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Donnerstag, Mai 2, 2024

Streuobstpflanzung und -pflege im Lallinger Winkel

Lesestoff

Schenken macht Spaß

Schaufling. Wer sitzt im Sommer nicht gerne im Schatten alter knorriger Streuobstbäume? Oder beißt genussvoll in einen selbst gepflückten Apfel? Lauscht dem eifrigen Summen der Insekten in den weiß und rosa blühenden Baumkronen? Oder genießt nach Feierabend ein Glas Most aus der eigenen Streuobstwiese?  –  Alles in allem können solche Streuobstwiesen ein wahres Geschenk sein. Doch von wem kommt dieses Geschenk? Die Bäume der Streuobstwiesen sind oft deutlich älter als wir selbst und wurden nicht von uns gepflanzt. Vielmehr hat bereits eine Generation vor uns die Streuobstwiesen, die wir heute in voller Pracht sehen, angelegt und gepflegt. Diese wiederum hat im Schatten von großen Streuobstbäumen gesessen, die vor ihrer Geburt zum Beispiel durch ihrer Eltern gepflanzt wurden. Wer eine Streuobstwiese pflanzt, beschenkt also nicht nur sich selbst, sondern auch die nächste Generation. Damit aber noch nicht genug, denn eine extensiv bewirtschaftete Streuobstwiese ist ein sehr wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.

Durch das Pflanzen einer neuen Streuobstwiese oder das Nachpflanzen auf einer bereits bestehenden Streuobstwiese lässt sich also Lebensraum „schenken“.  Deswegen werden die Pflanzungen von Streuobstwiesen über das bayerische Landschaftspflege- und Naturparkprogramm gefördert. Die Verwaltungsgemeinschaft Lalling und der Naturpark Bayerischer Wald organisiert gemeinsam die geförderte Pflanzung von neuen Streuobstwiesen und Erhaltungsschnitte an bereits länger nicht gepflegten, alten Obstbäumen. Beides dient dem Schutz und der Entwicklung der Streuobstbestände und ist somit Teil des Aktionsplans des Streuobstwiesenkompetenzzentrums. Denn nicht zu vergessen ist, dass mit der Pflanzung eines Streuobstbaumes die Arbeit auf der Streuobstwiese noch lange nicht getan ist. Werden Streuobstwiesen nicht sorgsam gepflegt, vermindert sich ihr ökologischer Wert als Lebensraum aber auch der Obstertrag geht zurück.

Auf der Fläche von Familie Struck findet sich eine der neugepflanzten Streuobstwiesen im Lallinger Winkel. Nach dem Kauf ihres Hauses war die erste Idee der Familie auf einer der umliegenden Wiesen eine Streuobstwiese anzulegen, so Andrea Struck. „Da Obstbäume eine lange Zeit zum Wachsen brauchen, wollten wir gleich mit dem Pflanzen beginnen“. Nachdem dieser Entschluss gefasst war, wandte sich die Familie an den Naturpark Bayerischer Wald, der die Förderung und Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen organisiert.

Gemeinsam mit Matthias Rohrbacher vom Landschaftspflegeteam des Naturparks wurde die passende Wiese gefunden.  Denn nicht jede Wiese ist gleich gut geeignet für die Pflanzung einer Streuobstwiese. „Es ist wichtig die Flächen genau anzuschauen und gewisse Faktoren wie beispielsweise Feuchtigkeit, Nährstoffgehalt und Sonnenstunden zu beachten“, erklärt Matthias Rohrbacher. Im Gemeindegebiet Schaufling, das Teil des Lallinger Winkels ist, eignen sich viele Flächen für die Nutzung als Streuobstwiesen. In der sogenannten Obstschüssel des Bayerischen Waldes sind die klimatischen Bedingungen ideal, was sich an dem Kulturgut vieler alter Streuobstwiesen zeigt. Über dieses Kulturgut freut sich auch Bürgermeister Robert Bauer. Bei einem Besuch der frisch gepflanzten Streuobstwiese, ist er begeistert über das Engagement der Familie, die gemeinsam in ihrem neuen Zuhause eine Streuobstwiese gepflanzt hat. Dabei haben auch die Jüngsten der Familie mitgeholfen, genau das ist auch für Robert Bauer wichtig. Denn „Streuobstwiesen sind Generationenprojekte“, erklärt er. Aus diesem Grund lernen bereits die Kleinsten der Gemeinde im Kindergarten wie man richtig einen Streuobstbaum pflanzt. Auch Maria Gruber, zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Lalling und Vorsitzende des Gartenbauvereins, setzt auf die jungen Generationen. Auf ihrer über 100 Jahre alten Streuobstwiese finden Bildungsveranstaltungen sowohl für Jung und Alt statt. Maria Gruber ist es besonders wichtig das Wissen über den Streuobstanbau im Lallinger Winkel zu bewahren und weiterzugeben. Dazu gehört u.a. der Erhalt alter regionalen Sorten, weswegen sie in ihrer biozertifizierten Baumschule viele dieser besonderen Lokalsorten veredelt. Auch wenn sie die jungen Bäume in 100 Jahren vermutlich nicht selbst bewundern kann, so ist es ihr wichtig für die nächsten Generationen dieses Kulturgut zu bewahren. So hat es schon Martin Luther gesehen, der einmal sagte: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, erzählt Maria Gruber begeistert.

Auch für den kommenden Herbst und Winter ist ein Förderantrag für Neupflanzungen und Erhaltungsschnitte im gesamten Lallinger Winkel geplant. Wenn man also eine alte Streuobstwiese in der freien Landschaft hat, die gepflegt werden soll, oder für sich und die künftigen Generationen ein kleines Paradies der Artenvielfalt und Geschmäcke pflanzen möchten, wendet man sich zeitnah an Maria Gruber (Telefon: 09904 84190; gruber.maria.la@t-online.de) oder den Naturpark Bayerischer Wald (Telefon: 09922 802480; info@naturpark-bayer-wald.de). Es wird der Schnitt von Hochstämmen (Kronenansatz ab 160 cm) in der freien Landschaft – also nicht in Hausgärten – gefördert. Die Bäume müssen mindestens 30 Jahre alt sein und der letzte Schnitt 6 Jahre zurück liegen. Es handelt sich also nicht um einen regelmäßigen Ertragsobstbaumschnitt, sondern um eine einmalige Erhaltungs- und Wiederherstellungspflege von überalterten Beständen. Die Pflanzung von Hochstämmen mit Mindestabstand 10 m kann ebenso nur in der freien Landschaft gefördert werden.

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1 Kommentar

  1. Wie dankbar muss man sein, wenn man den geeigneten Platz und die große Unterstützung von Frau gruber für eine streuobst – Pflanzung wi
    die Familie Struck mit
    ihren Kindern erhält, wenn man selbst nur einen dafür ungeeigneten Balkon besitzt.
    Dann bekommt man beim lesen des berichtes gelbe Ohren.
    Irene Bauer schreibt das aus Ismaning.

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