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Sonntag, April 28, 2024

Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA)

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Am 18.04.2018 fand die diesjährige Fachtagung an der Kinderklinik Dritter Orden in Passau statt.

Die Diagnose Epilepsie ist meist ein einschneidendes Erlebnis für Betroffene und deren Angehörige. Dabei gehören Epilepsien zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und können meist gut behandelt werden. Allein in Niederbayern leben ca. 11 500 Betroffene. Davon können ca. 70% mit modernen Therapiemöglichkeiten anfallsfrei leben. „Neben den sozialen Einschränkungen hat die Krankheit aber leider oft erhebliche Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang,“ erklärt Dipl. Sozialpädagogin (FH) Ulrike Jungwirth, die an der Kinderklinik Passau die nach der Deutschen Gesellschaft für Epilepsie (DGfE) zertifizierten Psychosoziale Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie leitet. Dabei sind Menschen mit Epilepsie statistisch gesehen nicht häufiger krank als andere Arbeitnehmer und erleiden auch nicht mehr Berufsunfälle. Gemeinsam mit dem Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums der Kinderklinik Dritter Orden in Passau Dr. Christian Schropp, lud sie deshalb zur Fachtagung „Epilepsie im Arbeitsleben – ein (un-)kalkulierbares Risiko“? ein. In einer Expertenrunde bestehend aus Arbeits- und Betriebsmedizinern, Neurologen, Neuropädiatern, Psychologen, Vertreter der Berufsgenossenschaften, Fachleuten des Inklusionsamtes, Hausärzten und Experten aus Reha-Kliniken wurde diese Thematik behandelt, Probleme aufgezeigt und Aufklärungsarbeit bzgl. möglicher rechtlicher Hilfen, in der interdisziplinären Zusammenarbeit geleistet.

„Die größten Probleme für den Erhalt des Arbeitsplatzes stellen ganz klar der plötzliche Verlust der Fahrerlaubnis und die Arbeitssicherheit dar“, erklärt Jungwirth, die auch Mitglied des Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) ist. Denn nach der Diagnosestellung Epilepsie erhalten die Betroffenen ein Fahrverbot und müssen mindestens ein Jahr anfallsfrei sein um ihre Fahrerlaubnis wieder zu erlangen. „Das ist natürlich für Arbeitnehmer in unserem ländlichen Gebiet ein großes Problem. Die Menschen wissen von heute auf morgen nicht mehr, wie sie zur Arbeit kommen sollen“, so Jungwirth. Doch auch Bedenken des Arbeitgebers machen die Situation nicht leichter. Vor allem das Thema Arbeitssicherheit, verbunden mit Haftungsfragen, Verantwortlichkeiten und die mögliche Gefährdung anderer Mitarbeiter macht Arbeitnehmern Sorgen.

Im Jahr 2010 wurde deshalb das Modellprojekt Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) ins Leben gerufen. Peter Brodisch, der dieses Modellprojekt seit Beginn leitet, und zusätzlich an der Epilepsie Beratungsstelle in München tätig ist, konnte damit viel erreichen. Seit dem Start dieses Projekts konnten deutschlandweit pro Regierungsbezirk NEA-Teams etabliert werden, die Arbeitnehmer mit Epilepsie und Arbeitgeber unterstützen. „Wir sind auf einem guten Weg“, erklärte Peter Brodisch auf der Fachtagung. Doch es gäbe auch noch viel zu tun. So startet in diesem Jahr das zweite Modellprojekt unter dem Titel „Berufliche Teilhabe epilepsiekranker Arbeitnehmer“. Das Projektteam unterstützt Betriebe darin, mittels einer inkludierten Gefährdungsbeurteilung maßgerechte Lösungen für die Beschäftigung epilepsiekranker Mitarbeiter zu finden. „Gute Lösungen finden wir häufig im Bereich der Arbeitssicherheit“ betont Brodisch. Das Projektteam wird dabei von starken Partnern unterstützt, etwa dem VDSI. Der VDSI ist deutschlandweit der größte Fachverband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit.

Zur Info
Die Epilepsie Beratung Niederbayern bietet neben kostenlosen Beratungen von Betroffenen und Angehörigen auch Fortbildungsveranstaltungen für Kindergärten und Schulen an. Frau Jungwirth kommt auf Wunsch auch in Betriebe um aktuelle Situationen zu besprechen, oder um das Personal zu schulen. Die Beratungsstelle hat zudem eine Außenstelle in Landshut und bietet Außensprechtage in Straubing und Mainkofen an.
Termine für Landshut und Straubing unter: 0871 852 1314 (Frau Staber-Melzig)
Termine für Passau und Mainkofen unter Tel.: 0851 7205 207 (Frau Jungwirth)

Weitere Infos und Ansprechpartner für das Modellprojekt Berufliche Teilhabe epilepsiekranker Arbeitnehmer in München:
Herr Peter Brodisch, Tel.: 089 540 497 700 und unter: www.epilepsie-arbeit.de

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