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Montag, April 29, 2024

1800. Hausnotruf-Teilnehmerin bei den Maltesern

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Ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden

Passau. Einen Tag vor ihrem 96. Geburtstag hat Manuela Seibold von den Maltesern Johanna Schermaul besucht. Die stellvertretende Leiterin Soziale Dienste gratulierte ihr dabei ganz herzlich. Nicht zum Geburtstag, denn das bringt ja vorher Unglück. Es gab einen anderen Grund: Johanna Schermaul ist die 1800. Hausnotruf-Teilnehmerin der Malteser in der Diözese Passau.

„Das Gerät habe ich selbst bei Frau Schermaul installiert und ich war vom ersten Augenblick an fasziniert von dieser Frau. Nicht nur, dass sie vor Fröhlichkeit und Lebensenergie nur so strotzt. Ich hatte anfangs Mühe, ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Das kenne ich eigentlich nur von meinen Kindern, dass ich manchmal warten muss, bis die Kommunikation per WhatsApp abgeschlossen ist“, berichtet Manuela Seibold mit einem Lächeln. Genau so war es aber auch bei der fast 96-Jährigen.

Von Unsicherheit mit der modernen Technik gibt es bei ihr nämlich keine Spur.  Ganz im Gegenteil. Nicht nur, dass sie souverän mit einem Smartphone umgehen kann. Sie besitzt zudem ein Tablet, einen PC und auch Alexa. Unter anderem damit hat sie sehr viel Spaß. „Alexa, spiel uns einen Schneewalzer,“ fordert die alte Dame das Gerät auf, die Kaffeerunde zu unterhalten. „Frau Schermauls intelligente persönliche Assistentin hat den Befehl nicht sofort verstanden, was die Seniorin mit einem Kopfschütteln und der Bemerkung quittiert: ‚Manchmal versteh ich mich nicht so besonders gut mit ihr‘“, erzählt Manuela Seibold weiter.

Bei dem kurzweiligen Kaffeeklatsch, bei dem auch Johanna Schermauls Sohn Klaus dabei war, stellte sich schnell heraus, dass die Dame die digitale Welt sehr zu ihrem Vorteil nutzt. Am PC oder auf dem Tablet wählt sie das Fernsehprogramm für den Abend aus, spielt Solitär oder bestellt sich online Kleidung und andere notwenige Dinge des täglichen Lebens. Für die Bundesligaübertragung ist Alexa zuständig.

Sie erzählte Manuela Seibold, wie es zu dieser für ihr Alter doch sehr ungewöhnlichen Affinität kam. 2005 „erbte“ sie das erste Handy ihres Sohnes und absolvierte erstmal einen Anfängerkurs. Das Interesse war geweckt und sie besuchte noch weitere Kurse. Dann war es ihr Sohn, der die rüstige Rentnerin immer auf den neuesten Stand gebracht und damit die digitale Kompetenz der Uroma gefördert hat. So schaut sie sich oft Bilder aus dem Urlaub oder Erlebnisse ihrer zahlreichen Familienmitglieder an. Gerne verabredet sie sich auch mit einem ihrer Enkelkinder zum Skypen. Durch diese Art der Kommunikation ist sie immer mit ihrer in alle Himmelsrichtungen verstreuten Familie verbunden.

Begeistert ist sie bei der Herz-Turngruppe dabei, trainiert dort jede Woche fleißig und hat dadurch sehr viele neue Bekannte und Freunde gefunden, mit denen sie sich nach der körperlichen Ertüchtigung im anliegenden Wirtshaus gemütlich zusammensetzt. „Dieses intakte soziale Umfeld trägt mit Sicherheit auch sehr dazu bei, dass Frau Schermaul so fit ist und mitten im Leben steht. Jeden Freitag kann man sie auf dem Wochenmarkt antreffen und für weitere Besorgungen fährt sie selbstständig mit dem Bus in die Stadt“, berichtet Manuela Seibold voller Hochachtung. „Freilich ist es nicht mehr so wie früher. Hab ja doch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, da geht nicht mehr alles von alleine“, schmunzelt Johanna Schermaul.

Der Umstand, dass seine Mama allein in einer Wohnung lebt, hat Klaus Schermaul veranlasst, ein Hausnotrufsystem bei ihr einrichten zu lassen. „Keine Alexa und kein Smartphone ersetzt die persönliche Hilfe auf Knopfdruck mit der Garantie, dass 24 Stunden am Tag ein Hintergrunddienst zur Verfügung steht, der im Notfall, mit dem Schlüssel zur Wohnung, schnell, kompetent und zuverlässig zu Hilfe kommt“, erklärt er seine Beweggründe zu diesem Schritt. „Diese Dienstleitung bietet nicht nur Sicherheit, sondern sie beruhigt auch die drei Kinder von Frau Schermaul sehr. Auch wenn sie noch sehr rüstig für ihr Alter ist, so bedeutet das nicht, dass ihr nichts passieren kann“, erklärt Manuela Seibold.

Bei ihrem Abschied von der Kaffeerunde waren sich alle einig, dass Johanna Schermaul durch ihren Anschluss an die digitale Welt, ihr soziales Umfeld und jetzt zusätzlich durch die Absicherung mit dem Hausnotrufgerät noch lange ein selbstbestimmtes Leben in ihren eigenen vier Wänden führen kann, die sie schon seit 54 Jahren bewohnt.

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