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Sonntag, April 28, 2024

20 Jahre Gebietsbetreuung in Bayern

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„Naturschutz. Für Dich. Vor Ort“ | Feierliche Eröffnung der neuen Naturpark-Lehrpfade am Arber

Großer Arber / Bayerischer Wald. Vor 20 Jahren hat sich die Gebietsbetreuung in Bayern als kooperatives Naturschutzprojekt zwischen Behörden, Verbänden und Naturnutzern etabliert. Ermöglicht wird dieser innovative bayerische Weg durch die Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds und eine Fülle lokaler Träger wie Naturschutzverbänden, Naturparkvereinen, Landschaftspflegeverbänden, lokalen Naturschutzvereinen oder auch Kommunen. Das Motto der Gebietsbetreuung „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ drückt deutlich aus, worum es geht: Im guten, engen Kontakt zu den Menschen vor Ort agieren, um ihnen den Naturschutzgedanken nahe zu bringen, Akteure zu vernetzen und dazu beitragen, dass Naturjuwele gepflegt und erhalten bleiben.

Zwar wurde die erste hauptamtliche Naturschutzwacht in Bayern außerhalb der Nationalparke Bayerischer Wald und Berechtesgaden am Großen Arber bereits im Jahr 1994 durch den Naturpark Bayerischer Wald e.V. ins Leben gerufen. Und auch die Idee der Gebietsbetreuung in Bayern geht auf ein Pilotprojekt zur Betreuung des Ramsargebiets Ammersee im Jahr 1997 zurück. Jedoch ab 2002 legte der Bayerische Naturschutzfonds mit Kofinanzierung durch den Europäischen Sozialfonds dann ein bayernweites Förderprogramm auf und die „Gebietsbetreuung in Bayern“ war geboren. Das Programm ermöglichte in den ersten Jahren die Einrichtung von 24 Gebietsbetreuungen sowie die Finanzierung des bayerischen Bibermanagements. Bis zum Auslaufen der Kofinanzierung im Jahr 2015 wuchs die Zahl der Gebiete auf 36 an. 2018 konnte die Förderung auf 55 Gebiete und 2021 um weitere fünf ausgebaut werden. Somit sind aktuell über 70 Gebietsbetreuerinnen und -betreuer in 60 Gebieten sowie jeweils eine Bibermanagerin in Nord- und ein Bibermanager in Südbayern im Einsatz, um ihr selbst formuliertes Motto „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ mit großer Tatkraft umzusetzen.

Seit 20 Jahren hat sich dieses Modell für den Naturschutz bewährt – und leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie. Mit der Gebietsbetreuung hat der Freistaat eine Vorreiterrolle für einen effizienten, kooperativen Naturschutz eingenommen. Um dieses Jubiläum zu begehen, finden in jedem Regierungsbezirk Feierlichkeiten statt. In Niederbayern wurde am Großen Arbersee am vergangenen Dienstag (12.07.) dieses Jubiläum gefeiert. Johannes Matt, Gebietsbetreuer für die Arberregion und Sprecher der Gebietsbetreuer Niederbayerns, hieß über 70 Personen im Arberseehaus willkommen. Gemeinsam mit seinen Gebietsbetreuerkolleginnen und -kollegen, der Höheren Naturschutzbehörde Niederbayerns und der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege war dazu eingeladen worden. Zur Einstimmung wurde der Kurzfilm über die Naturparkschule Bodenmais, welche den Sonderpreis des Natura 2000-BayernOskars in der Kategorie „Vermittlung“ bekam, gezeigt. Feierliche Grußworte wurden von Ulrike Lorenz, Vorsitzende vom Bayerischen Naturschutzfonds, Rainer Haselbeck, Regierungspräsident von Niederbayern, Laura Öztümer, stellvertretend für Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und Georg Bauer, Vorsitzender des Naturparks Bayerischer Wald e.V. gesprochen.

Ihre vielfältigen Tätigkeiten stellten die neun niederbayerischen Gebietsbetreuerinnen und -betreuer im Rahmen der Festveranstaltung am Großen Arbersee vor. Denn so vielfältig, wie die Landschaften in Bayern sind, so vielfältig sind die Aufgaben, die die Gebietsbetreuerinnen und -betreuer erfüllen. Sie sind Netzwerker, sehen sich als Schnittstelle zwischen Naturschutz und Menschen. Sie pflegen den Kontakt zu allen Akteuren in der Landschaft, sprechen mit Grundeigentümern und Landnutzern, kommunizieren mit Tourismusverbänden und Fachverbänden, arbeiten auf Augenhöhe mit Behörden zusammen und haben immer ihr Ziel vor Augen: Einzigartige Naturschätze zu bewahren und die Sensibilität dafür zu wecken oder zu stärken. Dies erreichen sie über die verschiedensten vielfältigen Wege: Über intensive Öffentlichkeitsarbeit können sie die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen steigern und Verbündete gewinnen. Durch die Konzeption praktischer Umsetzungsprojekte können sie sowohl Biotope, wie auch Menschen vernetzen. Bei Fachkartierungen stellen sie Defizite oder Erfolge fest und erarbeiten so die Grundlagen für weitere Aktionen. Jedes Gebiet bekommt mit der Gebietsbetreuung einen „Kümmerer“, ein Gesicht und damit eine Person, die die Menschen ins Gebiet oder das Gebiet in die Herzen der Menschen bringt. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil sich als Träger der Gebietsbetreuung vor Ort jeweils die etablierten und bekannten Naturschutzvereine oder -Verbände, manchmal auch kommunale Einrichtungen fanden. Diese stellen die Infrastruktur zur Verfügung und beteiligen sich an den Kosten. Diese vielfältige Trägerstruktur trägt ebenfalls zur hohen Akzeptanz der Gebietsbetreuung in der Öffentlichkeit bei.

