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Montag, April 29, 2024

Bayerisch-tschechischer Grenzraum soll Eurokorridor werden

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Euregio-Geschäftsführer Kaspar Sammer regt bei MdB Al-Halak Zusammenarbeit nach deutsch-französischem Vorbild an – Gegen Atom-Endlager positionieren!

Freyung. Die Bundesregierung soll sich in Zukunft mehr um den bayerisch-tschechischen Grenzraum kümmern und eine Art Eurokorridor nach deutsch-französischem Vorbild schaffen. Diesen Wunsch gab Kaspar Sammer, Geschäftsführer der Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn dem Bundestagsabgeordneten Muhanad Al-Halak (FDP) bei dessen Antrittsbesuch vor wenigen Tagen im Europahaus in Freyung mit.

Für Berlin spiele gerade der deutsch-tschechische Grenzraum bisher kaum eine Rolle und das müsse sich ändern, um das Zusammenwachsen der Menschen auch 32 Jahre nach der Grenzöffnung zu fördern. Die zweite Botschaft an den FDP-Politiker: „In diesen einzigartigen Naturräumen mit den Nationalparks Bayerischer Wald und Böhmerwald kann man kein Atommüll-Endlager hinpflanzen. Wir müssen über die Grenze hinweg zusammenarbeiten, um das zu verhindern!“ Muhanad Al-Halak, Mitglied des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, will sich um beide Anliegen kümmern, „weil es meine Heimat betrifft und ich das Beste für sie möchte. Dafür arbeite ich in Berlin!“

Auch 32 Jahre nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs sei die Sprachbarriere noch immer das größte Problem, berichtete Euregio-Geschäftsführer Sammer in dem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten. Ein Schwerpunkt künftiger Arbeit liege daher bei Kooperationen im Bildungsbereich. Das Thema Sprache werde mehr in den Vordergrund gerückt, der Austausch zwischen Schulen in der bayerisch-tschechischen Grenzregion aktiviert. „Das gemeinsame Kulturerbe bewahren und die Zukunft gestalten“, stehe als Motto zum Beispiel über dem Museumsprojekt, das auf eine riesige Resonanz gestoßen sei. 650 Museen und Galerien hätten sich für diese „Kulturbrücke“ – eine von vielen – angemeldet.

Die Corona-Pandemie habe viele grenzüberschreitende Maßnahmen gebremst, die vor allem zwischen Kommunen und Vereinen erfolgsversprechend angelaufen seien. „Online ist trotzdem viel passiert, aber Kooperation lebt von Begegnung“, schilderte Kaspar Sammer die Situation in den vergangenen zwei Jahren. Das werde sich in nächster Zukunft wieder ändern und das Thema Tourismus groß gefahren werden.

Dabei gehe es um Qualität, Ressourcenschutz und das Bewusstsein für eine einmalige Naturlandschaft im Herzen Europas. Dabei könne man zum Beispiel auf die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava und vieler Tourismusorganisationen beiderseits der Grenze aufbauen. „Wir kommen nur gemeinsam weiter“, waren sich Sammer und Al-Halak einig.

Das Thema Atommüll-Endlager treibe auch die Verantwortlichen in der tschechischen Grenzregion um, berichtete der Euregio-Geschäftsführer. Gemeinsam mit Dr. Jan Zahradnik, dem früheren Hauptmann der Region Südböhmen und aktuell politischem Berater des neuen Hauptmanns Matin Kuba plane man dazu für den Herbst eine grenzüberschreitende Konferenz. Er wolle gerne teilnehmen, sagte MdB Muhanad Al-Halak, der wegen eines möglichen Endlagers im Saldenburger Granit mit Martin Behringer in Kontakt ist, Bürgermeister von Thurmansbang und Vorsitzender einer Bürgerinitiative gegen ein solches Projekt. Wegen seiner Mitgliedschaft im zuständigen Bundestagsausschuss habe er auch bei Landrat Sebastian Gruber sein Interesse angemeldet, in der „Koordinierungsstelle für das Verfahren der Endlagersuche“ mitzuarbeiten, die beim Landkreis Freyung-Grafenau angesiedelt ist und die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle begleiten soll. „Ein schwieriges Thema, in das ich die Expertise meines Netzwerks in Berlin einbringen werde“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete zu.

„Es wäre gut, wenn der Bund die bayerisch-tschechische und insgesamt die deutsch-tschechische Zusammenarbeit noch mehr in den Blick nehmen würde, da essentielle Entwicklungsthemen nicht ohne die Unterstützung aus Berlin angegangen werden“, sagte Kaspar Sasmmer. Vor allem auch die Infrastruktur voranbringen, nannte er als ein großes Anliegen der Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn. Das sei deshalb besonders wichtig, weil die Regierung in Prag bei den Verkehrsprojekten nur mehr in großen Magistralen denke. Dünner besiedelte Räume spielten da keine Rolle mehr: „Deshalb brauchen wir jede Unterstützung auch von der Bundesregierung nach dem Vorbild der Euro- und Entwicklungskorridore an der deutsch-französischen Grenze. Dort koordinierten Beauftragte aus den Regierungen beider Länder die deutsch-französische Zusammenarbeit und sorgten dafür, dass gemeinsame Projekte auch auf regionaler und lokaler Ebene verwirklicht würden. Darüber informierten sie regelmäßig den Ministerrat und das Parlament. „Eine gute Sache. Ich bin dabei“, versprach Muhanad Al-Halak.

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