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Sonntag, April 28, 2024

Wie steht es um die Schulen im Landkreis FRG

Lesestoff

Schulrat Stefan Wolf referierte bei der Waldkirchner Runde

Böhmzwiesel. Am vergangenen Donnerstag konnte Rundenchef Heinrich Schmidhuber wieder einmal zwei besondere Gäste bei der Waldkirchner Runde begrüßen. Der eine Gast war Schulrat Stefan Wolf, der über die aktuelle schulische Situation insbesondere im Landkreis Freyung-Grafenau berichtete. Zudem präsentierte Schmidhuber mit Josef Parockinger einen Unternehmer, der kürzlich eine Auszeichnung für seinen Holzbetrieb bekam und ihn vorstellte.

Bevor Heinrich Schmidhuber mit seiner Laudatio für seine Gastredner begann, begrüßte er im Frongahof in Böhmzwiesel die Gäste, darunter die stellvertretende Landrätin und Seniorenbeauftragte Renate Cerny, Waldkirchens Ehrenbürger Franz Huber, Altbürgermeister Josef Wegerbauer aus Jandelsbrunn, den Obmann des Dreiländerstrukturvereins Dipl. Ingenieur Walter Höllhuber aus Schwarzenberg, den Leiter der Agentur für Arbeit in Waldkirchen, Hans Haugeneder, die Leiterin des St. Gisela Altenheims Waldkirchen, Michaela Meindl, Altbürgermeister Max Pauli sowie die Stadträte Max Schwarz und Christian Zarda. Die Resonanz mit rund 50 Besuchern war wie gewohnt hervorragend.

Wir haben uns heute einen ganz besonderen Gast zu unserer Runde eingeladen“, legte Schmidhuber den Zuhörern gleich zu Beginn nahe, der uns heute über den Kampf um Schülerzahlen berichten kann, die dem Gesetzgeber nicht entsprechen. Stefan Wolf, der seit August letzten Jahres das Amt des Schulrates innehat, ist ein Waldkirchner und darauf ist Schmidhuber besonders stolz. Seltenheitswert habe für Schmidhuber auch die Zertifizierung „Meisterhaft“, zu der er Josef Parockinger gratulierte.