Im Rahmen des 20. Jubiläums der Gebietsbetreuung in Bayern wurden die neuen Naturpark-Lehrpfade am Großen Arber zusammen mit einem großen Personenkreis feierlich eröffnet (Foto: Naturpark Bayerischer Wald e.V.)

Im Rahmen der Festveranstaltung wurden die neuen Naturpark-Lehrpfade am Großen Arber feierlich eröffnet. Mit großem Engagement haben die Arber-Bergbahn, die Bürogemeinschaft Landschaftsarchitekten NRT, das Grafikbüro Weissraum, der Gebietsbetreuer für die Arberregion und der Naturpark Bayerischer Wald die beiden neuen Naturerlebniswege gestaltet und umgesetzt. Den Besuchern stehen nun auf insgesamt 19 Infotafeln, mit interaktiven Elementen und Kinderecke versehen, viele naturschutzfachliche Hintergrundinformationen rund um den Großen Arbersee und am Arbergipfel neu und ansprechend aufbereitet zur Verfügung. Diese Maßnahme wurde gefördert durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde, mit Finanzmittelbereitstellung durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

Als weitere Feierlichkeit wurde das 500-jährige Bestehen der Bodenmaiser Schachtenbeweidung in die Veranstaltung miteingebunden. Auf einer kleinen Exkursion wurden die beweideten Schachten in der Arberregion besucht. Der Weiderechtler Ludwig Fritz aus Bodenmais stellte dabei die lange Tradition den Teilnehmenden vor. Johannes Matt, Gebietsbetreuer für die Arberregion hob die hohe naturschutzfachliche Bedeutung der Schachtenbeweidung anhand der positiven Effekte für das Auerhuhn und die Pflanzenwelt heraus. Mit diesem Einblick in die konkrete wertvolle Arbeit der Gebietsbetreuung und einem beeindruckenden Ausblick auf den Bayerischen Wald endete die Festveranstaltung.


Hintergrundinformation zur Entwicklung der Gebietsbetreuung

Es war eine Idee, Naturschutzverbände und Naturschutzverwaltung zu vernetzen, dadurch Synergien zu schaffen und den Naturschutz in die Mitte der Bevölkerung zu holen. Gute Ideen haben eine gewisse Vorlauf- und Erprobungszeit. Die erste hauptamtliche Naturschutzwacht außerhalb der Nationalparke Bayerischer Wald und Berchtesgaden wurde am Großen Arber bereits im Jahr 1994 durch den Naturpark Bayerischer Wald ins Leben gerufen. Ab 1997 wurde die erste Gebietsbetreuung für das Ramsargebiet Ammersee durch den Bayerischen Naturschutzfonds Fördermittel als ein Pilotprojekt finanziert. Ab 2002 vier weitere regionale Projekte in Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben ins Leben gerufen. Damit war die Gebietsbetreuung in Bayern unter Förderung der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds und Kofinanzierung durch den Europäischen Sozialfonds geboren. Seitdem ist sie bis heute stetig gewachsen und gediehen. Schon 2004 waren es 24 Gebiete in Bayern, um die sich fachkundige und engagierte Gebietsbetreuer*innen kümmerten. Zwischen 2007 und 2015 konnte die Anzahl auf 36 Gebiete anwachsen. Seit 2015 fließen keine EU-Mittel mehr in die Förderung der Gebietsbetreuung. Zusätzliche Finanzmittel vom Freistaat Bayern ermöglichten es dem Bayerischen Naturschutzfonds im Jahr 2018, weitere 19 Gebiete in die Förderung zu nehmen. Durch den Nutzungsdruck in den sensiblen alpinen Lebensräumen, der sich auch bedingt durch die Corona-Pandemie verstärkt hat, wurden ab 2021 in Tourismusregionen im Alpenraum weitere fünf Gebietsbetreuungen notwendig. Aktuell sind es jetzt 60 Gebiete und zusätzlich die Biberberatungen in Nord- und Südbayern und über 70 Gebietsbetreuer*innen, die ihr selbst formuliertes Motto „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ mit großer Tatkraft umsetzen.

Nähere Informationen sind auf der Internetseite http://www.gebietsbetreuung.bayern/ und www.naturpark-bayer-wald.de zu finden.

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