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Samstag, April 27, 2024

Verstörend vielsagende Einblicke

Lesestoff

Sommerausstellung in Schule und Burg Ranfels eröffnet

Ranfels. Einen besonderen Weitblick ermöglichen Burgen, einen tiefen Einblick Schulen. In Ranfels schafft die Sommerausstellung 2022 mit dem Titel „Traum und Albtraum“ eine Verbindung. Sie wurde am Samstag, 16. Juli 2022 eröffnet und zeigt bis Dezember fünf verschiedene Ansichten äußerer und innerer Welten.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bedankte sich bei den Machern Dr. Stefanie Baumann und Alexander Timtschenko, die den besonderen Geist der alten Gemäuer zu schätzen wüssten. Die gezeigte überregional bedeutsame Kunst verleihe dem oft unterschätzten Landstrich eine enorme Strahlkraft. Deshalb fördere das der Bezirk Niederbayern gerne über seine Kulturstiftung, ebenso wie Kulturkreis, KEB und die Mediadesign Hochschule München.

Wichtig sei es laut Heinrich auch, „weil wir in einer Zeit großer Transformationen leben“. Wenn sicher Geglaubtes außen herum zu zerbrechen drohe, gäben doch zwei Dinge Bestand: Den Erfolg schaffe das engagierte Mitmachen möglichst vieler Menschen. Und er zitierte Richard von Weizsäcker, wonach Kultur kein Luxusgut sei, den man sich nach Belieben leisten oder streichen könne – sondern der geistige Boden, der die innere Überlebensfähigkeit sichert.

Themen der Transformationen ziehen sich auch durch die Ausstellung. Etwa wenn das Künstlerduo Marc Weis und Martin de Mattia als „M+M“ eine Puppenstube zum niedlich anmutenden Drehort eines Dramas machen, in dem ein „Mad Mieter“ einzieht. Die Videoinstallation wirkt surreal, der alltägliche Horror wird aber spürbar, wenn er in menschlichen Erfahrungen von bedrohtem Wohnraum oder Vereinsamung durch Pandemie oder Homeoffice übersetzt wird.

Alexandra Vogt erzählt in „Lost Lightboxes“ von einer tiefen Beziehung zu Pferdenn. Zwischen Mädchenromantik und archaischer Gewalt wirken die Fotografien verstörend und zugleich verspielt; Eindrücke von Nähe und Verletzung mit tiefer Erfahrungsdichte.

Was den Menschen zunächst ästhetisch emotional berührt, das erschließt sich bei Daniel Knorr über einen zweiten Zugang tiefer. „Canvas Sculptures Small Ghost“ lautet der Titel seines Geistes. Fürchterlich ist er nicht, und doch ist er toxisch, etwa als Plastik im Meer. Knorr materialisiert, was die Erde anklagen könnte.

Eine Sprache der Natur projiziert auch Maximilan Prüfer auf Leinwand. Schneckenspuren und Flügelschläge zeichnet er auf und übersetzt so Grundbedürfnisse und Verhaltensweisen als Spiegel von „Beweggründen“. Die kommen so ohne logisches Denken aus, vermitteln doch Sinn und Zweck.

Patrick Tresset kehrt das mit „Human Study #1 + Human Study #2 in ein technisches Gegenteil. Es treten Roboterarm und Webcam als zeichnende Maschinen auf. Die Frage, wie lebendig künstliche Intelligenz als Ergebnis von Algorithmen und eigenem, klarem Bleistiftstrich wirken können, wird auf Papier gebannt.

Stefanie Baumann bedankte sich bei vielen Machern und Eröffnungsgästen. Sie lud dazu ein, die Ausstellung rege zu besuchen, denn Kunst in Schule und Burg wolle ja bewusst zugänglich sein und kein „family&friends“-Programm bleiben.

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