„Das Staatliche Schulamt ist eine untergeordnete Behörde der Regierung und ist nur für die Grund- und Mittelschulen am jeweiligen Landratsamt zuständig“, erläuterte Schulrat Stefan Wolf gleich zu Beginn den Zuhörern. Die Besonderheit im Landkreis-Freyung ist die Personalunion mit dem Schulamt Regen. Beratung und Service stehen beim Fachlichen Leiter, Schulamtsdirektor Walter Kloiber, seinem Stellvertreter Mark Bauer-Oprée und Schulrat Stefan Wolf im Mittelpunkt. Mit weiteren sechs Verwaltungsangestellten verwalten sie ein Gebiet von 120 Kilometer Durchmesser von der Grundschule Lackenhäuser bis zur Grundschule Prackenbach bei Viechtach. 63 Grund- und Mittelschulen sowie zwei Montessori-Schulen mit knapp 7000 Schülern und ca. 650 Lehrern werden von ihnen betreut. Zudem obliegt ihnen die Organisation des Unterrichts und der Schulen, bedarfsbezogene Personalzuweisung über die Regierung, sowie Klassenbildung mit der nötigen Versorgung mit Lehrerstunden und Unterrichtsstunden. Zu ihren weiteren Aufgaben gehören Personalführung und Qualitätssicherung und Beratung der Schulen z. B. Fortbildungen. „Wir können aber keine eigene Einstellung von Lehrkräften, keine beliebige Zuweisung von Lehrerstunden und keine Schließung von Schulen veranlassen“, betont Wolf. Den Zuhörern wurde von ihm auch die demographische Entwicklung in Niederbayern nähergebracht. Waren es 1970 noch insgesamt 144.395 Schüler, so zählte man 2016 nur mehr 62.407. Die Anzahl der Schulanfänger schrumpfte von 20.321 auf 10.013, die Klassenanzahl von 3913 auf 3057 und die durchschnittliche Klassenstärke von 36,9 auf 20,41. Exakt 57 Prozent beträgt der Schülerrückgang an den Grund- und Mittelschulen in den letzten 47 Jahren, die Klassenzahl schrumpft nur um 25 Prozent und die Schüler beziffern sich auf gut 20 statt 37 in einer Klasse. Wolf listet auch die Entwicklung der Schülerzahlen im Raum Waldkirchen in Zeitraum von 1996/1997 bis 2016/2017 auf, die ganz klar besagen, dass sämtliche Schulen einen gewaltigen Rückgang von Schülern zu verzeichnen haben. Während an der Grundschule Böhmzwiesel im Schuljahr 1996/97 noch 102 Schüler unterrichtet wurden, sind es in diesem Schuljahr nur mehr 66. Auch an der Grundschule Holzfreyug wurde in diesem Zeitraum ein Rückgang von 60 auf 44 Schüler verzeichnet. Derzeit besuchen 197 Schüler die Waldkirchner Grundschule, während es vor 20 Jahren noch 324 waren. So auch bei der Mittelschule Waldkirchen, deren Schülerzahlen von 362 auf 192 sanken. An der Grundschule Karlsbach schrumpfte die Schülerzahl drastisch. Derzeit bekommen dort nur 20 Kinder Unterricht. Vor 20 Jahren waren es immerhin noch 62. Wie könne man nun die Schulen, deren Schülerzahlen in den Keller gingen, aufrechterhalten und eine Alternative zu einer Schulschließung schaffen. „Indem man Stufen zusammenlegt und Kombiklassen bildet“, sagt Wolf. „In Holzfreyung ist das bereits der Fall. Es funktioniert großartig. Die Kinder haben keinen Nachteil durch den gemeinsamen Unterricht. Für Lehrer dagegen stelle das Zusammenlegen von Klassen eine neue Herausforderung dar. Als eine der wichtigsten Lernstätten für Kinder und Jugendliche hat aber die Schule die Aufgabe, diesen Drang zum Lernen zu fördern und Bedingungen dafür zu schaffen, dass erfolgreiches Lernen gelingen kann. Der gesellschaftliche und kulturelle Wandel der letzten Jahre hat das Aufwachsen und die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen stark verändert. Dies macht es notwendig, Schule immer wieder neu zu überdenken und deren Ziele, Rahmenbedingungen und Organisation weiterzuentwickeln“.

Bei den Mittelschulen im Landkreis dagegen wurden Verbünde gebildet. Schönberg, Riedlhütte und Grafenau sind in einem Verbund, Freyung, Röhrnbach, Perlesreut und Hohenau in einem weiteren und im südlichen Landkreis sind Neureichenau, Jandelsbrunn mit Waldkirchen verbunden. Schüler werden in M-Klassen zusammengefasst, teilweise auch in einzelnen Fächern, z. B. in Wahlpflichtfächern. Am Ende der 7. Klasse, können sie für die letzten beiden Schuljahre zwischen Wirtschaft, Technik oder Soziales wählen. „Der Transport gestaltet sich natürlich schwierig, aber es ist die einzige Möglichkeit die Schulen zu erhalten“, betont der Referent. Weitere Herausforderungen stellen natürlich die Ganztagsbetreuung an Grund- und Mittelschulen, sowie die Inklusion und Digitalisierung dar. Der demographische Wandel betrifft auch Betriebe, die händeringend um Azubis werben. Hier sind natürlich die größeren Betriebe im Vorteil. Hier müssen die Schulen den Rückgang auffangen, indem sie versuchen, bei der rasanten Entwicklung der Wissensvermittlung Schritt zu halten. Bei der sich anschließenden Fragestunde wollte Stadtrat Christian Zarda über die Schulsituation diesbezüglich in Holzfreyung und insbesondere über die Differenzierungsstunden informiert werden und Franz Huber interessierte die Sicht der Kinder, wenn sie aus einer kleinen Klasse in eine größere wechseln. „Kinder sind anpassungsfähig und man könne ihnen schon was zutrauen“, versicherte Wolf.

