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Montag, Mai 6, 2024

BAföG-Richtlinien bringen junge Mütter in Existenznot

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Für Ausbildung zur Kinderpflegerin in drei statt zwei Jahren gibt es keine Förderung – MdB Al-Halak hört sich die Sorgen der Betroffenen an  und sagt Unterstützung zu

Grafenau. Sina Enzesberger, Mutter dreier Töchter im Alter von 14, acht und vier Jahren, möchte Kinderpflegerin werden. Um Beruf und Familie vereinbaren zu können, hat sich die gelernte Friseurin entschieden, die Ausbildung nicht in zwei, sondern in drei Jahren zu machen wie es am Beruflichen Schulzentrum Waldkirchen, Außenstelle Schlag, seit September 2021 möglich ist. Gleicher Lernstoff, gleiche Prüfungen, gleicher Abschluss – aber kein BAföG! Denn 19,5 Stunden pro Woche gelten als Teilzeitausbildung und die wird nach den bestehenden Richtlinien nicht gefördert. Die Messlatte liegt bei 21 Stunden. Dieses Dilemma schilderte Sina Enzesberger in einer Sendung auf Bayern 3, in der es um fehlende Kindergartenplätze ging – ein echter Stolperstein für Frauen, die gerne wieder  in ihrem Beruf arbeiten möchten. Der Grafenauer Bundestagsabgeordnete Muhanad Al-Halak (FDP) nahm diese  Aussagen  zum Anlass, Betroffene an einen Tisch zu holen: „Wir müssen eine Lösung finden, sonst kommen wir aus dem Fachkräftemangel nie heraus!“

Mit der dreijährigen Ausbildung wollte man Müttern mit Kindern entgegenkommen, außerdem Menschen mit Migrationshintergrund, damit diese Sprachkurse belegen und bis zur Prüfung ihre Deutschkenntnisse verbessern können. Dritte Zielgruppe sind mittelfristig auch Absolventinnen und Absolventen der Don-Bosco-Schule Grafenau, die von einem langsameren Lerntempo profitieren, berichteten Außenstellenleiter Robert Eberle und Fachbetreuerin Melanie Roider.  Als bekannt wurde, dass im Herbst 2021 die erste „Teilzeit“-Klasse in Schlag starten sollte, gab es eine ganze Reihe von Anfragen. Viele Interessenten meldeten sich gar nicht an, als sie erfuhren, dass es kein BAföG gibt, andere hörten während des Schuljahres auf, weil sie sich den Schulbesuch nicht leisten konnten. So bestehe die Klasse derzeit noch aus 13 Schülerinnen, erfuhr MdB Al-Halak. Die 30-jährige Christina, alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes, will trotz aller Probleme noch nicht aufgeben. Sie hat nach drei Monaten einen Bescheid ihrer Krankenkasse bekommen, dass sie den gesamten Beitrag alleine aufbringen muss, auch noch rückwirkend. „Woher soll ich das Geld nehmen, wenn ich keine Förderung bekomme und auch sonst kein Einkommen habe?“, fragte die gelernte Fachfrau für Systemgastronomie. Eine Umschulung werde ihr auch nicht bezahlt, weil sie ja einen Beruf habe, nach dem große Nachfrage bestünde. Wenn sie etwas anderes machen wolle, müsse sie das eben selbst bezahlen.

Negative Nachrichten bekomme er auch vom Jobcenter, mit dem er in guter Verbindung stehe, berichtete Außenstellenleiter Robert Eberle. Sieben, acht Leute kämen für die Ausbildung zur „staatlich geprüften Kinderpflegerin in Teilzeit“ theoretisch in Frage. Die Vermittlungsversuche scheiterten aber dann an der Nicht-Förderung. „Die fehlen uns dann wieder bei der nächsten Eingangsklasse“, stellte Eberle fest. Männer interessiere unter diesen Umständen das Angebot überhaupt nicht, obwohl die Kindergärten dringend nach männlichen Mitarbeitern suchten. „Kein Geld, keine Förderung, das ist keine Option“, sagte Fachbetreuerin Melanie Roider.

„Eine Situation, die auch für MdB Muhanad Al-Halak wenig nachvollziehbar ist und die er in Berlin anbringen wird. „Mir ist das ein großes Anliegen, denn berufliche Bildung und die Ausbildung von Fachkräften liegt mir sehr am Herzen“, versicherte der Bundestagsabgeordnete.

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