8.6 C
Hutthurm
Freitag, April 26, 2024

AOK-Fehlzeiten-Report 2016

Lesestoff

Die Unternehmenskultur beeinflusst wesentlich den Krankenstad

Seit einem Jahrzehnt steigt die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland fast kontinuierlich an. Die Kosten für die ausgefallene Bruttowertschöpfung sind weiterhin immens. Allein im Jahr 2013 beliefen sie sich auf 103 Milliarden Euro.

Der Fehlzeiten-Report der AOK informiert jährlich über die Krankenstandsentwicklung in der deutschen Wirtschaft; herausgegeben vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), der Universität Bielefeld sowie der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Dieser Report beleuchtet das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen in Details und stellt aktuelle Befunde und Bewertungen zu den Gründen und möglichen Mustern von Fehlzeiten in Betrieben vor.
Auch der Fehlzeiten-Report 2016 bestätigt eigentlich nur das, was wir alle im Grunde genommen schon längst wissen. Oder um es mit einer einfachen Formel auszudrücken: Mieses Betriebsklima = Mehr kranke Mitarbeiter = weniger wirtschaftlicher Erfolg.
Ein schlechtes Betriebsklima treibt die AU-Tage in die Höhe – unbestritten. Somit hat die Unternehmenskultur entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und den Krankenstad der Belegschaft.

Bei der Vorstellung des Reports in Berlin am 12. September äußerte sich der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder wie folgt: “Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Art und Weise, wie Beschäftigte ihre Arbeit erleben, und ihre Gesundheit.“

Für die Ausgabe 2016 mit dem Titel „Unternehmenskultur und Gesundheit – Herausforderungen und Chancen“ hat das WIdO mehr als 2000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter von Unternehmen mit schlechter Unternehmenskultur stellen einen Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit und physischen Beschwerden her. Umgekehrt sind jeweils nur ein Drittel der Mitarbeiter in gut geführten Betrieben der Ansicht, dass ihre Tätigkeit für körperliche oder seelische Gebrechen verantwortlich sei.
Aber was ist eine gute Unternehmenskultur?

Führungskräfte wurden befragt, aus welchen Bestandteilen sich eine gute Unternehmenskultur zusammensetzt. In absteigender Reihenfolge sieht das so aus:

• Führungsqualität
• Kundenorientierung
• Wirtschaftlichkeit/Effizienz
• Veränderungsbereitschaft
• Zielorientierung
• Innovationsförderung

Daneben wurden zudem Teamorientierung, Integrität sowie Vertrauen angegeben.

Den Mitarbeitern war laut WIdO-Umfrage aber sehr wichtig, dass ihr Arbeitgeber zu ihnen steht und sie auch einmal lobt – dies nehmen gut die Hälfte der befragten Mitarbeiter so wahr.

Rund ein Drittel der Mitarbeiter in Betrieben mit einer als schlecht empfundenen Kultur ist mehr als 15 Tage im Jahr krankgeschrieben. Bei Unternehmen mit gutem Betriebsklima meinen zwölf Prozent der Beschäftigten, krank zur Arbeit gehen zu müssen. Insgesamt sind sie aber deutlich weniger krank.
Nach wie vor steckt in diesen Erhebungen ein sehr hohes Präventionspotential, sagt auch Professor Bernhard Badura, Mitherausgeber des Reports. Offenbar sei nicht der Stress an und für sich hauptverantwortlich für krankmachende Faktoren, sondern fehlende emotionale Bindung zum Betrieb selbst, die Missachtung der Arbeitsleistung, falsch gesetzte Ziele und wenig sinnhafte Tätigkeiten.

Auch der jetzt veröffentlichte Fehlzeiten-Report 2016 bestätigt es: Die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter sind Grundvoraussetzungen für eine hohe Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Das eigene Gesundheitsbefinden sowie die Arbeitszufriedenheit tragen maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Denn nur dann kann ein Unternehmen auf die zur Verfügung stehenden Leistungspotentiale und Ressourcen der Beschäftigten vollumfänglich zurückgreifen und erfolgreich am Markt bestehen.
Bei der Prävention von Fehlzeiten sind aber nicht nur die Krankenkassen in die Pflicht zu nehmen. Deshalb fordert auch der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands Martin Litsch von der Bundesregierung, zusätzliche Anreize für Unternehmen zu schaffen, beispielsweise mit Bonussystemen für die Betriebe, Steuererleichterungen und zusätzliche Investitionen in gesundheitsfördernde Strukturen.

- Werbung-

More articles

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -

Letzte Beiträge