Bevor Josef Parockinger seinen Holzbetrieb in Ensmannsreut vorstellte, gab Altbürgermeister Max Pauli eine Einführung dazu und stellte die kommunale Entwicklung des Dorfes mit seinen Bewohnern dar, das bereits im Jahr 1236 urkundliche Erwähnung erfuhr. Er listete die Historie auf und in dem Zusammenhang auch die der Familie Parockinger.

„Das Zimmererhandwerk wird in der Familie Parockinger bereits seit drei Generationen ausgeübt. Auch in der 4. Generation hat unser Sohn Stefan bereits den Zimmererberuf erlernt und befindet sich kurz vor dem Abschluss seines Studiums zum Holzbauingenieur“ berichtet Josef Parockinger. Er stellt in einer beeindruckenden Power Point-Präsentation seine Zimmerei vor. 1925 erfolgte die Gründung durch Alois Parockinger in Wotzmannsreut. 1929 erwarb sein Opa Josef Parockinger in Ensmannsreut ein Anwesen und arbeitete bei seinem Bruder in Wotzmannsreut. 1965 wurde der Betrieb eingestellt, da kein direkter Nachfolger vorhanden war. 1972 gründete dann sein Vater den heutigen Betrieb in Ensmannsreut. In den Anfangsjahren wurden zwei Mitarbeiter beschäftigt und auch zwei Lehrlinge ausgebildet. 1978 erfolgte der Bau eines Werkstattgebäudes sowie einige Jahre später die erste Werkhalle. 1986 erfolgte die Anschaffung des ersten Mobilkrans. Den Zuhörer wurden einige Beispiele für ausgeführte Zimmererarbeiten aus dieser Zeit gezeigt, wie etwa die Turnhalle an der Grundschule Böhmzwiesel, der Neubau der Raiffeisenbank in Waldkirchen-Fahrsteigüberdachung am Busbahnhof Waldkirchen-Sanierung der Troidkästen in Schlößbach, Stadl und Stierberg. Er, der jetzige Firmeninhaber übernahm 1994 den elterlichen Betrieb und erweiterte den Bereich Dachdeckerarbeiten. 1997 erfolgte der Einstieg in den rechnerischen Abbund mit Computer und Holzbausoftware und 1997 die Inbetriebnahme einer CNC-gesteuerten Abbundanlage. In den letzten Jahrzehnten erfolgten mehrere Erweiterungen auf dem Betriebsgrundstück mit Werk-und Lagerhallen. Mittlerweile ist die Firma Parockinger Komplettanbieter in den Bereichen Zimmerei, Dachdeckerei und Holzhausbau. Derzeit werden 16 Mitarbeiter beschäftigt, davon ein Auszubildender und zwei Zimmereimeister. Vor einigen Tagen wurde ihr eine erneute Auszeichnung für die nächsten zwei Jahre von „Meisterhaft Betrieb“ mit vier Sternen überreicht. Hinter der geschützten Wort-Bild-Marke „Meisterhaft“ steht ein Zertifizierungssystem, das klare Anforderungen an die Qualität eines Baubetriebs stellt. Alle zwei Jahre muss diese Qualität aufs Neue bewiesen werden. Der Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbandes des bayerischen Zimmereihandwerks Alexander Habla überreichte im Beisein von Landrat Sebastian Gruber kürzlich im Foyer des Landratsamtes in Freyung die Urkunde.
Heinrich Schmidhuber bedankte sich bei den Referenten für ihre interessanten Ausführungen und gab den nächsten Termin für die Waldkirchner Runde bekannt. Hans Haugeneder, Leiter der Agentur für Arbeit in Waldkirchen wird am 13. Juli in der Boxleitenmühle über Wirtschaft und Entwicklung am Arbeitsmarkt referieren.

(Bild, von links: Josef Parockinger, Heinrich Schmidhuber, Max Pauli und Stefan Wolf – Foto: J. Poth)

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