgermeisterin. Da man gerade ein neues Baugebiet mit 28 Parzellen ausweise und dort Familien mit Kindern bevorzuge, sei davon auszugehen, dass der Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätze weiter steige. Da es ab 2026 einen deutschlandweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen gibt, müsse man sich auch darauf vorbereiten, so Heinrich. Genau wie die Bürgermeisterin sieht er das Problem weniger bei den baulichen Maßnahmen, sondern vor allem beim Personal. „Schon jetzt gibt es zu wenig pädagogische Fachkräfte, woher sollen die Gemeinden die Mitarbeiter finden?“ Zumal der Bedarf im ländlichen Raum ohnehin gering sei. „In Berlin mag das Sinn machen, aber bei uns stellt sich die Frage, ob man damit nicht einen Bedarf weckt, den es zuvor nicht gab“, betonte der Bezirkstagspräsident. Denn sobald es einen Rechtsanspruch gibt, würden die Menschen dieses Angebot auch einfordern, ist er überzeugt. „Und die Kommune muss die Betreuung anbieten, auch bei nur einem Kind.“ Simone Hilz ärgert es vor allem, dass auf Bundes- und Landesebene Entscheidungen getroffen werden, die in der Folge von den Kommunen umgesetzt und auch finanziert werden müssten.

Vor allem, da man vor Ort noch andere „Baustellen“ hat. „Wir müssen viel in die Wasserversorgung investieren und wollen unsere Eigenwasserversorgung ausbauen“, so die Bürgermeisterin, die darüber hinaus auch den Gewerbestandort Rinchnach stärken will, damit die Firmen hier Entwicklungsmöglichkeiten vorfinden. Viele Pflichtaufgaben also, die viel Geld kosten und damit den Spielraum für andere Vorhaben – unter anderem das kulturelle Leben – verkleinern. Dennoch sind beide zuversichtlich, dass die große Anziehungskraft, die die Region aktuell hat, nicht abreißt, sondern sich langfristig auf hohem Niveau einpendelt. Vor allem dann, wenn Gemeinden wie Rinchnach ein so attraktives Paket schnüren, das von der 1000-jährigen Geschichte des Klosters und der Besiedelung des Bayerischen Waldes bis hin zur „smarten Kommune“ alles enthält, was es für einen lebenswerten Standort für Familien und Firmen braucht.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge