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Sonntag, Mai 5, 2024

Zu Gast beim Syrischen Kulturverein Passau e.V.

Lesestoff

Mittelstands Union, MdL Waschler sowie MdL Taubeneder holen Integrationsbeauftragte MdL Gudrun Brendel-Fischer an den virtuellen Runden Tisch

München / Passau. „Das Leben ist für uns in Deutschland nicht immer einfach“, leitete Yamen Hussein, der erste Vorsitzende des Syrischen Kulturvereins Passau e.V. in das Gespräch mit der Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung MdL Gudrun Brendel-Fischer ein. Auf Einladung von Klaus Fiedler, Kreisvorsitzender der Mittelstands Union Passau, gemeinsam mit MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler und MdL Walter Taubeneder ist die Integrationsbeauftragte an den Runden Tisch gekommen – in diesen Zeiten im virtuellen Raum.

„Wir haben unseren Verein gegründet, damit wir unseren Kindern die arabische Sprache beibringen können, denn dieser sind sie nicht mehr mächtig. Außerdem wollen wir dazu beitragen, die ‚echte‘ syrisch-arabische Kultur zu zeigen, die weit davon entfernt ist, zu töten und zu hassen“, erklärte Yamen Hussein, selbst gelernter Journalist und derzeit tätig als Altenpfleger die Grundidee der Vereinsgründung vor nunmehr fünf Jahren. Der Verein sehe es als seine Aufgabe, die Interessen und Bedürfnisse der Menschen aus Syrien zu vertreten sowie deren Persönlichkeitsentwicklung und Integration zu fördern, vor allem in die neue Gesellschaft. „Dieses Ziel wollen wir erreichen, ohne Berücksichtigung der politischen Diskrepanzen, sondern mittels Kulturtagen, Ausstellungen, Tanz, Literatur und auch dem Angebot von Sprachkursen.“ Sämtliche Aktivitäten erstrecken sich über die Stadt und den Landkreis Passau, allerdings nicht ohne diverse sozialgesellschaftliche Hürden. Davon berichteten im Rahmen des Austauschs auch einige Vereinsmitglieder wie Mohamed Al Hamwi, der seit 2014 in Passau lebt und mittlerweile als Arzt am Klinikum Passau tätig ist: „Anfangs mit Null Sprachkenntnissen; unsere Kinder sprechen allerdings super deutsch – wir lernen von unseren Kindern.“ Seine Frau arbeitet als Apothekerin im Landkreis Passau. „Das Leben ist hier wieder, wie wir es uns gewünscht haben. Allerdings sorgen vereinzelte Anfeindungen dafür, dass Einbürgerungsprozesse verzögert werden, was es manchmal nicht einfach macht“, so Al Hamwi weiter.

Keine Seltenheit, wie auch der Gastgeber der Gesprächsrunde Klaus Fiedler schon feststellen musste: „Da wir dem Syrischen Kulturverein unsere Räumlichkeiten für die Sprachkurse zur Verfügung stellen, mussten auch wir uns den Vorwurf gefallen lassen, eine salafistische Gruppierung zu beherbergen, was natürlich völlig absurd ist. Die Angelegenheit hat sich zwischenzeitlich auch erledigt.“

Derweil sind die Sprachkurse ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsaktivitäten und bieten die Grundpfeiler im Rahmen der Integration. „Es ist enorm wichtig, dass die Kinder, die heute meist allesamt Deutsch sprechen, auch den Wert ihrer Familiensprache kennenlernen. Diese Mehrsprachigkeit sollten wir nicht als Hemmschuh, sondern als Potential begreifen“, erklärte MdL Brendel-Fischer.

Omas Ali, ebenfalls Mitglied im Syrischen Kulturverein Passau e.V., lebt seit mittlerweile acht Jahren in Deutschland, ist ohne Sprachkenntnisse ins Land gekommen und arbeitet seit einigen Jahren bei einer Bäckerei im Landkreis Passau. „In meinem Land bin ich 23 Jahre lang Bäcker gewesen“, erzählte Omas Ali aus seiner Vergangenheit in Syrien.

Samra Shaher ist Ingenieur bei der Baywa AG. Seit fünf Jahren ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und geht in seiner Freizeit außerdem dem Imkern nach. „Am Anfang hatten meine Frau und ich, wie die meisten anderen auch, große Schwierigkeiten mit der Sprache. Hier in Bayern muss man nämlich Bayerisch und Hochdeutsch lernen. Mein Ansatz war es, zunächst Sprachkurse zu belegen und dann sind auch deutsche Freunde sehr wichtig.“

In Syrien einst Französischlehrerin, in Deutschland derzeit Köchin: „Fathieh Ghazal hatte zunächst als Küchenhelferin gearbeitet, dann als Köchin und macht derzeit eine Ausbildung in der Berufsfachschule im Bereich Ernährung und Versorgung. „Wir haben im August unsere Chance ergriffen und ein Restaurant eröffnet, in dem wir die syrische und die deutsche Küche anbieten.“

Auch MdL Walter Taubeneder, seines Zeichens Vorsitzender des Berufsschulverbands in Stadt und Landkreis Passau, weiß von Problemen, aber auch Erfolgsgeschichten syrischer Schüler: „Wir haben in unseren Schulen einiges gemacht und dazu beigetragen, dass viele junge syrische Mitmenschen bei uns ins Berufsleben einsteigen können – keine leichte Aufgabe, aber wir machen es aus Überzeugung.“

Die Bayerische Integrationsbeauftragte stellt am Ende des digitalen Termins fest: „Solche Gespräche sind sehr aufschlussreich und wertvoll. Das nächste Mal komme ich gerne persönlich nach Passau, um mich von der Arbeit des Syrischen Kulturvereins vor Ort zu überzeugen. Ich danke Ihnen für die tolle Arbeit vor Ort!“

MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler dankte allen Beteiligten für den offenen Austausch: „Wir haben noch große Aufgaben vor uns. Auch für den bildungspolitischen Bereich – hier besonders in der beruflichen Bildung – habe ich aus diesem Gespräch viele gute Anregungen für den nächsten Bildungsarbeitskreis im Landtag mitgenommen.“

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